Dienstag, 2. April 2013

Gegen den Strom und mit der Zeit (geänderte Version)





Die Biografie eines Harburgers, aufgeschrieben von ihm selber sowie den Autoren Ivar Lethi und Matthias Bublitzerschien 2009 bei BoD (Book on Demand).  Der Untertitel „Ein Harburger Leben zwischen Alltag, Anarchismus und Außenmühle“ deutet an, was im 265-seitigen Erzählband vollends klar wird: Thomas ist, auch wenn er zur See fuhr und diverse Länder kennen lernte, Harburger mit Haut und Haar. „Gegen den Strom und mit der Zeit“ ist ein durch und durch „politisches“ Buch – im Fokus des Erzählens steht jedoch die persönliche Entwicklung: Kindheit, Elternhaus, Lehre, Arbeit, Beziehungen zu anderen Menschen, Freundinnen, Liebe, Liebes-Projekte (ZEGG!) ... – und dann kommt die Politik. Der Protagonist war viele Jahre bei der SDAJ (Sozialistische Deutsche Arbeiter-Jugend) und DKP aktiv, sein Vater war Kassenwart der Harburger Sektion der DKP. Eine kurze Begegnung mit Libertären, die ihn in einer brenzligen Situation unterstützten, trug erst viele Jahre später Früchte. Der Ich-Erzähler (* 1953) wurde Anarchist.  Das Buch ist gut lesbar und verständlich geschrieben – die Autoren wollen Menschen  erreichen. Ideologie spielt eine eher untergeordnete Rolle. Viele Jahre spielten auch Drogen im Leben des Harburgers eine Rolle – inzwischen ist er weitest-gehend clean und kann sich mit ziemlich klarem Kopf seiner politischen Arbeit widmen. Einen Wider-spruch vergißt er nicht zu erwähnen: Er ist Anarchist – und tritt doch bisweilen als Autorität auf. Impulse gehen ihm durch, er ist nicht immer so freundlich, wie man das von einem Menschen erwarten könnte, zu dessen Leitideen gehört, daß kein Mensch Macht über andere Menschen ausüben soll. In meinen Augen schadet der Ich-Erzähler sich mit dem Geständnis nicht, es macht ihn sogar eher sympathisch. Wer Veranstaltungen organisiert, Diskussionsrunden leitet usw., weiß, daß man bisweilen lauter werden und sich durchsetzen muß, weil bestimmte Sachen sonst nicht l,aufen. Auch wenn Autorität komisch oder „falsch“ wirken kann bei einem, der sich „Herrschaftslosigkeit“ auf die Fahnen schreibt. In Harburg organisiert Thomas Veranstaltungen, trifft Genossen und kümmert sich um die Website http://libertaere.de/   Ein Teil der Proteste gegen die IBA geht auf das Konto der Harburger Anarchos.  *** 16,90 €, BoD                     **RS** 

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