Die Edition Tiamat veröffentlichte 2011 die
ausgewählten Briefe Debords. Wer sich für die
Schriften des Autors („Die Gesellschaft des Spektakels“ u.a.)
interessiert, findet in den Briefen Hinweise und Ergänzungen, die den Zugang zu
seinem Hauptwerk erleichtern. Zudem bieten die Briefe Einblick in die Gedanken,
Ideen, das Rollenspiel des revolutionären wie geistreichen Menschen Guy Debord.
Zu seinem Netzwerk „Situationistische Internationale“ aus
Künst-lern, Journalisten etc., das 1972 aufgelöst wurde, aber in
Arbeitsbeziehungen und Korrespon-denzen weiter bestand, gehörten französische,
italienische, spanische, dänische, englische Verbündete, auch deutsche. Schon
in den 70-ern wurden Debords Schriften von der Edition Nautilus (Hamburg) übersetzt
und ediert, aber der Autor war den Hanseaten in der Spätphase nicht sehr
gewogen: „Die Dummköpfe aus Hamburg (Edition
Nautilus) sind stets eifrig darum bemüht,
die Bücher, von denen sie glauben, sie ließen sich gut ausweiden, in Gänze
–schlecht- zu übersetzen ...“ (S. 315/316).
Diesen Anspruch auf Genauigkeit und
Schärfe der Kritik wandte er auf jeden an, der sich mit seinem Werk
öffentlich befasste: „Es ist nämlich
undenkbar, dass ich implizit wem auch immer die minimalste Kompetenz oder auch
nur die geringste Fähigkeit zugestehe, mein Werk oder mein Verhalten zu
beurteilen“. (S. 323). * Meines
Erachtens sind die Schriftenj Debords auch heute noch lesenswert, gerade auch
für militante Linke – weil er Revolte, Denken, Filmemachen und Kunst
miteinander verband. *** 336 S., 28
€ **RS**
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