Ich
sitze an einem Text über Mitleid und Einfühlungsvermögen. Obwohl ich über
Phantasie verfüge + jede Menge Gefühl, will mir mein Wortgestrüpp unter der Hand
nicht zur Torte werden. Es ist eher wie Suppe, mit schwer definierbaren Klößen. Also ... schaue ich, was andere Autoren
zum Thema zu sagen haben. Auf Breithaupt stoße ich im Internet. Bei amazon finde ich unter „empathie bücher“ 599 Ergebnisse, eines davon ist „Kulturen der Empathie“ von Fritz
Breithaupt. „suhrkamp taschenbuch
wissenschaft“ MUSS was sein. „Die
Geschichte mit der Maus“ ist eine GUTE Einleitung. Sie erzählt von einem
Studenten, der in seinem Waschbecken eine Maus findet, die an den glatten
Wänden nicht hochkommt. „Ich starrte die
Maus an und sie blickte zurück. Dann machte ich den Wasserhahn an, so daß die
Maus von dem Wasser in den garbage disposal (elektrischen Müllzerkleinerer) gespült wurde. Dann drückte ich auf den
Knopf ... Obwohl ich klar für die Maus Partei ergreife, gefällt mir diese
Einleitung, weil hier ein negativer Ansatz gewählt wird, um breit und
wissenschaftlich den Begriff der Empathie,
der u.a. „Einfühlungsvermögen“
bedeutet, zu untersuchen. „Empathie
ist seit einigen Jahren zu einem der Kernthemen der Kognitionswissenschaften
aufgestiegen ... Dabei ist zu betonen, dass Empathie keineswegs nur eine
Angelegenheit des Wohlwollens und der positiven Akzeptanz der anderen ist.“ (siehe
das Beispiel mit der Maus). Kurz darauf, auf S. 9, ist von „Mechanismen der Empathie“ die Rede. Da
bin ich sehr nah an einem Thema, das mich betrifft und zugleich über das
Stichwort „Empathie“ hinausgeht. Mechanismen
meine ich immer wieder wahr-zunehmen; bei mir wie bei Zeitgenossen. Ein spannendes Thema, auch Angst oder zumindest Unsi-cherheit
hervorrufend. Es geht schließlich um die Frage, ob das, was ich
tue, meinem „freien Willen“ entspringt -
oder ob ich bzw. mein Körper nur Mechanismen
folgt. – Zurück zum zentralen Begriff
des Buchs. Ich streiche wie immer eine Menge an und notiere einzelne Sätze.
S. 29: „kaum etwas prägt den Einzelnen so
sehr wie traumatische Erfahrungen und kaum etwas trennt die Erfahrungswelt des
Einzelnen so sehr von der Welt der anderen“. In diesen Zeilen steckt so
viel existentiell Wahres, daß ich wie in Trance das Buch erst einmal
zuklappe ... + einen Spaziergang mache. /// Das nächste Kapitel (S. 30) ist
überschrieben: „Emotionale Ansteckung und der Schutz gegen dieselbe“ Schreibt hier ein Erz-Rationalist? Gefühle
sind doch gut, oder?! – Wie es weiter geht, kann ich nicht verraten. Ich will etwas lernen. Deshalb bleibe ich bei
dem Buch. Es geht um die Ver-Sachlichung von etwas, was mir beinahe heilig
ist. Ich bin neugierig. 21.1.2013 ***RS***
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