Samstag, 26. Januar 2013

Rialto-Kino in Wilhelmsburg




Mehr als 30 Jahre ruhte der Betrieb im Rialto-Kino im Vogelhüttendeich. Die Räumlichkeiten sind entsprechend verkommen. Grundsanierung oder Abriß scheinen die Alternativen zu sein. Stefan Reifenrath, seit 2007 auf der Elb-Insel lebend, hat das Gebäude mit Partner Christian Steinberg gekauft. Er ist begeistert, kommt ins Schwärmen ob des alten Flairs. Reifenrath ist „kein besonderer Cineast, aber er hat etwas über für Vergessenes, für alte Sachen, die irgendein Potenzial haben“ (HH Abendblatt). „Und beim Rialto steh ich total auf den morbiden Charme, dieses geheimnisvolle Cinema-Paradisohafte.„70.000 €uro und viel ehrenamtliche Hilfe“ seien nötig, lese ich weiter. Die evangelische Wiechern-Gesellschaft, die das Westend betreibt, stiftete bereits 7500 €uro, hörte ich. *** Der Plan: Das Rialto soll erst einmal für ein Jahr renoviert und funktionsfähig gemacht werden, gerade jetzt zum IBA- und igs-Jahr. Es sollen nicht nur Filme gezeigt, sondern auch Konzerte gegeben, Lesungen durchgeführt werden usw. An anderer Stelle las ich, daß schon „vier Profis gefunden“ wurden, die „in den vier Sparten Kino, Literatur, Musik und Theater organisieren“. Ich muß schmun-zeln, das geht ja ruckzuck, und dann auch noch Profis. „Profis“. Würd mich mal interessieren, welcher Literatur-„Profi“ Lesungen organisieren wird. Jou, jetzt geht der run los. Ist schon mittendrin. „Erste Künstler haben schon zugesagt, kostenlos aufzutreten.“ *** Auch bei mir tun sich Bilder auf, Phantasien, Visionen. So ein umgebautes Kino bietet selbstverständlich gigantische Möglichkeiten. Für Kunst und Kultur unterschiedlichster Art. Man könnte sagen: Wilhelmsburg tut einen Schritt nach vorne, kulturell. ABER: So ein Kino kann auch ein gewaltiger Schritt nach vorne im Sinne der GENTRIFIZIERUNG bedeuten, der dieser Stadtteil wie kein anderer in Hamburg unterworfen ist. Das erklärte Ziel der IBA, igs und der hinter ihnen stehenden Finanziers, Politiker und Wirtschafts-unternehmen ist die Umstrukturierung des Stadtteils, das Attraktivmachen für finanzstärkere Bewohner als die, die bisher hier leben. Diesbezüglich gibt es schon einige Änderungen. Rein äußerlich hat sich irre viel getan – einige Bereiche in Wilhelmsbureg Mitte wurden komplett auf den Kopf gestellt bzw. um- und überbaut. Ich sag nur „Legoland“ (Umweltbehörde etc.) ... Das Reiherstiegviertel  wurde bisher noch relativ veschont. Trotzdem befürchte ich, daß die Mieten steigen werden und es weiterhin zu Verdrängungs-Prozessen kommt. Verdrängung auf kulturellem und künstlerischem Gebiet spüre ich am eigenen Leib. *** Ich möchte den neuen Besitzern des Rialto nichts Böses unterstellen. Der Kauf ist eine völlig legitime Angelegenheit, da gibt es nichts zu deuteln. Aber Skepsis ist angesagt. Ich hoffe, daß es jetzt und auch im nächsten Jahr, nach der ersten Phase, seitens der neuen Besitzer eine gehörige Portion Sensibilität auch für die Interessen der hier lange ansässigen Insulaner gibt. **RS-Stadtteilkünstler**

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Lieber Herr Samson,

vielen Dank für Ihre Begleitung der RIALTO Lichtspiele in Ihrem Blog.
Ich würde mich freuen, wenn wir die Möglichkeit fänden, uns persönlich auszutauschen. Ich stehe Ihnen gern zur Verfügung.
Sie erreichen mich unter: info@rialto-Lichtspiele.de

Gruss

Stephan Reifenrath