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als 30 Jahre ruhte der Betrieb im Rialto-Kino
im Vogelhüttendeich. Die Räumlichkeiten sind entsprechend verkommen.
Grundsanierung oder Abriß scheinen die
Alternativen zu sein. Stefan Reifenrath, seit 2007 auf der Elb-Insel lebend,
hat das Gebäude mit Partner Christian Steinberg gekauft. Er ist begeistert,
kommt ins Schwärmen ob des alten Flairs. Reifenrath ist „kein besonderer Cineast, aber er hat etwas über für Vergessenes, für
alte Sachen, die irgendein Potenzial haben“ (HH Abendblatt). „Und beim Rialto steh ich total auf den
morbiden Charme, dieses geheimnisvolle Cinema-Paradisohafte.“ „70.000 €uro und viel ehrenamtliche Hilfe“ seien
nötig, lese ich weiter. Die evangelische Wiechern-Gesellschaft, die das Westend
betreibt, stiftete bereits 7500 €uro, hörte ich. *** Der Plan: Das Rialto soll
erst einmal für ein Jahr renoviert und funktionsfähig gemacht werden, gerade
jetzt zum IBA- und igs-Jahr. Es sollen nicht nur Filme gezeigt, sondern auch
Konzerte gegeben, Lesungen durchgeführt werden usw. An anderer Stelle las ich,
daß schon „vier Profis gefunden“
wurden, die „in den vier Sparten Kino,
Literatur, Musik und Theater organisieren“. Ich muß schmun-zeln, das geht ja
ruckzuck, und dann auch noch Profis. „Profis“.
Würd mich mal interessieren, welcher Literatur-„Profi“ Lesungen organisieren
wird. Jou, jetzt geht der run los.
Ist schon mittendrin. „Erste Künstler
haben schon zugesagt, kostenlos aufzutreten.“ *** Auch bei mir tun sich
Bilder auf, Phantasien, Visionen. So ein umgebautes Kino bietet
selbstverständlich gigantische Möglichkeiten. Für Kunst und Kultur
unterschiedlichster Art. Man könnte sagen: Wilhelmsburg tut einen Schritt nach
vorne, kulturell. ABER: So ein Kino kann auch ein gewaltiger Schritt nach vorne
im Sinne der GENTRIFIZIERUNG bedeuten, der dieser Stadtteil wie kein anderer in
Hamburg unterworfen ist. Das erklärte Ziel der IBA, igs und der hinter ihnen
stehenden Finanziers, Politiker und Wirtschafts-unternehmen ist die
Umstrukturierung des Stadtteils, das Attraktivmachen für finanzstärkere
Bewohner als die, die bisher hier leben. Diesbezüglich gibt es schon einige
Änderungen. Rein äußerlich hat sich irre viel getan – einige Bereiche in
Wilhelmsbureg Mitte wurden komplett auf den Kopf gestellt bzw. um- und überbaut.
Ich sag nur „Legoland“ (Umweltbehörde etc.) ... Das Reiherstiegviertel wurde bisher noch relativ veschont. Trotzdem
befürchte ich, daß die Mieten steigen werden und es weiterhin zu
Verdrängungs-Prozessen kommt. Verdrängung auf kulturellem und
künstlerischem Gebiet spüre ich am eigenen Leib. *** Ich möchte den neuen
Besitzern des Rialto nichts Böses unterstellen. Der Kauf ist eine völlig
legitime Angelegenheit, da gibt es nichts zu deuteln. Aber Skepsis ist angesagt. Ich hoffe, daß es
jetzt und auch im nächsten Jahr, nach der ersten Phase, seitens der neuen
Besitzer eine gehörige Portion Sensibilität auch für die Interessen der hier
lange ansässigen Insulaner gibt. **RS-Stadtteilkünstler**
1 Kommentar:
Lieber Herr Samson,
vielen Dank für Ihre Begleitung der RIALTO Lichtspiele in Ihrem Blog.
Ich würde mich freuen, wenn wir die Möglichkeit fänden, uns persönlich auszutauschen. Ich stehe Ihnen gern zur Verfügung.
Sie erreichen mich unter: info@rialto-Lichtspiele.de
Gruss
Stephan Reifenrath
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