Das Projekt gibt es schon ein paar Jahre. Unter dem
Motto Plattform für performative Kunst-kritik wird mehr oder weniger regelmäßig
zum KunstHasserStammTisch eingeladen. Den organisato-rischen Rahmen
bildet eine virtuelle noroomgallery (Galerie,
die über keine eigenen Räume verfügt). *** Der KHST am 17.1. fand in der
Gaststätte des SC Union 03 in der Waidmannstraße statt. 7 Eröffnunsgredner
performten im Wettstreit gegeneinander. * Armin
Chodzinski trat in schwarz-weißem Trainingsanzug und Pudelmütze auf. Aus
einem Musik-player beschallte er die zahlreiche Zuhörerschaft mit Rock-Musik.
Anfangs fand ich das störend – im Nachhinein die Idee gut. Der Vortrag war etwas
holprig, aber dafür intellektuell und
spannend recherchiert. Chodzinski stellte –wichtig!- den Bezug zwischen Kunst
und Fußball-Club her. Den zweiten Vortrag an diesem Abend -eine
Kunstjournalistin las ihre Notizen vom Blatt ab- fand ich langweilig. Dann kam Dirk Lockow, der Leiter der
Deichtor-hallen. Er erzählte freihändig und reüssierte mit einer witzigen Story:
Hamburger Künstler klauten von einem Fußballplatz den Elfmeter-Punkt. Sibylle Peters performte sehr
konzentriert, erzählte von einem Auftritt –so verstand ich es zumindest- in
einer Schule, in der sie für eine Spuk-Versicherung (!) warb. Sie zog sich
während des Vortrags um. Witzig und originell. Dann kam Barbara Kisseler, die Hamburger Kultur-Senatorin. Sie zeigte, daß
sie es draufhat, kom-petent, locker, die Situation beherrschend. Ich hatte ihre
Fähigkeiten im Vorhinein hoch eingeschätzt und sah mich bestätigt. Wer schafft
es schon, das Thema Jahrmarkt der
Eitelkeiten anzupacken, ohne moralinsauer oder albern zu werden? Zum
Abschluß redeten bzw. plap-perten zwei künstlerische Leiterinnen des
Kunstvereins Harburger Bahnhof. Sie lasen vom Blatt ab, soweit ich dies mitbekam.
Ich saß hinter den Eröffnungsrednerinnen, fotografierte auch aus dieser
Perspektive. Aber vielleicht ist es auch mal interessant, Personen, über die
berichtet wird, von hinten zu sehen.
*** Bei diesem Wettstreit der Hamburger Eröffnungs-redner bildeten die
Auftretenden zugleich die Jury. Sie erklärten die jungen Damen vom Kunstverein
Harburger Bahnhof zu den Siegerinnen. Für mich eine krasse Fehlentscheidung.
Die Begründung: Sie hätten gezeigt, daß sie den Wettbewerbs-Charakter nicht so
ernst nähmen. „Aber sich selbst“, ergänzte ich für mich. Ihre Performance war
einfach schlecht. Ich persönlich gehe definitiv nicht zu Abenden, wo mangelndes Können und Unsicherheit mit Flapsigkeit
und Sprüchen überspielt wird. Ich fahre nicht stundenlang in lausiger Kälte
herum, um sogenannte Kunstexperten zu erleben, die sich mit einem Trick nach
vorne spielen. Die oben namentlich Erwähnten fand ich gut bis sehr gut,
zumindest hoch-interessant. Von denen würde ich mir jederzeit –so ich Zeit habe
+ lustig bin- wieder etwas anschauen. * Ein Wort noch zum KunstHasserStammTisch-Veranstalter. Der Abend sollte um 20 Uhr
losgehn. Es wurde fast eine halbe Stunde später. Eine Zwischenansage hätte gut
getan. Es gab technische Probleme, die man vorher
hätte angehen können. Mit J.H. unterhielt ich mich vor einer Woche intensiv
eine Stunde lang. An diesem Abend grüßte er nicht mal. Ich hatte schon früher
den Verdacht, daß dieser Mensch, der gerne den Nerd gibt, besonders penibel die hierarchische Ordnung einhält und,
wie es sich für manchen Hanseaten gehört, spürbar zwischen VIP, VVIP (very very
important person) und NIP (non-important person) unterscheidet. Ich HASSE das.
Und damit bin ich bei dem Thema, das an diesem Abend zu kurz kam, d.h. nur ein-
oder zweimal in einem Nebensatz erwähnt wurde. Auch diesbezüglich versagte m.E.
der Veran-stalter. Wer das Publikum ernst nimmt, kann auch drei oder vier Sätze zum
Thema KunstHASSERStammTisch sagen.
*** Mit einer Manteltasche voller Eindrücke und einer
Curry-wurst im Magen fuhr ich nach Hause.
**RS**
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