Bei
der Lektüre des SPIEGEL-Interviews mit dem Psychiater Borwin Bandelow ist mir
beinah schlecht geworden. Der Ansatz dieses Mannes, psychopathologische
Störungen mit dem endogenen EOS-System in Verbindung zu bringen, ist
interessant, ja könnte im wissenschaftlichen Sinn evtl. sogar zu neuen
Erkenntnissen führen. Wie dieser Ansatz im Verlauf des Gesprächs jedoch kolpor-tiert
und auf Yellow Press-Niveau gebracht wird, ist unerträglich. Andreas
Baader auf einem Niveau mit Frank Schmökel, Marc Dutroux und anderen zu
lebenslänglich verurteilten Triebtätern. Aus RAF-Terroristinnen werden
„gläubige Groupies“. Wir haben die Begriffe der „unsozialen“ und „asozialen“, Bandelow bereichert unseren Wortschatz
um den der „anti-sozialen Persönlichkeit“. Grob vereinfachend wird
dämonisiert „auf Deibel komm raus“. Hier passiert das Gegenteil von dem, was
ich von Wissenschaft und Wissenschaft betreibenden Menschen erwarte, nämlich
aufzuklären. Herr Bandelow, der sich
offenbar einbildet, eine bahnbrechende Entdeckung gemacht zu haben vergleicht sich mit Paul MyCartney und dessen Song Yesterday.
Das ist zum Lachen. Oder sollten
kritikfähige, intelligente Leser besser weinen? * Mit diesem Artikel erreicht
der SPIEGEL ein armseliges Niveau. Die Absichten, die dahinter stecken,
scheinen klar. Wissenschaft mutiert zu Herrschaftswissen, das allein zu diesem
Zweck „produziert“ wird. * **RS**
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