Frau Schwieger, Geschäftsführerin der AGSM (Assistenz Gemeinschaft
Schwieger-Martens) fragte bei einem Firmen-Treff meinen Chef: „Wasn das fürn komischer Vogel?“. Sie
meinte mich. Und klagte, ich wäre bei einem Termin in der Firmenzentrale „unangenehm aufgefallen“. Ob ich „noch in der Probezeit“ sei?
Meine
Probezeit war bereits abgelaufen. Einfach rausgeschmissen werden konnte ich
also nicht mehr. Was mein Vorgesetzter erzählte, deprimierte mich. Ich
überlegte, was Frau Sch. zu ihrer Abneigung gegen mich gebracht haben könnte.
Zornig machte mich, daß sie nicht direkt zu mir kam. Meinetwegen hätte sie mich
auch verwarnen können, wenn es einen nachvollziehbaren Grund gab.
Zu
dem besagten Termin in der AGSM-Zentrale, bei dem ich unangenehm aufgefallen war -wie auch immer- waren ungefähr 20
Personen erschienen; außer mir noch ca. 15 andere neue Mitarbeiter sowie einige Leitende
Angestellte. Wir wurden offiziell als „Neue“
begrüßt, hörten Referate und bildeten Arbeits-Gruppen. Am Schluß wurden wir aufgefordert,
unsere Meinung über die AGSM zu
sagen. Selbst wenn wir uns kritisch äußerten, würde uns „kein Nachteil“ daraus entstehen.
So
die Situation, in der ich mich seinerzeit befunden.
Ich
hatte eine grau melierte Schiebermütze getragen. Sah ich dadurch komisch aus?
Mein farbiges Hemd und bunter Schlips hatten vielleicht seltsam gewirkt, erst
recht wohl auch, daß ich beinahe ständig eine Hand vor den Mund hielt. Ähnelte
ich dadurch einem Vogel? Meine Hand vor dem Mund war keine Allüre, sondern
entsprach nur dem profanen Wunsch, nicht meine Zahnlücke zu zeigen. Wegen
entzündetem Oberkiefer konnte ich meinen Zahnersatz nicht dort unterbringen, wo
er eigentlich hingehörte. So hielt ich also die meiste Zeit eine Hand vor den
Mund. Konnte dies ein Grund sein, mich zu entlassen? Die AGSM gab sich betont
christlich. Jemanden wegen Schiebermütze, buntem Hemd, Schlips und Zahnlücke
zu entlassen – war das christlich? Außerdem
gehörten zur Klientel der Firma Menschen, bei denen, vorsichtig ausgedrückt,
Zahn- und andere Lücken nicht eben selten und zudem gut zu sehen waren. * Nein, der Grund musste anderswo liegen. Ich
hatte behauptet, daß die Dependance, in der ich arbeite, wie eine Bank-Filiale
aussehe. Ohren-Schmerzen hatte ich zwar nicht, aber womöglich die Worte des
Referenten doch falsch verstanden.
Ich bildete mir ein, gehört zu haben, daß kein
Nachteil entstehe, wenn wir uns kritisch äußerten. Vielleicht hatte der Mann aber
gesagt, daß uns ein Nachteil
entstehe, wenn wir uns negativ äußerten.
Was
für einen Unterschied doch ein einzelner Buchstabe ausmacht.
Egal:
K oder nicht-k, Schiebermütze, Schlips, mit oder ohne Zahnlücke, christlich
oder was die AGSM darunter versteht : Mir war mein Job lieb und kostbar. Also
schrieb ich Frau Sch. einen Brief.
Die Namen der Personen sowie der Firma wurden geändert. *Robert Jähsinn*
Fortsetzung folgt.
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