Im „Alles
wird schön“ in Heimfeld
sprach ein Vertreter der Kommune Niederkaufungen (bei Kassel). Das Projekt gibt
es seit 1986. Ca. 60 Erwachsene und 20 Kinder leben derzeit in der Kommune, die
aus vielen Einzel-Projekten, Handwerksbetrieben usw. besteht. Einen
ideologischen Überbau gibt es nur noch ansatzweise. Marxistische Gedanken wie:
Eigner der Produktionsmittel zu sein, spielen eine Rolle (die Niedertaufinger
Kommunarden sind Inhaber ihrer Betriebe), aber es scheint keine intensivere
Auseinandersetzung mit linker Theorie zu geben. Daß die Kommune trotz nie ganz ausbleibender innerer
Konflikte, schon bald 30 Jahre besteht, ist eine Menge und darf als großer Erfolg
gesehen werden. Sympathisch machte
mir den Sprecher, daß er nicht nur von den Arbeitsbereichen erzählte, sondern
andeutungsweise auch vom Miteinander. Die Neurosen, die durch die Kleinfamilie,
repressive Erziehung usw. entstehen, werden durch eine andere Lebens-weise
nicht automatisch aufgehoben. Es scheint da so etwas wie ein lebenslanges
Arbeiten an den eigenen Defekten zu geben – wenn ich den Sprecher richtig verstanden
habe. Zumindest aus eigener Erfahrung würde ich diesem Gedanken zustimmen. *
Nicht sympathisch war mir, daß bei Erwähnung der Otto Muehl-Kommune, in der ich
bis 1982 lebte, gleich massive Abwehr aufkam – als hätten alle dort lebenden Menschen
schwere Delikte begangen. Die Frage, ob ein Kommune-Projekt wie in
Niedertaufungen beeinflusst ist von anderen, noch größeren Projekten (in der
Mühl-Kommune lebten zeitgleich bis zu 800 Kommunard-innen), sollte möglich
sein. Über die Muehl-Kommune und die linksradikale Szene der 70-er Jahre schrieb ich ein Buch: "Das Paradies auf der Bratpfanne" (bod, isbn 3-905052-81-4) Nicht Verteufeln oder Dämonisieren bringen weiter, sondern Aufklärung und
Gestaltung. * Auf der Website der Libertären
Harburg findet sich der schöne Satz „Die wirkliche Ursache von Aufruhr ist immer
der Mangel an Glück“. Ich halte diesen Gedanken für beherzigenswert.
* So machte ich mich, um positive wie nega-tive Eindrücke reicher, wieder auf
den Heimweg ... *RS*
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