Mittwoch, 12. Dezember 2012

Gentrifizierung Ultra


Was sehen Sie , liebe Blog-Leser und Leserinnen, auf dem abgebildeten Foto?
** Handelt es sich
a)um Umbaumaßnahmen der Miniatur-Wunderwelt in der Hamburger Speicherstadt
oder
b)um Arbeiten an einem neuen Kunstwerk eines Josef Beuys-Schülers ("Lachender Hase")
oder
c)um einen Schnappschuß aus einem neuen Computerspiel
oder
d)um einen Felsen, der mit Betonflächen umrahmt wird?

Laut Süddeutscher Zeitung vom 8.12. sehen wir Teile eines Friedhofs inmitten einer Baustelle in Tai-yan (China). Die Angehörigen der dort Begrabenen wehren sich noch dagegen,  daß die Stätte einge-ebnet wird. Die meisten anderen hatten nicht den Mut und die Kraft, sich aufzulehnen.  Bei der Kam-pagne im Herbst diesen Jahres ging es um die Zerstörung von insgesamt 3,5 Millionen Gräbern. Ge-bietsweise wurden Wettbewerbe ausgerufen, um möglichst schnell und gründlich die Einebnung der Grabstätten zu erreichen. „Ein Preisgeld von 300 000 Yuan, umgerechnet 37 000 Euro wurde ausge-lobt für die Dörfer, die die Arbeit am gründlichsten erledigten, die schnellsten drei sollten sich zudem mit dem Titel „erstklassige Ortschaft“ schmücken dürfen.“ (SZ). * Ist das nicht irre?, fragt man sich als deutscher Normalbürger. Nein, es ist nicht irre, sondern offenbar völlig normal. In China zumindest. Die verantwortlichen Politiker sind offenbar so fortschrittsgeil, daß sie vor nichts und niemandem zu-rückschrecken, um ihre Ziele zu erreichen. * Ich blogge diesen Beitrag, da ich in einem Hamburger Stadtteil lebe, der in besonderem Maße Umstrukturierungen unterworfen ist. Das bedeutet für viele Betroffene, staatlicher Willkür schutzlos preisgegeben zu sein. Verglichen mit dem rabiaten Durch-greifen in China und der Strategie, vollendete Tatsachen zu schaffen, sind unsere Gentrifizierer noch relativ gemäßigt – jedenfalls vergreifen sie sich nicht in der Art und Weise an altem Kulturgut, wie es nun aus China berichtet wird.  **RS**   


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