BILD tituliert ihn als „Deutschlands frechster
Hartz-IV-Schnorrer“. Ralph Boes war am Dienstag Gast in Andrea Maischbergers Talk-Runde. Ich fand ihn nicht
frech, sondern mutig. Boes tritt für seine Forderung „Bedingungsloses Grundeinkommen“
ein, hält Vorträge, für die er teilweise sogar Geld bekommt. Zuletzt kürzte ihm das Jobcenter sogar seine
Bezüge bis auf 37,40 €, zwang ihn somit quasi zu hungern. Boes ist bereit, auch
Jobs von Ar4ge anzunehmen – aber sein Engagement, der Eintritt für seine Ideen
ist ihm noch wichtiger. Er bietet seine Vorträge auch Jobcentern und deren
Mitarbeitern an – bisher wurde er aber noch nicht eingeladen. Kein Wunder!
Zwischen unseren staatlichen Institutionen und Menschen mit eigenen Ideen
bestehen Berührungsängste. Bequemlichkeit spielt wohl auch eine Rolle. 2009
organisierte ich mit dem Kunstbüro Wilhelmsburg eine Wanderausstellung mit
Bildern und Skulpturen von etlichen 1€-Jobbern. Zur Vernissage in der
Wilhelmsburger Honigfabrik lud ich
auch das für diesen Stadtteil zuständige Jobcenter ein. Niemand kam. Ich bekam
noch nicht einmal eine Antwort auf meine Einladung. Dies ist auch ein Problem:
Daß Ansätze, etwas an der schwierigen Lage zu ändern, nicht ernst genommen
werden. So ähnlich erging es bisher auch Ralph Boes. Zu hoffen ist, daß er
durch die Fernseh-Sendung nun mehr Respekt erfährt – auch wenn BILD genau das
verhindern will. * Änderungen in der Gesellschaft gehen immer von einzelnen
Menschen aus. Es braucht Zivil-Courage, um zu unbequemen Meinungen zu stehen.
Natürlich kann man auch Leute verstehen, die für Niedriglöhne arbeiten gehen
und sauer sind, wenn andere nicht dazu bereit sind. – So ist DEMOKRATIE. Es
geht darum, daß auch Außenseiter, Nicht-Privilegierte die Möglichkeit
bekommen, ihre Position, ihre Ideen zu äußern. * Ich arbeite seit 1989
„ehrenamtlich“, organisiere Lesungen, Ausstellungen, gab Zeitschriften und
Anthologien heraus usw. Dafür bekam ich
nie ein offizielles Wort der Anerkennung. Mein Versuch, diese Arbeit dem für
mich zuständigen Job-Center als ernst-zunehmende Tätigkeit zu erklären, fand keine Reaktion. *** Ich empfehle meinen Lesern, sich die Talk-Runde im
Internet noch einmal anzuschauen. * Ein Video-Clip fordert, „auch
ehren-amtliche Arbeit als Arbeit aufzufassen“. Dem kann ich mich nur voll + ganz
anschließen. **RS**
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