Der
in Wien lebende Schriftsteller Philipp
Blom beschreibt in seinem Buch eine Gruppe radikaler Aufklärer des 18. Jahrhunderts. Denis Diderot, Jean
Jacques Rousseau, d’Alembert, Friedrich Melchior Grimm u.a. trafen sich
regelmäßig in Paris im Salon des deutschen Paul Henri Thiry d’Holbach. Die
Männer waren miteinander befreundet, später teilweise verfeindet. Zu dem weiteren
Kreis zählte auch Louise Florence Petronille Lalive Marquise d’Epinay, kurz:
Madame Louise d’Epinay. Sie führte einen eigenen literarischen Salon, wie noch
weitere Schriftsteller, Künstler, Geistliche, Männer und Frauen. Eine wichtige
Rolle spielte in diesem Szenario viele Jahre auch der englische Philosoph David
Hume. Mit einigem Abstand zu den Genannten ist auch Voltaire zu den radikalen
Aufklärern zu zählen, die unterschiedliche Tendenzen vertraten. Einige, etwa
d’Holbach, waren Atheisten und streng materialistisch orientiert, dabei
gleichzeitig brave Eheleute. Das mag paradox erscheinen. Diderot hinterließ ein
breites schriftstellerisches Werk (Theaterstücke, Romane, ökonomische und
politische Essays) und war mit dem Mathematiker d’Alembert Herausgeber der Encyclopedie. Philipp Blom untersucht
die Denkweisen, aber auch die persönliche Situation, ansatzweise den Charakter
der genannten Aufklärer: Herkunft, erotische Beziehungen, Religiosität. Im 18.
Jahrhundert Frankreichs war es teilweise le-bensgefährlich, sich
religionskritisch zu äußern. Die Männer und Frauen mussten taktieren, sich
quasi konspirativ verhalten, um zu überleben. Voltaire pflegte gute Beziehungen
zu europäischen Höfen, war reich und weitgehend anerkannt. Charakterlich auffällig
war vor allem Rousseau, der von Blom als schwerer Paranoiker ja Psychopath, als
ständig beleidigt und sich von Intrigen umgeben wähnend dargestellt wird. Vielleicht
musste er so sein, um seine Werke zu schaffen. Heute ist er mit Voltaire der Berühmteste
von allen, zumindest in Frankreich und der Schweiz. * Insgesamt unterhaltsam
geschrieben; Anekdoten, historische Fakten und Charakteri-sierungen
vermischend. * "Böse Philosophen", 400 Seiten, Hanser Verlag isbn 978-3-446-23648-6 **RS**
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