Samstag, 22. Dezember 2012

Sie meinen es gut!


Die Wilhelmsburger Grundsicherungs- und Sozialabteilung, noch beheimatet im Rathaus Mengestr. 19, soll umziehen ins Bezirksamt Mitte, Kurt-Schumacher-Allee 4. Seit die Sache bekannt wurde, steht mein Telefon nicht mehr still. Hilferufe, Verzweiflungsschreie, resigniertes Weinen. Mein Briefkasten quillt über. Manuel „Manni“ Humburg in einer Not-mail:  „Samson, Deine Kreativität ist gefragt!“  Oke, oke ... Zunächst einmal: Leute, wir müssen uns das negative Denken abgewöhnen!! Was auf den ersten Blick wie eine Verschlechterung der Situation älterer Menschen aussieht, ist in Wahrheit ein Anstoß, unsere Hirnzellen zu aktivieren. Und nicht nur die. Was ist dabei, wenn ein 70-jähriger für einen Termin nicht mehr von der Kirchdorfer Straße zur Mengestraße schlurft, sondern die S-Bahn zum Hbf nimmt und die paar Meter zur K-S-A spazierengeht? In Wilhelmsburg versumpft der Mann vor dem Fernseher – so aber macht er Sightseeing im Stadtteil und trifft im Bez.-Amt Mitte nette Menschen. Ist es echt sooo schlimm, wenn eine 80-jährige von der Mannesalle nicht, wie gewohnt, in den 13-er Bus Rchtg. Mengestraße steigt, sondern in die entgegengesetzte zur S-Bahn Veddel? Wozu hat sie Söhne, Töchter, Enkel und Urenkel? Richtig: Daß sie ihr helfen. Glaubt denn jemand im Ernst, die gute Frau Jankowski schafft es nicht mehr bis zur K-S-A 4? SOO fit ist die Gute allemal. Und bitte sehr:  Ein 90-jähriger mit Rollator hat oft noch mehr Saft als ein 19-jähriger, der zweimal zuviel am Joint gezogen hat. Was für eine Kränkung, Älteren nichts mehr zuzutrauen! Na gut – es kann sogenannte Härtefälle geben. Und auch die bekommen wir in den Griff. Richten wir einen Begleit-Service ein. Niemand komme mir jetzt mit der Kosten-frage! „Wer soll DAS denn alles bezaaaahln, den Be-gleihht-Sörwitz unsoweita?“ Ich höre schon das Gejammer und Gehechel, spüre den häßlichen Speichelfluß. Blabla kann ich da nur sagen. Dieser Begleit-Service engagierter Wilhelmsburger wird selbstverständlich kostenfrei + EH-RENAMTLICH durchgeführt. Ich kenne etliche KandidatInnen, die nichts lieber tun würden, als ältere Menschen zu Ämtern zu begleiten. Ohne Bezahlung natürlich. * Fangen wir doch beim BÜR-GERHAUS an. Leiterin Bettina Kiehn ist ein Muster an sozialem Engagement. Schon mit 12 bekam sie ihre erste Plakette für „Die gute Tat“.  Sie hat eine ganze Vitrine voll mit entsprechenden Aus-zeichnungen. Nur 2 Zimmer weiter sitzt Ernst Fehling, der sich zerreißen würde, um neben seiner aufopferungsvollen Organisationsarbeit ehrenamtlich Dienst am Mitmenschen tun zu dürfen (!). Wer traute ihm das zu? Ich! Ich kenne ihn nämlich. Hinter seiner bisweilen strengen, ja gestreßten Miene versteckt er ein weichherziges, gutmütiges Wesen. „Ich brauche nur ein Signal“  flüsterte er mir kürzlich beim Mittagessen zu. Der dritte im Bunde: Volker Hoffmann. Der Mann ist nicht nur ein begnadeter Choreograf. Ich kann mir kaum einen hilfsbereiteren Menschen vorstellen. Verliert nie ein Wort darüber. * Kommen wir zur HONIGFABRIK. Geschäftsführer Thomas Giehse erklärte sich nach wenigen Minuten bereit, „zwei oder drei Stunden pro Woche ehrenamtlich für ältere Menschen tätig zu sein. Ist mir eine Ehre, Samson!“ Ähnlich Maggi Markert von der Ge-schichtswerkstatt. Sie kennt sowieso jeden Wilhelmsburger Ü 45. „Auf mich kannst du zählen, Samson. Es ist doch für einen guten Zweck, ODER?“ – „Natürlich“, sagte ich.  Was denn sonst“. Bei Heiko Schulz dauerte es länger.  Erst als ich mich bereit erklärte, mit meiner a capella-GmbH Reiherstieg Pistols ein Supporter-Konzert im Herbst 2014 zu geben, sagte er spontan zu. „Wir werden alle älter, Samson, wieso soll ich nicht mal ner netten Omi den Einkaufsbüdel tragen?“ * Also sind hier nach Adam Riese schon 6 Leute. Da kannst du einen kleinen Shuttle-Betrieb aufbauen.  Wenn sich jeder nur 2 oder 3 Stunden die Woche zur Verfügung stellt ... Wir brauchen Sammel-Stellen. Ich schlage vor: Friedhof Finkenriek im Süden; Rathaus Mengestraße in Mitte; Krhs. Groß Sand im Westen; Niedergeorgswerder Deich (unter der AB) im Osten; S-Bahn Veddel im Norden der Elb-Insel.  Sechs Leute a 3 Std. macht 18 Stunden pro Woche Begleit-Service für ältere Menschen, die zur Kurt-Schumacher-Allee 4 wollen. Da kannst du schon mal mit planen. * Weitere Kandidaten: Dietmar „Diddi“ Loose. Der Geschäftsstellen-Leiter der Wilhelmsburger SAGA ist weit über die Elbinsel ja Hamburgs Grenze hinaus berühmt für sein soziales Engagement. Momentan hat er noch als Protokollführer der Märklin-EisenbahnGesellschaft Algermissenstraße von 1937 e.V.  Außerdem baut er gerade ein neues Bingo-Team auf. „Ich hae einiges um die Ohren“, aber „unter mein Ehrenamt-Hüterli paßt noch was“,  versicherte er mir letzten Donnerstag; will sagen: 3 Stunden Ehrenamt pro Woche sind kein Problem. Ich stelle auch mein Auto zur Verfügung“. * Ein weiterer ganz heißer Kandidat ist Christoph von Savigny vom Wilhelmsburger Wochenblatt, der schon jetzt mehr ein Drittel seines Zeilengeldes „für Arme und Bedürftige“ spendet. Ich hab ihn in der Kandidaten-Liste etwas vorge-zogen, d.h. auf einen vorderen Platz gesetzt, weil er a) leidenschaftlich gerne Doppelkopp spielt (wenn mich nicht alles täuscht, haben wir mittlerweile 2 komplette Teams zusammen) und b) immer auf der Suche nach „dankbaren Reportage-Themen“ ist. Hier wird er garantiert fündig.  Kandidatin Nr. 9 ist Frau Pittelkow, ebenfalls vom Wilhelmsburger Wochenblatt. Die Frau ist –was die wenigsten wissen- in neun (9!) karitativen Vereinen und Verbänden ehrenamtlich tätig. Sie hätte „kein Problem“ damit, beim Begleit-Service mitzumachen. „Natürlich kostenlos“. * Aus Zeit- und Platzgründen möchte ich die Liste hier nicht weiter fortführen – ich habe auf meinem Notiz-Zettel noch weitere 15 Namen stehen. Selbstverständlich würde ich selber auch mithelfen. Ich bin ja „seit praktisch 20 Jahren eigentlich nur ehrenamtlich tätig.“  :: Aber, liebe Leute: ich kann mich nicht zerreißen oder aufteilen. Ich bin nur EINER. Ich weiß, daß ihr alle, die ich euch aufgelistet habe, Bettina Kiehn, Ernst Fehling usw., am liebsten mit MIR diesen Shuttle-Dienst verrichten würdet. Ich weiß eure Zuneigung und Respekt zu schätzen. DANKE. Ohne hätte ich euch auch nicht so weit oben auf meiner Liste plaziert.“   


Zurück zum Anfang meines Artikels. Es wird viel zu viel gejammert und geklagt und geweint auf der Elb-Insel. Was schlecht aussieht, ist in Wahrheit gut gemeint. Seien wir dankbar für Anstöße und Anregungen. Werden wir endlich kreativ! * Ich habe eine Vision für 2013: Es wird das Jahr des EHRENAMTES. Nicht nur die oben Genannten werden sich mächtig ins Zeug schmeißen,  um unser Williburg NOCH schöner und lebenswerter zu machen. 
p.s.: Auf meiner Grafik sehen wir einen Ausschnitt der Wege, die wir zu bewältigen haben werden. A steht für das Wilhelmsburger Rathaus, wo bisher die Grundsicherungs- und Sozialabteilung war. B steht für das Bezirksamt Mitte in der Kurt Schumacher Allee. Man muß nur an das Gute glauben und die eigene Kraft. Sie wissen doch: Glaube versetzt Berge!   
* Ende der Durchsage   **RS** 

4 Kommentare:

Erich Heeder hat gesagt…
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
Erich Heeder hat gesagt…

Wilhelmsburg ist nicht alleine, Mümmelmannsberg kämpfte eins für das Sozialamt, weil das weg sollte !! Als es weg war, kam es als Grundsicherungsamt wieder, und zog in das ehmealige Gebäude, wo die Sparkasse drin war !! Nun erfuhr ich, aus sicherer Quelle, das dieses Amt geschlossen wird, und alle die dort hin mußten, nach Billstedt fahren müssen !! Als ich das hörte, war mir ganz anders, erst kämpfste für was, und verlierst trotzdem !! Ich war außer mir,denn was sollen die Leute machen,die weder ein Auto, noch gut zu Fuß sind ?? Mir wurde von dieser sicheren Quelle erzählt, das Mümmelmannsberg kaum noch ein Grundsicherungsamt braucht,geht es uns allen denn so gut ?? Vielleicht ist das mit Wilhelmsburg genau so ?? Dort braucht man so etwas nicht mehr, des halb wurden ja neue Bäume gepflanzt !! Da kommen dem nächst Schlitze rein, wo die Geldscheine nur so raus quellen, man muß dem Baum nur das richtige Paßwort sagen, und schon gehts los !! Oder wurde hier etwas Mißverstanden ?? Jeder der mal in Wilhelmsburg da hin mußte, soll sich mal so ein Baum mit nehmen, in das Bezirksamt Mitte, und sich dagen Geld aus zahlen lassen, aber des wegen extra da hin fahren ?? Nö, - so geht es wohl auch nicht !! Mit uns allen, die etwas älter werden, kann man das ja mal machen, wir wehren und ja doch nicht !! Und wenn sich gewehrt wird, machen sie doch was sie wollen !! Kommt man in unserer Gesellschaft da mit durch ??
Erich Heeder
Stadtteilkünstler,Autor,und Dichter

Raimund Samson kreativ hat gesagt…

Hallo Erich, Du weißt so gut wie ich: Es sind immer die gleichen, die nach außen "sozial" tun, vom "Sozialen" reden, sogar vom "Sozialismus". * Und wenn Du tatsächlich Unterstützung brauchst + irgendwomit nicht klar kommst, sagen diese Leute, die stets das "Soziale" im Mund und im Gesicht spazieren führen: "Das ist DEIN Problem!" - Die Menschen sind Monster an Gleichgültigkeit geworden. Das fällt mir in Wil-helmsburg auf.

Erich Heeder hat gesagt…

Ja, - ich weiß, es gibt Politiker-innen die etwas erzählen, was sie tun werden, wenn eine Soziale Einrichtung finanzjell bluten muß !! Nun ist es so weit,
eine Einrichtung, kurz vor meine Tür,
muß ein Tag mehr schließen, weil das Geld nicht reicht !! Nun habe ich diese PARTEI daran erinnert, was sie gesagt haben, aber man erinnert sich nicht daran, was ich denn möchte !! Tja, - nun warte ich auf ein Termin, bei denen, die etwas gesagt haben !! Bin gespannt, ob ich diesen Termin bekommen werde !! Falls nicht, mache ich diesen Fall öffentlich !! Dann passiert immer etwas, so viel zum Thema SOZIAL !!

Denn die können sich nie daran erinnern,das es sich um unsere Steuergelder handelt, die sie
umher jonglieren !!

Ob alle Monster sind, weiß ich nicht, aber einige sind es bestimmt !!

Ob ich ein Problem habe, weiß ich nicht, aber in unserem Umfeld gibt es welche, und diese Probleme beseitigen nur wenige !!

Dieses Problem sollte mal behoben werden !!

In diesem Sinn,
allen ein gesundes Neues Jahr 2013