Die
Wilhelmsburger Grundsicherungs- und Sozialabteilung, noch beheimatet im Rathaus Mengestr. 19, soll umziehen ins
Bezirksamt Mitte, Kurt-Schumacher-Allee 4. Seit die Sache bekannt wurde, steht
mein Telefon nicht mehr still. Hilferufe, Verzweiflungsschreie, resigniertes
Weinen. Mein Briefkasten quillt über. Manuel „Manni“ Humburg in einer Not-mail: „Samson,
Deine Kreativität ist gefragt!“ Oke,
oke ... Zunächst einmal: Leute, wir müssen uns das negative Denken abgewöhnen!!
Was auf den ersten Blick wie eine Verschlechterung der Situation älterer
Menschen aussieht, ist in Wahrheit ein Anstoß, unsere Hirnzellen zu aktivieren.
Und nicht nur die. Was ist dabei, wenn ein 70-jähriger für einen Termin nicht
mehr von der Kirchdorfer Straße zur Mengestraße schlurft, sondern die S-Bahn zum
Hbf nimmt und die paar Meter zur K-S-A spazierengeht? In Wilhelmsburg versumpft
der Mann vor dem Fernseher – so aber macht er Sightseeing im Stadtteil und
trifft im Bez.-Amt Mitte nette Menschen. Ist es echt sooo schlimm, wenn eine
80-jährige von der Mannesalle nicht, wie gewohnt, in den 13-er Bus Rchtg.
Mengestraße steigt, sondern in die entgegengesetzte zur S-Bahn Veddel? Wozu hat
sie Söhne, Töchter, Enkel und Urenkel? Richtig: Daß sie ihr helfen. Glaubt denn
jemand im Ernst, die gute Frau Jankowski schafft es nicht mehr bis zur K-S-A 4?
SOO fit ist die Gute allemal. Und bitte sehr: Ein 90-jähriger mit Rollator hat oft noch mehr
Saft als ein 19-jähriger, der zweimal zuviel am Joint gezogen hat. Was für eine
Kränkung, Älteren nichts mehr zuzutrauen! Na gut – es kann sogenannte
Härtefälle geben. Und auch die bekommen wir in den Griff. Richten wir einen
Begleit-Service ein. Niemand komme mir jetzt mit der Kosten-frage! „Wer soll DAS denn alles bezaaaahln, den
Be-gleihht-Sörwitz unsoweita?“ Ich höre schon das Gejammer und Gehechel,
spüre den häßlichen Speichelfluß. Blabla kann ich da nur sagen. Dieser Begleit-Service engagierter Wilhelmsburger wird
selbstverständlich kostenfrei + EH-RENAMTLICH durchgeführt. Ich kenne etliche
KandidatInnen, die nichts lieber tun würden, als ältere Menschen zu Ämtern zu
begleiten. Ohne Bezahlung natürlich. * Fangen wir doch beim BÜR-GERHAUS an.
Leiterin Bettina Kiehn ist ein Muster an sozialem Engagement. Schon mit
12 bekam sie ihre erste Plakette für „Die
gute Tat“. Sie hat eine ganze
Vitrine voll mit entsprechenden Aus-zeichnungen. Nur 2 Zimmer weiter sitzt Ernst Fehling, der sich zerreißen
würde, um neben seiner aufopferungsvollen Organisationsarbeit ehrenamtlich Dienst am Mitmenschen tun
zu dürfen (!). Wer traute ihm das zu?
Ich! Ich kenne ihn nämlich. Hinter seiner bisweilen strengen, ja gestreßten
Miene versteckt er ein weichherziges, gutmütiges Wesen. „Ich brauche nur ein Signal“ flüsterte er mir kürzlich beim Mittagessen zu.
Der dritte im Bunde: Volker Hoffmann. Der
Mann ist nicht nur ein begnadeter Choreograf. Ich kann mir kaum einen hilfsbereiteren Menschen vorstellen. Verliert
nie ein Wort darüber. * Kommen wir zur HONIGFABRIK. Geschäftsführer Thomas
Giehse erklärte sich nach wenigen Minuten bereit, „zwei oder drei Stunden pro Woche ehrenamtlich für ältere Menschen tätig zu sein. Ist mir eine Ehre,
Samson!“ Ähnlich Maggi Markert von
der Ge-schichtswerkstatt. Sie kennt sowieso jeden Wilhelmsburger Ü 45. „Auf
mich kannst du zählen, Samson. Es ist doch für einen guten Zweck, ODER?“ – „Natürlich“, sagte ich. „Was
denn sonst“. Bei Heiko Schulz dauerte es länger. Erst als ich mich bereit erklärte, mit meiner
a capella-GmbH Reiherstieg Pistols ein Supporter-Konzert
im Herbst 2014 zu geben, sagte er spontan
zu. „Wir werden alle älter, Samson,
wieso soll ich nicht mal ner netten Omi den Einkaufsbüdel tragen?“ * Also
sind hier nach Adam Riese schon 6 Leute. Da kannst du einen kleinen Shuttle-Betrieb
aufbauen. Wenn sich jeder nur 2 oder 3
Stunden die Woche zur Verfügung stellt ... Wir brauchen Sammel-Stellen. Ich
schlage vor: Friedhof Finkenriek im
Süden; Rathaus Mengestraße in Mitte;
Krhs. Groß Sand im Westen; Niedergeorgswerder Deich (unter der AB)
im Osten; S-Bahn Veddel im Norden
der Elb-Insel. Sechs Leute a 3 Std.
macht 18 Stunden pro Woche Begleit-Service für ältere Menschen, die zur
Kurt-Schumacher-Allee 4 wollen. Da kannst du schon mal mit planen. * Weitere
Kandidaten: Dietmar „Diddi“ Loose. Der Geschäftsstellen-Leiter der Wilhelmsburger
SAGA ist weit über die Elbinsel ja Hamburgs Grenze hinaus berühmt für sein soziales Engagement. Momentan hat er
noch als Protokollführer der Märklin-EisenbahnGesellschaft Algermissenstraße
von 1937 e.V. Außerdem baut er gerade
ein neues Bingo-Team auf. „Ich hae einiges
um die Ohren“, aber „unter mein
Ehrenamt-Hüterli paßt noch was“, versicherte
er mir letzten Donnerstag; will sagen: 3 Stunden Ehrenamt pro Woche sind kein
Problem. Ich stelle auch mein Auto zur
Verfügung“. * Ein weiterer ganz heißer Kandidat ist Christoph von Savigny vom Wilhelmsburger Wochenblatt, der schon
jetzt mehr ein Drittel seines Zeilengeldes „für
Arme und Bedürftige“ spendet. Ich hab ihn in der Kandidaten-Liste etwas
vorge-zogen, d.h. auf einen vorderen Platz gesetzt, weil er a) leidenschaftlich
gerne Doppelkopp spielt (wenn mich
nicht alles täuscht, haben wir mittlerweile 2 komplette Teams zusammen) und b)
immer auf der Suche nach „dankbaren
Reportage-Themen“ ist. Hier wird er garantiert fündig. Kandidatin Nr. 9 ist Frau Pittelkow,
ebenfalls vom Wilhelmsburger Wochenblatt.
Die Frau ist –was die wenigsten wissen- in neun (9!) karitativen Vereinen
und Verbänden ehrenamtlich tätig. Sie hätte „kein
Problem“ damit, beim Begleit-Service mitzumachen.
„Natürlich kostenlos“. * Aus Zeit-
und Platzgründen möchte ich die Liste hier nicht weiter fortführen – ich habe
auf meinem Notiz-Zettel noch weitere 15 Namen stehen. Selbstverständlich würde
ich selber auch mithelfen. Ich bin ja „seit
praktisch 20 Jahren eigentlich nur ehrenamtlich tätig.“ :: Aber, liebe Leute: ich kann mich nicht
zerreißen oder aufteilen. Ich bin nur EINER. Ich weiß, daß ihr alle, die ich
euch aufgelistet habe, Bettina Kiehn, Ernst Fehling usw., am liebsten mit MIR
diesen Shuttle-Dienst verrichten würdet. Ich weiß eure Zuneigung und Respekt zu
schätzen. DANKE. Ohne hätte ich euch auch nicht so weit oben auf meiner Liste
plaziert.“
Zurück
zum Anfang meines Artikels. Es wird viel zu viel gejammert und geklagt und
geweint auf der Elb-Insel. Was schlecht aussieht, ist in Wahrheit gut gemeint. Seien wir dankbar für Anstöße und Anregungen. Werden wir endlich kreativ! * Ich habe eine Vision für 2013: Es wird das Jahr des EHRENAMTES. Nicht nur die oben Genannten werden sich mächtig ins Zeug schmeißen, um unser Williburg NOCH schöner und lebenswerter zu machen.
p.s.:
Auf meiner Grafik sehen wir einen Ausschnitt der Wege, die wir zu bewältigen
haben werden. A steht für das Wilhelmsburger Rathaus, wo bisher die
Grundsicherungs- und Sozialabteilung war. B steht für das Bezirksamt Mitte in
der Kurt Schumacher Allee. Man muß nur an das Gute glauben und die eigene
Kraft. Sie wissen doch: Glaube versetzt Berge!
* Ende der Durchsage **RS**
4 Kommentare:
Wilhelmsburg ist nicht alleine, Mümmelmannsberg kämpfte eins für das Sozialamt, weil das weg sollte !! Als es weg war, kam es als Grundsicherungsamt wieder, und zog in das ehmealige Gebäude, wo die Sparkasse drin war !! Nun erfuhr ich, aus sicherer Quelle, das dieses Amt geschlossen wird, und alle die dort hin mußten, nach Billstedt fahren müssen !! Als ich das hörte, war mir ganz anders, erst kämpfste für was, und verlierst trotzdem !! Ich war außer mir,denn was sollen die Leute machen,die weder ein Auto, noch gut zu Fuß sind ?? Mir wurde von dieser sicheren Quelle erzählt, das Mümmelmannsberg kaum noch ein Grundsicherungsamt braucht,geht es uns allen denn so gut ?? Vielleicht ist das mit Wilhelmsburg genau so ?? Dort braucht man so etwas nicht mehr, des halb wurden ja neue Bäume gepflanzt !! Da kommen dem nächst Schlitze rein, wo die Geldscheine nur so raus quellen, man muß dem Baum nur das richtige Paßwort sagen, und schon gehts los !! Oder wurde hier etwas Mißverstanden ?? Jeder der mal in Wilhelmsburg da hin mußte, soll sich mal so ein Baum mit nehmen, in das Bezirksamt Mitte, und sich dagen Geld aus zahlen lassen, aber des wegen extra da hin fahren ?? Nö, - so geht es wohl auch nicht !! Mit uns allen, die etwas älter werden, kann man das ja mal machen, wir wehren und ja doch nicht !! Und wenn sich gewehrt wird, machen sie doch was sie wollen !! Kommt man in unserer Gesellschaft da mit durch ??
Erich Heeder
Stadtteilkünstler,Autor,und Dichter
Hallo Erich, Du weißt so gut wie ich: Es sind immer die gleichen, die nach außen "sozial" tun, vom "Sozialen" reden, sogar vom "Sozialismus". * Und wenn Du tatsächlich Unterstützung brauchst + irgendwomit nicht klar kommst, sagen diese Leute, die stets das "Soziale" im Mund und im Gesicht spazieren führen: "Das ist DEIN Problem!" - Die Menschen sind Monster an Gleichgültigkeit geworden. Das fällt mir in Wil-helmsburg auf.
Ja, - ich weiß, es gibt Politiker-innen die etwas erzählen, was sie tun werden, wenn eine Soziale Einrichtung finanzjell bluten muß !! Nun ist es so weit,
eine Einrichtung, kurz vor meine Tür,
muß ein Tag mehr schließen, weil das Geld nicht reicht !! Nun habe ich diese PARTEI daran erinnert, was sie gesagt haben, aber man erinnert sich nicht daran, was ich denn möchte !! Tja, - nun warte ich auf ein Termin, bei denen, die etwas gesagt haben !! Bin gespannt, ob ich diesen Termin bekommen werde !! Falls nicht, mache ich diesen Fall öffentlich !! Dann passiert immer etwas, so viel zum Thema SOZIAL !!
Denn die können sich nie daran erinnern,das es sich um unsere Steuergelder handelt, die sie
umher jonglieren !!
Ob alle Monster sind, weiß ich nicht, aber einige sind es bestimmt !!
Ob ich ein Problem habe, weiß ich nicht, aber in unserem Umfeld gibt es welche, und diese Probleme beseitigen nur wenige !!
Dieses Problem sollte mal behoben werden !!
In diesem Sinn,
allen ein gesundes Neues Jahr 2013
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