Nach dem Genuß sog. "offizieller" "hochkultureller" events bin ich froh, auf Bücher, Manuskripte, Bilder Zugriff zu haben, in denen mir nicht Vermurkstes als "Kultur" nahe gebracht werden soll. Helga Goetze hinterließ Schätze. Ihre Gedichte und Bilder sind deshalb SCHÄTZE, weil sie nie ein Gedicht schrieb oder ein Bild malte gegen Bezahlung. Sie hat es NIE für Geld getan. Übrigens auch SEX nicht. Nur später, als jeder Mann glaubte, bei ihr für umsonst landen zu können, nannte sie einen Preis für Liebesdienste.
Im Folgenden ein Gedicht von ihr aus den frühen 70-er Jahren.
Mit 40 ist das Ficken für eine Frau vorbei
Da ist eine Olle,
mit der Ollen ist es aus.
Die darf jetzt nicht mehr ficken,
sonst schmeißen wir sie raus.
Der Papa, der muss
schuften,
sein Pimmel ist ganz
schwach,
und seine olle Olle,
die macht es ihm bald
nach.
Die Olle ist ‚ne
Hure,
die will jetzt immer
noch,
das wolln wir ihr
verwehren
mit diesem Ofenloch.
Das Loch kriegt keine
Zündung,
denn Papa will nicht
mehr,
und auch der liebe Doktor
sagt: „Schluss jetzt,
bitte sehr!“
Denn so bald um die
vierzig,
da hört das Ficken
auf.
„Ja, ja meine liebe
Gnädige,
das ist des Lebens
Lauf.
Es gibt so viele
Sachen,
auf die kann man
bestehn,
aber doch nicht auf
dem Ficken,
das ist doch auch
nicht schön.
Ich gebe Ihnen
Pillen,
die steuern das
Hormon,
und Sie werdn
bemerken,
das regelt sich dann
schon.
Und hilft die eine
Sorte
nicht gleich und
nicht geschwind,
dann kommen Sie bald
wieder,
Sie sind ein braves
Kind.“
Denn so ein Onkel
Doktor,
das ist der große
Mann,
der alles besser
wissen
und alles richten
kann.
Er steht ja an der
Spitze
gesellschaftlicher Form,
denn auch nur Geldverdienen
gilt dort als gute
Norm.
Mama darf nicht
ficken,
dann wird sie viel zu
flott.
Der Arzt ist aller
Meister
Und spielt den lieben
Gott.
Helga Goetze Sophia aus "Zeugnisse eines Aufbruchs", isbn 3-8334-2611-X, Metropole Mutterstadt e.V.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen