Freitag, 7. Dezember 2012

Kunst-Katalog


Eine Anzeige in der Kunst-Zeitung machte mich neugierig. Dort wurde Reklame gemacht für eine Ausstellung in Bonn, Titel: Narren Künstler Heilige. Abgebildet war  ein Gemälde aus dem frühen 17. Jhdt., das eine über Mittelgebirgslandschaft schwebende Frau zeigt. Leider waren meine Erwar-tungen zu hoch bzw. falsch. Der Katalog, den ich mir schicken ließ, enthält überwiegend Fotos von ostasiatischen, indianischen, afrikanischen usw. Masken und Fetischen, von sehr alt (900-500 v.Chr.) bis 20. Jhdt.  Viele ähnliche Abb. kenne ich aus dem Hamburger Völkerkunde-Museum. Von europäischer „Fetisch-Kultur“ enthält das Buch ein paar Fotos von Masken und Kostümen aus der Schweiz. Und weiter?  Die Texte sind hoch-wissenschaftlich und erlesen, mit Überschriften wie „Die Kunst der Unordnung“, „Sachverständige der Monsterwelt“, „Das Tohuwabohu der Grenzgänger“, „Die Götter der alten Religionen, die Unordnung der wilden Gottheiten“ etc. Die Autoren und Autorinnen haben sich Gedanken gemacht und bestimmt etliche Bücher, Broschüren etc. gelesen. Von daher sind sie kompetent.  Wie kommt es aber, daß die Texte mich kaum berühren und mir, obwohl recht aktuell,  irgendwie „bekannt“ vorkommen? * Ach ja, es wurden Abb. von Künstlern hinzugefügt,  Josef Beuys paßt da noch am besten rein. Picasso irgendwie auch. P. setzte sich zeitlebens intensiv mit sog. „Primitiv“-Kultur auseinander  und verarbeitete die Eindrücke und Erkenntnisse in seinem Werk. Ein Text-Beitrag bezieht sich auf den Harlekin, ein häufiges Bild-Motiv bei Picasso.  Ich schätze den Hermann Nitsch als Künstler, Maler, Performer. Aber was hat sein Schüttbild Sevilla 92 in diesem Katalog verloren? Oder Jonathan Meese, dessen Zeichnungen und Skulpturen ich gut finde und der mit einer Multi-Phallo-Skulptur vertreten ist: Ein Künstler ist der Mann sicher, hochkarätig gar, aber ein Narr oder Heiliger wohl kaum. Eher ein cleverer Selbstdarsteller, der als ewig Pubertierender in der Kunst- und Hoch-Kultur-Welt für Erheiterung und Staunen sorgt. Drei Fotos zeigen einen Halbnackten, der einen ganz Nackten an einer Kette hält, hinter sich herzieht usw. (aus einer Performance von Oleg Kulik von 1994). Na und? * Ich vermisse Fotos-Zeichnungen-Berichte über Till Eulenspiegel, die Figur des Hofnarren, Hans Wurst und Kasperle. * Das, was über exotische Masken und Fetische von „Naturreligionen“ etc. an Magischem dem Betrachter nahegebracht wird, gibt es im europäischen, christianisierten Rahmen auch. Wenn auch in anderer, vielleicht sublimerer Weise. Hätte der Intendant der Kunst- und Ausstellungshalle der BRD Robert Fleck nicht wenigstens in zwei, drei Sätzen auf Eulenspiegel & Co. Hinweisen können? Ich finde auch keinen Verweis darauf, daß nicht nur Picasso, sondern auch zahlreiche andere unbekannte/re Künstler Impulse der sog. „Primitiven“ aufnahmen, etwa im „L’art brut“.  * 30 Euro kostet der Katalog, ist hoch-professionell hergestellt, 1a sauber etc, „Lob der Torheit“ lautet der Untertitel. Vielleicht bin ich 1 Tor, so viel Geld auszugeben?   R.S.   

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