Samstag, 10. September 2011

Lesung 3.9. - Nachbetrachtung


10 BesucherInnen in die Buchhandlung Lüdemann zu der Lesung, für die ich nicht zufällig den Ti-tel "Vom sozialen Brennpunkt zum neuen Disneyland" wählte. Inclusive Pause kamen wir auf gut zwei Stunden vorlesen, spontan erzählen, Live-Musik von Helmut (Saxophon), diskutieren. Es hätten gern ein paar Leute mehr sein dürfen. Aber auch so machte die Veranstaltung allen Beteiligten Spaß. * ABER: Wo blieben die Leute von "aku", "Busch & Baum", "PRP", "Info-Laden", "Zukunft Elb-Insel" etcetc, Gruppierungen also, die vehement für ein ANDERES Wilhelmsburg eintreten, ein Ziel mithin, für das ich seit Ende der 80-er Jahre nicht nur den Kopf hinhalte? Linke Polit- und Kunst-Szene scheinen nicht kompatibel zu sein. Dabei wäre es höchst angebracht, zu kooperieren. Naja, bevor es DAZU kommt, müssten sich natürlich erst einmal die einen anschauen/anhören, was die anderen so machen, denken, versuchen, produzieren. Ich bin jetzt seit gut 21 Jahren in diesem Stadtteil mit Lesungen, Ausstellungen, Herausgabe von Zeitschriften und Anthologien tätig. Öffentlich. Es zeigt sich wieder einmal: Von der Polit-Szene kommt bzgl. Kunst nichts. Es wehr mir/uns der kalte Jauch totaler Gleichgültigkeit entgegen. Durch mein einseitiges Interesse machte ich Erfahrungen mit "Info-Laden", "aku" etc. Diese Globalisierungs- und Gentrifizierungs-Gegner tun auf ihre Weise genau das, was sie anderen vorwerfen: In einen Stadtteil kommen, sich breit machen, sich unübertroffen wichtig gebärden - und ansonsten auf wenigstens einem Auge blind durch die Gegend spazieren. Vielleicht sind sie auch auf einem Ohr taub? Ich erlebe stets das gleiche Strickmuster: Aufteilung der Menschheit ins gut=links und böse=rechts. Daß "rechts" und "links" längst zu hohlen Schablonen geworden sind, scheint hier niemand zu merken. * ich habe keine Lust, mich bei Vertretern dieser Gruppierungen anzubiedern. Auch wenn Herr von Pr. falscherweise einen solchen Eindruck hatte. Sie sind intelligent, sehr intelligent sogar - aber selbige reicht dann eben doch nur, um das "Böse" und den Balken im Auge (oder vor der Stirn) jeweils nur bei den anderen zu sehen. Keiner findet den Mut oder kommt mal auf die Idee, sich an die eigene Nase zu fassen. * Erfreulicherweise kam eine Vertreterin von Gangway zur. Lesung. Danke für ein kurzes Gespräch. *** Künstler sind keine Trottel, die sich vor ideologi-sche Karren spannen lassen, egal ob von links oder von rechts. Mein Verein ist auch kein Dienstleistungs-Service, der für andere den Packesel hergibt. Mein Angebot, vor einigen Monaten, für das Netzwerk Wi.burg/Veddel eine Ausstellung im Bürgerhaus zu organisieren, wurde abgelehnt mit der fadenscheinigen Begründung, dies führe zu "Chaos". Dabei war ich der einzige in dem Haufen, der über jahrzehntelange Erfahrung in diesem Metier verfügt. - Schwamm drüber! Ein "Netzwerk", in dem versteckte Konkurrenz, Neid, Eifersucht, Ignoranz und kleinkarieretes Denken vorherrschen, ist nicht meine Sache. & mit Blick nach vorne stelle ich fest: Für meine Kunst ist diese Isolation nur gut. Endlich keine sinnlosen Diskurse mehr mit Leuten, die die Weisheit aus Schöpfkellen geschlürft zu haben scheinen - aber von grundlegenden, für das menschliche Miteinander unverzichtbaren Dingen offenbar keine Ahnung haben. * Ich danke für die Aufmerksamkeit. Danke Karl Valentin! *R.S.*