Montag, 13. August 2018

Weichei JAN ULLRICH - oder Harter Kerl ?

Ich las alarmierende Meldungen über den einstigen Rad-Superstar Jan Ullrich: Erst die Verhaftung auf Mallorca, dann Auffälligkeiten in einem Frankfurter Hotel, wo der Ex-Champion eine Prostituierte gewürgt haben soll - unter Drogen- und Alkoholeinfluß. Die nächsten Stationen: Polizeigewahrsam, Psychiatrie, Entzugs-Klinik.


Jan Ullrich war jahrzehntelang erfolgreich - nicht nur als Sportler, sondern auch als Betrüger. Er führte nicht nur Vertragspartner, sondern Millionen TV-Zuschauer und Fans an der Nase herum. Es gelang ihm stets, Verdächtigungen wegen Dopings zu zerstreuen. Er fiel ab und zu auf, etwa durch einen schweren von ihm verursachten Auto-Unfall in der Schweiz (zwei Verletzte), schien sich aber jedesmal wieder in den Griff zu bekommen. 
Nun der totale Durchhänger. Ein Tiefpunkt toppt den nächsten. 
Ullrichs Behauptung "Ich leide an ADHS" (= Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung) finde ich witzig, ist aber m.E. eine Ausrede. Wenn dem echt so wäre, zöge er am besten in die kana-dische Wildnis, um als Holzfäller zu malochen und von seiner Störung herunter zu kommen. Energie hat er offenbar noch jede Menge. Wie kann sie zu positiver Energie werden? Gut könnte auch ein Aufenthalt in einem buddhistischen oder christlichen Kloster sein, um zu Ruhe und sich selbst zu finden. Er würde Unkraut jäten, Kartoffeln ernten oder in der Bäckerei arbeiten. Er könnte die Aufmerksamkeit bekommen, die ihm gut tut, nämlich: Möglichst wenig!... Der ehemalige Super-Star würde Bescheidenheit lernen. Eine feine Sache. Demut wäre vielleicht noch besser.

Alkohol- und Drogen-Konsum sind nur Symptome. Die wahren Schwierigkeiten des Jan Ullrich bestehen m.E. darin, daß er ein Riesen-Problem mit seiner Glaubwürdigkeit hat. Von Haus aus ist er ein offener Typ, den man leicht sympathisch findet und der bei Frauen gut ankommt. Aber wenn die ersten Sympathien und Verliebtheit verflogen sind, fragt sich mancher: Wer ist dieser Typ eigentlich WIRKLICH? Was steckt HINTER seiner Fassade? Denn jeder weiß, daß der smarte, lächelnde, Nettigkeit ausstrahlende Ullrich auch ganz anders kann ...
Jetzt ist der nette Jan Ullrich vor "Nettigkeit" geradezu explodiert....
Die sympathische Fassade hat tiefe Risse bekommen, jetzt geht es ans "Eingemachte".
Nun kommt es auf die Substanz an; es zeigt sich der Charakter des Menschen. 
Ich habe Jan Ullrich einst bewundert. Wann immer ich konnte, sah ich mir seine Rennen im TV an. 1997 legte ich meinen Urlaub extra so, daß ich bei der Tour de France möglichst viele Etappen live im Fernsehen verfolgen konnte. 
Einige Jahre später stellte sich heraus, nach und nach, "tröpfchenweise" sozusagen, daß beim Sonnyboy wohl doch nicht alles mit rechten Dingen zuging. "Reinen Tisch" machte er aber nicht. Stets hatte er Ausreden und mogelte sich durch. Er konnte sich darauf verlassen, daß für ihn, gerade als "Person des Öffentlichen Lebens", die Unschuldsvermutung gilt: "in dubio pro reo" - "Im Zweifel für den Angeklagten".
Damit könnte nun Schluß sein. Wenn - ja WENN Jan Ullrich tatsächlich "reinen Tisch" machen will. 
Ich bin da nicht sicher.
Eines weiß ich: Alkohol- und Drogenprobleme haben Millionen Menschen. Bei den meisten aber "kräht kein Hahn danach", ob sie "die Kurve kriegen" oder elendig verrecken.
In gewisser Weise ist Ullrich ein Opfer des Doping-Systems der DDR. Er wurde groß mit Tricksereien, die von höchster staatlicher Stelle gebilligt wurden. Wie könnte dieser Mann aus seiner Opfer-Rolle heraus in eine andere hineinwachsen, in der er Menschen mit ähnlichen Problemen Mut machen und beherzigenswerte Anregungen geben könnte? 
Jan Ullrich verdient kein Mitleid - es reicht schon, wenn er selber leidet und andere angreift. Er müsste, durch erfahrene Therapeuten-Menschenkenner, knallhart mit sich selber konfrontiert werden; "ohne Wenn und Aber" müssten ihm seine Aggressivität, Tricksereien und Ausreden aufgezeigt werden.
       So ein Erkenntnis- und Heilungsprozeß geht über Jahrzehnte - bis zum Lebensende.
             Damit wünsche ich J.U. viel Erfolg.  
                                                                            °° RS °°

Mittwoch, 1. August 2018

"Rentner in Angst"? - NEIN DANKE!

Ich bin seit 3 oder 4 Jahren ein regelmäßiger und meist begeisterter Leser von COMPACT, Untertitel "Magazin für Souveränität". Die neue Ausgabe vom August 2018 gefällt mir nicht. 
Headliner ist diesmal "Rentner in Angst". Auf 14 Seiten,  in insgesamt 5 Artikeln, wird mächtig auf die Tränendrüsen gedrückt und Stimmung gemacht. Die Beiträge sind gut recherchiert, eloquent und politisch radikal. UND? Ich bin selber Rentner, seit knapp einem Jahr; meine Rente wurde gerade auf 308 € erhöht. Eine umgewandelte Lebensversicherung bringt mir nochmal ca. 150 €. Das reicht nicht zum Leben - schon die Miete beträgt 600 € incl. UND? Ich arbeite weiter, um über die Runden zu kommen. Na klaro bin ich unzufrieden ... Andererseits habe ich meine Situation selbst mitver-schuldet, indem ich die Warnungen meines Vaters, "an die Rente zu denken", in den Wind schlug. Mir war wichtiger, als Künstler zu leben, mehr als 10 Jahre lang finanzierte ich sogar meinen Lebensunterhalt mit eigener Kunst. Ich zog nämlich als Puppenspieler mit eigenen Figuren und eigenen Stücken über die Lande. Darauf bin ich heute noch ein bißchen stolz.


Sicher ist die Situation vieler Rentner-innen alles andere als rosig. Trotzdem finde ich es falsch, hys-terisch auf die "Altersarmut"-Hupe zu drücken. Denn erstens geht's nicht allen Rentnern NUR schlecht -auch denen, die zu wenig Geld haben. Zweitens fehlen mir in dem Heft Mut machende Hinweise, Beispiele von Rentnerinnen, die ihren Alltag meistern und, wenn sie schon nicht jeden Tag genießen, doch etwas aus ihrem Leben machen. Und genau darauf kommt es an. Die Quintessenz, die ich aus allen 5 Artikeln ziehe, lautet: Es ist zu wenig Geld da. UND? Blablabla ... Irgendwie armselig ... Meinetwegen politisch radikal - aber auch total unfruchtbar. Das weiß doch die letzte Kirchenmaus, daß die Lage vieler alter Menschen prekär ist. °° 
Was MICH an dieser in Chaos versinkenden Gesellschaft besonders stört, ist der Mangel an RESPEKT, der mir als älter Werdendem entgegen gebracht wird. Und die AfD? Ich blogge beinah täglich positiv über sie. Trotzdem bin ich mir nicht sicher, daß sie das Problem im Sinne der Rentner-innen lösen wird. Hat auch die AfD hier nur eines im Auge: mehr GELD? Ich befürchte es fast.
Im Folgenden ein Beispiel dafür, wie man ohne Panikmache und Hysterie das Thema Älterwerden gestalten kann. Souveränität, um mal dieses nette Wörtchen zu verwenden, sollte auch im Alter nicht aufhören. Von Peter Schütt gibt's darüber einen sehr guten Text: "Mein Pro-Aging-Manifest". Gelassen erzählt., anregend, ohne jede Panikmache ...
                                                                      °° Raimund Samson, "Rentner" °°