Ich wünsche allen Besuchern und Besucherinnen meiner Seite friedliche und besinnliche Feiertage. Die christliche Kultur hat eine Fülle an erstaunlichen und wunderbaren Schätzen geschaffen. Und wenn auch das Firmament darüber tiefe Risse bekommen hat - wir haben etwas zum Nachdenken geerbt. **RS**
Kulturjournalismus, in Bildern denken, Gegenöffentlichkeit, Experiment, Schutzengel
Sonntag, 31. März 2013
Samstag, 30. März 2013
Allen Ginsberg & Kack Kerouac
Im
letzten Jahr erschien ein Buch mit ca. 130 Briefen, die zwischen den
amerikanischen Dichtern Jack Kerouac und Allen
Ginsberg in den Jahren von 1944 bis 1963 hin und her gingen. Titel: RUHM TÖTET ALLES. Für Fans
der Beat-Generation allgemein und der
beiden Autoren im Besonderes fast ein Muß. Die Texte sind über weite Strecken
Selbstporträts der Protagonisten eines anderen
„way of life“, der in Amerika entstand, aber gegen so ziemlich alle Werte
verstieß, die die us-amerikanische Nation ihr eigen nennt. Fast ein
Heimat-Roman der Berat-Generation – in Brief-Form – und von zwei
Haupt-Protagonisten verfasst.Man
liest permanent über Bezüge zu anderen, hauptsächlich männlichen, Aktiven jener
Scene: William Burroughs, Gregory Corso, Lucien Carr, Peter
Orlovski, Neal Cassady, Allan Ansen, Gary Snyder, Lew Welch, Kenneth Rexroth, Philp
Lamantia, Lawrence Ferlinghetti u.v.a., die sich zeitweilig mit der
Polit-Opposition sowie Zirkeln diverser Kunst-Genres vermischten. Ginsberg war
der große Sanfte, der Freund und Förderer, der in seiner Rolle als Protagonist
und Vermittler aufging. Kerouac war der aggressivere Vertreter, mit ehrgeizigen
literarischen Ambitionen, der sich jedoch –mit zunehmendem Ruhm- immer mehr zurückzog, schwer zu saufen
anfing, und mit dem ganzen Rummel um seine Person und die Beats nichts zu tun
haben wollte. *** Die Briefe gewähren tiefe Einblicke in den Alltag, das
Denken, Liebschaften usw. G’s wie K’s und sind teilweise eigenständige
Kunstwerke. Sie tragen eine Menge zum Verständnis eines wichtigen Teils der amerikanischen
Kultur- und Subkultur bei, deren Folgen weltweit sind. Wer wissen will, was Inspiration ist, für den ist das Buch eine
Goldgrube. (übersetzt von Michael Kellner u.a., mit sehr gutem Vorwort), 502 S. **RS**
Freitag, 29. März 2013
664 Ds 157/12 jug.
Gestern
war ich zu einer Strafsache im Amtsgericht Harburg vorgeladen. 15 Uhr 15, Bleicherweg 1, Sitzungssaal 211 / 2. Stock. Im
Briefkopf stand nicht nur mein Name, sondern auch „Förderkreis Wilhelmsburg
Kunstbüro e.V.“ Ich sollte als Zeuge
aussagen „In Sachen“ eines Herrn Mladenow, Martin ... wg. Körperverletzung
u.a.“ In fett gedruckten Buchstaben
wurde ich darauf hingewiesen, daß ich bei Nichterscheinen mit einem „Ordnungsgeld (bis zu 1000 €)“ ersatzweise
„Ordnungshaft (bis zu 6 Wochen)“ belegt
werden kann. *** Na, dann erzählen Sie mal, wie es war an diesem 7. August
morgens um 6 Uhr im Cafe Milan. Cafe Milan, 6 Uhr morgens? Ich gehe nicht sehr häufig aus und an
einen Kneipenbesuch um diese Uhrzeit könnte ich mich erinnern. - Mir wurde ein Foto
des besagten Cafes gezeigt. Es liegt an der Ecke Georg Wilhelmstraße/Fährstraße.
Ich war mal in dem Laden – aber da hieß er nicht Cafe Milan. Was sollte ich
hier eigentlich? Der Angeklagte, ein junger Herr Mladenov, der links von mir
mit seinem Verteidiger saß, war mir unbekannt. Mir wurden zwei Bilder eines
gewissen „Enrico“ gezeigt, eines schätzungsweise Siebzehn- bis Zwanzigjährigen. Nun kenne ich zwar Italiener, wie auch Jugoslawen usw., aber
auch an diese Person konnte ich mich nicht erinnern. Ich war über die gesamte Situation baff
erstaunt. Ich hatte mir schon ausgemalt, daß es um eine Schlägerei ging, die im
vorletzten Jahr im Vogelhüttendeich schräg gegenüber vom Westend stattfand. Ich
erinnerte mich an einen Verletzten, der blutend vor einem Hauseingang saß,
später auf dem Bordstein bei der Bushaltestelle hockte. Polizei war auch da
gewesen... – aber Cafe Milan um 6 Uhr morgens im August??? --- Nun hörte ich Erstaunliches. Die
Richterin sagte, bei den Ermittlungen habe jemand ausgesagt, er kenne einen
„Raimund“ (na und?! – es gibt auch noch
andere mit diesem Vornamen!). Und sie kenne mich, sagte die Vorsitzende zudem,
von einer Verhandlung vor Kurzem. Ich staunte. Ich hätte die Gute nicht wiedererkannt,
aber offenbar war sie Frau Ferdinand, mit der ich bei der Verhandlung gegen Stefan Ulrich zu tun gehabt hatte:
siehe
http://www.raimundsamsonkreativ.blogspot.de/2013/02/645c-368-12.html
*** So wird man berühmt! ... – Ich versuchte nach der Verhandlung Näheres
zu erfahren, denn daß ich mal eben so nebenbei als Zeuge zu einer Gerichtsverhandlung
geladen werden kann, unter Androhung von Ordnungsgeld bzw. –Haft, war mir neu.
Leider erreichte ich die Richterin, bei der es sich um Frau Ferdinand gehandelt
haben muß, nicht mehr. Am Sitzungssaal waren übrigens, entgegen der Aussage
eines Amtsbediensteten, KEINE Informationen über den behandelten Fall
angebracht. Der Amtsbedienstete behauptete auch, nicht zu wissen, um welche
Richterin es sich handelte. Auch dies setzte mich in Erstaunen. Dabei hätte ich
Frau Ferdinand gerne zu einem Tee eingeladen. Aber vielleicht ergibt sich
demnächst wieder eine Gelegenheit. „Aller guten Dinge sind drei“ heißt es so
schön. Vielleicht komme ich doch irgendwann noch dazu, die gute Frau zu zeichnen. Denn meine ei-
gentliche Rolle ist die des Gerichtszeichners (siehe auch 645C368-12). ***RS***
Donnerstag, 28. März 2013
Junggesellenmaschinen
1976
besuchte ich in Düsseldorf eine Ausstellung, die auch in Bern, Venedig,
Brüssel, Paris, Malmö, Amsterdam und Wien gezeigt wurde. Der Titel: „Junggesellenmaschinen“.
Ich freue mich, den Katalog, den ich verloren wähnte, wieder gefunden
zu haben. Mit der Ausstellung, an der zahlreiche namhafte (Marcel Duchamp, Man Ray, Picabia, Günter Brus, Jean
Tinguely, Max Ernst, Salvador Dali, Raymond Russell u.a.) wie auch
weitgehend unbekannte Künstler (Heinrich
Anton Müller, Robert Müller, Joey u.a.) und Literaten teilnahmen, war –ein
Aspekt- der Erforschung des Mysteriums Mann gewidmet. Es wurden Gemälde,
Skulpturen (darunter Masturbationsapparate), Zeichnungen, Zeitschriften gezeigt
– an die Ausstellung selber erinnere ich mich nur schwach, aber der Katalog
beeindruckte mich seinerzeit sehr. Ich erinnere mich, daß ich damals in einer Männer-Gruppe mitmachte und mir von der
Kunst allgemein und speziell vom Junggesellenmaschinen-
Katalog Anregungen bzgl. der an mich herangetragenen Forderung nach
Emanzipation
als Mann erhoffte. Wie weit bin ich frei? Inwiefern bin ich bzw. handle
ich mechanisch, befangen in
vorgegebenen Rollen-Schemata? * Wolf Wondratschek
schrieb Ende der 60-er Jahre ein Gedicht, das in diesen Kontext passt: „Als Alfred Jarry merkte, daß seine Mutter
eine Jungfrau war, bestieg er sein Fahrrad“. Je mehr ich mir gewisse Fragen
vergegenwärtige, die vor beinahe 40 Jahren wichtig waren und auf eine intelligente
Art gestellt wurden, desto flacher und nichtssagender kommen mir heutige
Kunst-Diskurse vor. Es geht nur noch um Erfolg,
Marktwert und political correctness.
Es gab damals, so scheint mir, eher Möglichkeiten, in der KUNST (oder Poesie) Antworten
auf schwierige oder quälende Fragen zu finden, als 2013. Vielleicht ist heute
eine der wichtigsten Fragen bzgl. Kunst:
Wieso brauchen wir sie überhaupt noch? Gibt es Bedürfnisse, die ich NUR
in der Kunst befriedigen kann? --- 236
S., 17,5 x 27,5 cm, zahlr. Abb., printed
in italy, Alfieri --- **RS**
Mittwoch, 27. März 2013
Gesundheit nach Maß
Eine Blog-Leserin schickte mir einige Fotos. "Gesundheit nach Maß" wurde am Samstag in Wil-helmsburg geknipst, anläßlich stark erhöhter Polizeipräsenz (zuletzt hörte ich von 1200 Polizisten auf ca. 500 Demonstranten). Der untere Schriftzug wurde von mir hinein-montiert. * Das zweite Bild ist ein Original-Foto aus Houston (Texas - USA). **RS**
Gentrifizierung
Das Fischhaus Schumacher -das einzige Geschäft dieser Art vor Ort- hat am 22. dicht gemacht. Nach 63 (!) Jahren war der Inhaber gezwungen, sein Geschäft aufzugeben. Zwei Jahre lang kämpfte er gegen das drohende Aus an, reduzierte die Preise - vergebens. Nicht nur der laden wird aufgegeben, sondern drei Halbtagskräfte, die seit 15,10 und 6 Jahren für Verkauf und Umsatz sorgten, werden arbeitslos. Der Chef wird sich nun hauptberuflich um seinen Brötchen-Service kümmern (Tel/Fax: 758990 oder 0172-4509330). Ein paar Zahlen noch: Kurz vor der Schließung kamen an einem Tag gerade mal noch 60 Kunden - "Früher waren es 1000!" (Infos: Wilhelmsburger Wochenblatt, Pittelkow). Richtig los ging es mit dem Umsatzrückgang, als Budnikowsky aus der unmittelbaren Nachbarschaft zum Vogelhüttendeich zog. *** Hans-Reimer Schumacher ist der Ansicht, daß im sozial schwachen Wilhelmsburg "einfach die Kaufkraft" fehlt. Ich erinnere mich: Bis 2009 bekamen alle Studenten, die auf die Elb-Insel zogen, 100 € Ermäßigung auf ihren Mietpreis. Auf diese Weise kam es tatsächlich zu einem spürbaren Wandel der Bevölkerungs-Struktur. Wer sagt schon Nein, wenn er pro Monat 100 € sparen kann? Ich erlebte es in meinem Haus. Früher waren Studenten die Ausnahme, heute bilden sie die Mehrheit der Bewohner. Es wäre zu einfach, der IBA einfach die Schuld für die Geschäfts-schließung zuzuschieben - die von den Gentrifizierungs-Betreibern durchgeführten Maßnahmen stehen aber durchaus in einem direkten Zusammenhang damit. Schade die Schließung. Die Preise bei Schumacher waren oke, und es gab nie Probleme, Plakate für Lesungen, Ausstellungen usw. ins Fenster zu hängen.
***RS***
WortKunst-Poetry # 14
Als Veranstalter und achte ich ein bißchen darauf, wie viele Gäste kommen. Auch wenn ich zu Recht sagen kann: Wir machen KUNST, und dabei geht es in erster Linie um QUALItät, und danach erst um QUANTItät. Heute morgen las ich die mail eines Gastes mit folgendem Wortlaut: "Lieber Raimund,
der heutige WortKunst-Abend war großartig – es waren zwar nur wenige Menschen in Westend, aber diese sind miteinander ins Gespräch gekommen, was doch die Haupt-sache ist. Mein persönliches Highlight waren die Gedichte von Volker Maaßen, die ich phantastisch fand." Solche Zustimmung tut gut - ich bin mir meiner Einschätzung nicht immer sicher. Zumal mir bisweilen die Schuld dafür zugeschoben wird, wenn "nur" 13 Leute kommen. - Ich nehme die 13 als Glückszahl. Demnächst werden wir auch den Film "Die wilde 13" sehen können, in dem es um Wilhelmsburgs bekannteste Bus-Linie geht. *** Zurück zu gestern abend: Bei uns ist alles handmade bis hin zum Essen. *** In 5 Wochen, am 30. April veranstaltet das Kunstbüro wieder Abendessen und WortKunst-Poetry. ***RS***
Dienstag, 26. März 2013
Mo-Demo # 446
JEDE-R EINZELNE ZÄHLT! - Vielleicht war die Gruppe am Mönckebergbrunnen 4 oder 5 Köpfe mehr als beim letzten Mal. Es sind aber immer noch erstaunlich wenige, die die Möglichkeit nutzen, sich per OFFENEM MIKROPHON Luft zu verschaffen, zu erzählen oder über schriftliche Mittei-lungen zu einem interessanten Beisammensein beizutragen. *** Nächste Woche = OSTERN fällt die Mönckebergbrunnen-Runde aus. Dafür wurde ein Treff Am Gertrudenkirchhof vereinbart, 12 Uhr am
Ostermontag, um am Ostermarsch teilzunehmen. Die nächste Hamburger Montags-Demo findet am 8. April statt. ***RS***
Sonntag, 24. März 2013
Bürgerdialog in Wilhelmsburg
Eine kaum überschaubare Anzahl von Gruppierungen, Parteien, Initiativen und Einzel-Personen sind derzeit auf der Elb-Insel aktiv. Gentrifizierung bedeutet nicht nur Umbau- und andere Maßnahmen von OBEN, also durch den Staat und seine ausführenden Organe, sondern auch, als GEGENbewegung, Aktivitäten von UNTEN, im Sinne basisdemokratischer Initiativen. Eine davon ist eine Gruppierung, die nach wie vor die Naturzerstörung durch IBA und igs in ihrem Fokus hat. Diese Gruppe fordert u.a. den Rücktritt von Heiner Baumgarten, dem Chef der igs, der BUND-Vorsitzender von Nieder-sachsen und gleichzeitig, als igs-Chef, für die Zerstörung von 3353 Bäumen, 1,4 ha Gehölzaufzuchts-fläche, 0,8 Ha Gebüschfläche usw. verantwortlich ist. Über die Website www.buergerdialoge.de können u.a. Postkarten angefordert werden, auf denen der Forderung nach dem Rücktritt Baumgartens Nachdruck verliehen wird. ** Schaut euch die Website an + nehmt Kontakt auf mit den MacherInnen, die seit x Jahren auf der Elb-Insel leben. **RS**
Rebel's Corner (2)
Ich
fuhr mit Einstein zu Stefan Ulrich An der Hafenbahn, um den Auftakt des
„Rebel’s Corner“ zu erleben und mitzugestalten. Nun hieß es: In der nächsten
Woche geht es offiziell los. Mit einer Ausstellung –ab Gründonnerstag- zum
Thema Wounds (Wunden). Die Werke sollen in der Woh-nung, aber auch im
Garten und an der Haus-Fassade gezeigt werden.
Der weitere Verlauf der auf 23 Wochen (!) geplanten Veranstaltungs-Reihe
steht noch in den Sternen. Ein freundlicher Mensch aus der Nachbarschaft, Oli,
erklärte sich bereit, am nächsten Samstag (30.3.) für Kaffee und Musik zu
sorgen – zunächst vom Plattenspieler und CD-Player. LIVE-Musik ist erwünscht,
auch im Garten-Hinterhof – es wird dabei jedoch auf die Bedürfnisse und
Interessen der Anwohner Rücksicht genommen werden müssen. *** Ich hatte bereits
einen Artikel über Rebel’s Corner für den W.I.R.
(Wilhelmsburger Insel-Rundblick) zu schreiben begonnen. S.U. möchte das
nicht - er möchte keinen Bericht im
W.I.R. Er befürchtet, daß auf diese Weise „falsches Publikum“ zu seinen
Veranstaltungen kommt. M.E. sollte Stefan froh sein, wenn Publikum kommt, auch
bürgerliches oder „konservatives“. Es gibt ein großes Potential von Leuten,
die neugierig sind, offen, vielleicht auch gelangweilt. Man sollte dieses
Publikum nicht verachten, sondern versuchen einzubeziehen. Am W.I.R.-Artikel schreibe ich jetzt nicht
weiter. *** Aber natürlich bin ich gespannt, wie der Künstler das Thema Wounds
/ Wunden gestaltet. **RS**
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