Wolfgang
Welt heißt der Autor. Er wurde 1952 in Bochum geboren, studierte ein
paar Jahre, war „Bierfahrer,
Schallplattenverkäufer und Musik-Journalist, arbeitet als Nachtwächter zumeist
im Schauspielhaus Bochum“ lese ich im Vorspann des Buchs, das 1999 im
Heyne-Verlag erschien. „Peggy Sue“ beginnt mit dem
Satz „Etwa
zwei Jahre nach unserer ersten Begegnung machte mir Sabine am Telefon Aussicht
auf einen Fick, allerdings nicht mit ihr selber, sondern mit ihrer jüngeren
Schwester.“ Ach Gott, denke ich, wieder so ein Bukowski-Jünger. Schon im
ersten Satz Aussicht auf „das Eine“. Ich war einst großer Bukwoski-Fan,
verschlang was ich vom dirty old man
in
die Hände bekam, ABER: Das war
mal. Ich lese weiter. Der Ich-Erzähler hat Sex-Probleme, die auch ich
kenne; kein Grund ihn sympathisch zu finden. Welt erzählt mit Tempo, auf den Seiten ist was los. Er bzw. der
Ich-Erzähler weiß, und das läßt mich nicht kalt, einiges über Pop-Musik, aber
richtig interessant wird’s für mich erst, als es um Angstzustände geht (S. 24). Ich beginne mich mit der Figur
anzufreunden, die Buddy Holly-Fan ist, Geschäftsführer eines Plattenladens wird
und anfängt, Platten zu besprechen, u.a. für die ZS „Sounds“ und dabei Diedrich
Diedrichsen wenn nicht kennenlernt,
so doch in näheren Kontakt kommt. Von Diedrichsen
las ich „Sexbeat“ und ein
weiteres Buch, in dem es um moderne (u.a. Pop-) Musik geht. Ich halte den Mann
für sehr kompetent. Aber während Diedrichsen sich in seinen Büchern vor allem
als Musik-Fachmann präsentiert, geht es Wolfgang Welt mehr um sich selber in
Bezug auf Musik (vor allem als Buddy Holly-Fan), als Fuß-ball-Spieler und Ruhrpott-Bewohner. Ich bilde mir ein,
Parallelen zwischen Welt und mir selber zu entdecken. Das ist vor allem die
Begeisterung für Pop-Musik ab den frühen 60-er Jahren, dann das Schreiben. Außerdem wurde ich im gleichen Jahr
geboren wie Welt. *** Auf dem
Buch-Cover steht unter „Peggy Sue“ „ROMAN“. Ich bin nicht sicher, ob das
die genaueste Kennzeichnung ist, für „Peggy
Sue“ wohl schon, aber danach (ab S. 126) kommen noch weitere Erzählungen, die
ähnliche Themen wie die Titel-Story aufgreifen („Buddy Holly auf der Wilhelmshöhe“; „Heinz Rudolf Kunze – Deutsche Lieder“
– Ich finde, es gehört MUT dazu,
einen ziemlich bekannten Musiker derart in die Pfanne zu hauen, und das pointiert und mit Argu-menten; „Penguin Cafe Orchestra“; „Auf der Suche
nach dem verlorenen Lou Reed“, „Motörhead – Kein Schlaf bis Hammersmith“ u.a.).
*** Insg. 258 Seiten, preisgünstig bei Amazon erstanden; Ich finde Wolfgang
Welts Buch sehr lesenswert für jeden, der sich für Beat-, Rock- und Pop-Musik
interessiert und sich ein Gespür für „das
Echte“ bewahrt hat. Welt kennt sich
aus. Ich weiß, „das Echte“ ist ein Klischee. Aber dies trifft auch für das
Leben zu bzw. für das, was ich für „lebendig“
halte. ***RS***
Kulturjournalismus, in Bildern denken, Gegenöffentlichkeit, Experiment, Schutzengel
Donnerstag, 31. Januar 2013
Der nackte Arsch des Bürgermeisters
Es
war etwas ruhig geworden um den Konfliktherd Elb-Insel, wo seit 2007 der hochgepimpte
deutsche Staat mit IBA, igs und dem Rückenwind fast aller Parteien seine
Allmacht demonstriert. Nun zeigten Engagierte
Wilhelmsburger mit einem beeindruckenden Spektakel, daß sie sich noch
lange nicht alles gefallen lassen. Auslöser der Demo vor dem Hamburger Rathaus war
die offenbar endgültig beschlossene Verlegung der Wilhelmsburger Reichsstraße,
gegen die vor allem Anwohner schon lange protestieren. Wut erzeugt nicht nur,
daß die Interessen der unmittelbar betroffenen Bürger übergangen werden. Dies
könnte ja immerhin das Resultat eines demokratischen Meinungsbildungs-Prozesses
sein. Als beinah schlimmer wird gesehen, daß –aus taktischen Gründen- von der
SPD, Grünen usw. scheinbar
Bürgerbeteiligung zugelassen und organisiert wird - - aber die Ansätze
entpuppen sich als Farce, als Inszenierungen, die mit Wahlkampf zu tun haben und
nicht damit, daß die Interessen der Menschen vor Ort ernst genommen würden. *** Die
Wilhelmsburger greifen zu drastischen Mitteln, indem sie einer großen Puppe,
die Bürgermeister Olaf Scholz darstellt, mit heruntergelassener Hose
einen Riesen-Scheißhaufen hinsetzen lassen. Plakate und Transparente mit
Aufschriften wie ICH SCHEISSE AUF BÜRGERBETEILIGUNG IN WILHELMSBURG, TODESFALLE NEUE
REICHSSTRASSE, KURZ VOR STEINE WERFEN , WIR WOLLEN RUHIG
SCHLAFEN! ,, geplant
verarscht usw. deuten das Ausmaß der Wuit an. ***
Viele Fotos und Informationen finden sich auf http://www.zukunftsplan-statt-autobahn.de/.
Die Website der Engagierten Wilhelmsburger wird gerade überarbeitet. ***RS***
Mittwoch, 30. Januar 2013
James Brown - Zum Warmwerden
Wem
nicht nur die Kälte DRAUSSEN in die Kleider fährt, sondern auch die Kälte
SOZIAL an den Knochen kratzt, dem empfehle ich eine Viertelstunde JAMES BROWN. Zum Aufwärmen. Die you tube-Aufzeichnung James
Brown From TAMI Rock Concert 1964 – Please Please Please & Night Train
ist absolut sensationell. Angefangen bei improvisierten Tanzeinlagen
mit -immer wieder- Breaks, aus der Reihe tanzen, heiser-ekstatischem
Gesang-Gebrüll Browns ... die 3 Mit-Tänzer
erfüllen ihren Statisten-Job cool + mit Begeisterung UNPERFEKT ... dann die
Zusammenbrüche Browns: plötzlich mit
Mikro auf die Knie + weitergesungen, während die Halle tobt ... ein Gehilfe
bringt einen Umhang, um den verschwitzten Sänger zu schützen, aber der, wildes
Kind, zappelt sich frei, macht weiter, singt weiter, brüllt weiter ekstatisch, eine Art Gottesdienst ... dann Brown
wieder mit Mikro auf die Knie + weitergesungen im Knien, während die Halle tobt
–Ich krieg mich kaum ein vorm Bildschirm, natürlich ist das Show, geübt, auf Show abgerichtet, aber
alles andere als perfekt, Brown ein Improvisations-Genie das sich selber
übertrifft, ekstatisch –von der Intensität an
Michael Jackson erinnernd, aber der war im Gegensatz zu Brown auf Perfektion getrimmt- der unperfekte,
ekstatische, voodoo-artig zuckende verzückt
über die Bühne promenierende, immer wieder in die Knie gehende, am Endes des
Video-Ausschnitts Spagat zeigende Ausnahme-Mann James
Brown. Artistisch. Das Konzert
eine Stern-Stunde, ein High-Light an Ekstase, Show, Körper-Arbeit. http://www.youtube.com/watch?v=b2nybY647F0***RS***
Dienstag, 29. Januar 2013
Montags-Demo # 438
Es
ist nicht ganz so kalt wie letzte Woche + ein paar mehr Leute sind gekommen.
DIE Neuigkeit: Die WELT am Sonntag
brachte in ihrem Wirtschafts-Teil
einen großen Bericht über die Hamburger Montags-Demo und speziell über einen
Teilnehmer, der von Anfang an dabei ist. Eine andere Neuigkeit: Der Streik bei
Neu-Pack wurde vorerst (?) abgebrochen. Was dies für die Belegschaft bedeutet?
Die Einschätzungen sind unterschiedlich. Gibt sich die Gewerkschaft ver.di mit
zu wenig zufrieden? Hätten die Neu-Pack’er weiter streiken sollen? Wie ist die
rechtliche Lage? *** Eine Frau von Courage
(Frauen-Zeitschrift) ist auch diesmal mit dabei. Ich habe ein gutes Personen-
und schlechtes Namens-Gedächtnis. Wieder nutze ich das Open Mike, um von meiner Wilhelmsburger Situation zu erzählen: 1
€-Jobs vor Jahren, aus dem einen entstand ein auf 2 Jahre befristeter Job, bei
dem anderen war nichts zu tun dort; De-Solidarisierung. Die zusammen halten
sollten, konkurrieren eher miteinander. ***
Jede-r Einzelne
zählt! Dies betrifft nicht nur die, die zur Montags-Demo kommen, sondern
es geht auch um die Bericht-Erstattung. Nicht
nur auflagenstarke Zeitungen, auch kleine Blätter, Internet-Blogs, Radio-Berichte
können etwas bewirken. *** Jede-r Einzelne bringt Erfahrungen, Hoffnungen,
Träume, Euphorie, Enttäuschungen, Wünsche, Sehn-süchte, Potential mit. *** RS ***
Montag, 28. Januar 2013
Sexismus oder: Trink, Brüderle
Der
Deutsche liebt Elefanten. Hat er gerade keinen zur Hand, nimmt er ne Mücke.
Phantasiebegabt wie er ist, macht er aus ner Mücke nen Elefanten. So wie jetzt
mit Brüderle. Der Mann ist eigentlich ne Mücke, wird aber zum Elefanten
aufgeblasen. Was für eine Mords-Geschichte. Ein peinliches Witzchen löst eine
gigantische „Sexismus“-Debatte aus. Laut BILD sagte FDP-Brüderle zu Stern-Journalistin Laura
Himmelreich beim Dreikönigstreffen der FDP vor einem Jahr (!) „Sie können ein Dirndl auch ausfüllen“. Dabei habe Brüderle auf ihren Busen geschaut. *** „Trink, trink Brüderle trink, laß doch die
Sorgen zu Haus“. Der alte Gassenhauer, leicht verändert, wird in den
nächsten Wochen zu besonderen Ehren gelangen. Unsere Karnevalisten feilen an
ihren Umzugs-Wagen und Büttenreden, da paßt der Spruch des FDP-Mannes wie
ein Zündplättchen. * Der Deutsche (s.o.) mag es extrem. Ob Porno, Autos,
Terror. Wenn schon denn schon. Das Härteste und Extra-vaganteste ist gerade gut
genug. Aber auch in Sachen political correctness
und Bürokratismus gehört dieses
Land zu den führenden Nationen. *** Mein
Tip: Schenkt dem Herrn Brüderle eine
Sex-Puppe, ne Schachtel Viagra und ein Dirndl. Und lasst ihn machen. + vergeßt dann die ganze Angelegenheit.
Sie ist einfach zu lächerlich. Oder müssen wir demnächst Wichs-Phantasien +
blöde Sprüche unter Strafe stellen? Wir haben ja sonst keine Probleme.
Oder! ***RS***
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