Freitag, 30. März 2012

Wilhelmsburger KUSS - ein April-Scherz?




Da ich mehrmals darauf angesprochen wurde, blogge ich hier noch einmal zum Thema Kultur-stammtisch bzw. KUSS. Eine Wilhelmsburger Künstlerin hatte im Bürgerhaus angefragt wg. dem für den 1.4. anberaumten 2. Wi.burger Kulturstammtisch. Im Bühaus wusste niemand davon, wie mir C. erzählte. Zufällig traf ich einen der KUSS-Org. auf der Straße und fragte ihn wegen dem Termin. Der Mann reagierte äußerst gereizt und bezeichnete mich als „paranoid“ und „wahnsin-nig“. Ich staunte nicht schlecht. * Meine Meinung ist: Im Prinzip ist es richtig, daß sich Kul-turinteressierte und Künstler zusammentun. Fragwürdig wird die ganze Angelegenheit, wenn daraus ein Geheimnis gemacht wird. Ich hatte auf den letzten Termin im Februar hingewiesen + wurde dafür von dem Mann, der mir jetzt in äußerst abschätziger Weise begegnete, per mail gerügt. Ich frage mich: Was soll dieses kindische Verhalten, aus einem Kultur-Treff oder Kultur-Klüngel oder wie auch immer man die Sache bezeichnen mag, eine konspirative Angelegenheit zu machen? Ich werde den Verdacht nicht los, daß hier Leute, die sich eher mit Politik befassen als mit künstlerischen Fragen, Kreative und Kulturschaffende vor ihren Karren spannen wollen. Was Karren betrifft, so spanne ich mich immer wieder vor selbigen, gerade wenn es die Interessen des Kunstbüro oder befreundeter Menschen und – oder Künstlerinnen betrifft. Man wird jedoch stutzig, wenn die gleichen Leute, die einen aus Werbe- oder Image-Gründen o. was auch immer einspannen wollen, nicht auf die Idee kommen, mal mit mir über meine Ansichten und Erfahrungen zu sprechen. Da werd ich zum Esel. Gutmütig zwar, aber auch eigenwillig. * Ich werde von Leuten aus der Polit-Szene ständig mit irgendwelchen Klischee-Vorstellungen identifiziert, die sie vom Künstler Raimund Samson haben. Seltsam. Molto seltsam. *R.S.*

Gentrifizierung: Probleme mit neuer Schleuse


Als ob der Ärger um tausende gefällte Bäume, Lärmbelästigung, seit Jahren gesperrte Grünan-lagen, zerstörte Biotope, Inkompetenz bei soziokulturellen Projekten noch nicht ausreichen - jetzt droht ein weiteres Sahnehäubchen der Aufwertung Wilhelmsburgs zu scheitern bzw. zu ranziger Butter zu verkommen. Viele hatten sich schon über die Anbindung der Elb-Insel an die Innenstadt über Barkassenfahrten gefreut, einige darin auch gute Verdienstmöglichkeiten gesehen. Nun stellt sich heraus: Beim Neubau der Ernst-August-Schleuse (Kosten: ca. 26 Mill. €uro) wurde nicht genü-gend berücksichtigt, daß durch dieses Tor regelmäßig kleine Schiffe, Barkassen u.ä. geschleust werden sollen. Bisher belief sich die Wartezeit auf 10 Minuten; bei der neuen Schleuse dauert die Abfertigung aber eine halbe Stunde. Mehrere Barkassen-Unternehmen haben die Wilhelmsburg-Törns bereits aus ihrem Programm gestrichen. Ob die Fehler noch zu korrigieren sind und im nächsten Jahr tatsächlich Fahrten vom Hamburger zum Wilhelmsburger Rathaus (in dessen unmittelbarer Nähe die igs eröffnet wird) möglich werden, ist noch offen. * Verantwortlich für die-se Panne bzw. „Skandal“ (Klaus Lübke) ist die HAP (Hamburg Port Authority). Wird die Sache Konsequenzen für die Verantwortlichen haben? Zweifel sind angebracht. Wenn es um Millionen-Summen geht, verhalten sich Hamburger Politiker und Bürokraten erstaunlich liberal und gelas-sen. Niemand ist schuld. Geht es dagegen um Schwarzfahren und Unregelmäßigkeiten bei Arge-Empfängern, wird gnadenlos abgestraft. That’s Gentrifizierung. Was lernen wir daraus? *R.S.*

Montag, 26. März 2012

Gentrifizierung - konkretereG Zahlen


„Der Neue Ruf“ vom letzten Samstag bringt einen Bericht über den Umgang der igs (Inter-nationale GartenSchau) mit Naturflächen. Der umweltpolitische Sprecher der FDP, Kurt Duwe, moniert, daß die Ersatzpflanzungen und neugeschaffenen (bzw. noch anzulegenden) Biotope ca. 30 Jahre brau-chen werden, um einen ähnlichen Status wie heute zu erreichen. Zur Erinne-rung: Die igs ließ etwa 5000 Bäume fällen, mehrere Biotope mussten den umfangreichen Baumaßnahmen weichen. Der Bau eines Parkplatzes für 1335 Autos, für den naturbelassene Flächen zerstört werden müssen, verschlingt 1,4 Mill.€. Die Kosten für die Ausgleichsmaß-nahmen werden bei nur ca. 200000 € liegen. Igs-Kritiker finden, daß für ein paar Monate Hochbetrieb (2013) nicht Biotop-Flächen zerstört werden dürften. Ein weiterer Parkplatz (1200 Autos) wird ca, 1,3 Mill € kosten. Auch hier liegen, im Vergleich, die Kosten für Aus-gleichmaßnahmen weitaus niedriger. * Welche Strategien können eingeschlagen werden, um Naturzerstörung zu minimieren? Klar ist: Die verantwortlichen Politiker machen, was sie wollen. Kritik, Opposition, Widerstand kosten Kraft, Zeit und Nerven. Ich meine: Wer sich auf Dialoge einläßt, hat schon verloren. Die Taktik von IBA und igs war bisher, vollendete Tatsachen zu schaffen – und dann in den „Dialog“ mit den Bürgern zu treten. Um ihnen schmackhaft zu machen, was unabänderlich ist. Klar ist: Mehr Demokratie bedeutet mehr Arbeit und Engagement. Die meisten Bürger sind nicht motiviert, sich zu beteiligen. * Trotzdem Dank an jene, die kritische Informationen in Umlauf bringen und sich dem Unab-änderlichen entgegentemmen. Bisweilen sind sogar kleine Erfolge zu verzeichnen. Etwa bei der Gestaltung einer großen Treppe am Deich. *R.S.*

Wo blieben die Sonderzüge?


23.3.: Vernissage im WESTEND. cool. ABER: Wo blieben die Sonderzüge, Sonderbusse - und der Rote Teppich? Wie auch immer: Der Nachmittag ward auch so vergnüglich. Besonders freute ich mich über den Besuch von Siegmar. * Irgendwann werde ich meine Autogramm-Karten schon noch los. *R.S.*

Samstag, 24. März 2012

Mümmelmannsberg: Künstler sauer


Erich Heeder, seit 30 Jahren Mitglied und Aktiver des Offenen Atelier Mümmelmannsberg e.V. schickte mir die Kopie eines MoPo-Artikels vom 12. März, der war nur in der Nachtausgabe abgedruckt war. „Die SAGA will uns loswerden“ protestieren Erich, Bernd-Dieter Kunze und andere Macher des Vereins. Sie haben Angst, daß sie die Räumlichkeiten, die bisher von der SAGA finanziert wurden, nicht mehr halten können. Insgesamt stehen 15 Stadtteil-Projekte in Mümmelmannsberg vor dem Aus. Ich sage dazu: Scheiße, in so einer Abhängigkeit zu sein. Die SAGA bekam vor zwei oder drei Jahren einen Preis für besondere kulturelle Verdienste verliehen. Daraus abzuleiten, daß die Wohnungsbau-Gesellschaft ewig für die Miete eines kleinen Kreativ-Vereins aufkommt, ist jedoch naiv. Zum Glück droht meinem Verein kein ähnliches Schicksal. Wir haben bisher nie Räume angemietet – wir finden auch so regelmäßig Cafes, Kommunikatoons-Zentren u.ä., um unsere Veranstaltungen durchzuführten. * Ich drücke Erich + Co. die Daumen, daß sie sich nicht unterkriegen lassen – und Mitstreiter finden. Solidarität. Aber: Wer solidarisiert bzw. identifiziert sich mit den Zielen, Interessen, Ideen des Mümmelmannsberger Offenen Ateliers? Mangelnde Solidarität ist ein typisches Merkmal unserer Zeit. Wie oft war ich deswegen schon bei bestimmten Projekten unglücklich! Statt auf Unterstützung stößt du auf Ignoranz und Neid. Egal! Weder Mietzahlungen, Solidarität noch gute Kunst lassen sich erzwingen. Mach weiter, Erich! + wenn ihr eure kleinen Räume aufgeben müsst, rührst Du deine Farben wieder anderswo an. Weißt du noch, wie du in meiner Werkstatt an dem großen Wandbild für die Fassade der Bücherhalle Kirchdorf maltest? *R.S.*

Auaaua, Aue


Wenn die Leistung schon nicht stimmt + die HSV-Millionarios in der nächsten Saison evtl. eine Klasse tiefer spielen, dann wollen wir wenigstens unseren SPASS haben. So oder so ähnlich wird Radio Hamburg-Moderator Horst X. gedacht haben, als er den Song "Hamburg, meine Perle" umdichtete. Jetzt ist der Bürgermeister der Erzgebirgestadt AUE sauer, denn der Moderator dichtete "Wenn du aus Aue kommst, sind deine Eltern wohl Geschwister". Etliche Fans sind sauer, einige schickten Horst X. sogar Drohungen. Am sauersten ist wohl Lotto King Karl, der die HSV-Hymne erfand. Wie clever der Mann ist, zeigt er auch hier mal wieder: Er verklagt den Radio-Mann auf 20000 €. * Ich meine: Endlich mal wieder was zum Lachen! Was die Fußballer auf dem Platz bieten und das Gehabe der Herren aus der Führungsetage sind nicht gerade Anlaß zur Freude. Die Häme, die aus den Zeilen des radio-Moderatoren spricht, werden Fans, Spieler, Trainer etc. aber wegstecken. Wegstecken müssen. Liebe HSV-er, zeigt doch endlich mal, daß ihr HUMOR habt. * Unter Horst Hrubesch als Trainer wäre es nicht so weit gekommen. Thorsten Fink zu verpflichten war ein Fehler. Der Mann paßt besser zu Bayern München oder Hertha BSC. Da kann er auch große Karriere machen. * "und singe "Horn, sweet Horn", Oh Hamburg, meine Perle, Du wunderschöne Stadt, die zweite Liga ist mein Leben, Du bist die Stadt auf die ich kann ..." * Der HSV in der 2. Liga? Das wär doch mal ein wunderschöner Denkzettel! Schon Bremen war unten, Frankfurt, Mönchengladbach, Köln, Dortmund. "Davon geht die Welt nicht unter ..." (Zarah Leander) * *R.S.*

ARTandPRESS


Vorgestern eröffnete in Berlin (Martin-Gropius-Bau) eine absolut großartige Ausstellung zum Thema KUNST+ZEITUNG (artANDpress) mit insgesamt 50 bekannten Künstlern und Künst-lerinnen (Ai Weiwei, Damien Hirst, Gloria Friedmann, Anselm Kiefer, Julian Schnabel etcetc.) Doll finde ich z.B. die Skulptur von Anselm Kiefer, der aus Blei riesige Sonnenblumen baute, die aus Druckmaschinen wachsen und Buchstaben erzeugen statt Sonnenblumenkerne. Vielleicht kommt die Show-Schau irgendwann nach Hamburg? * Zumindest allen in Berlin und Umgebung lebenden Blog-Lesern empfehle ich die Ausstellung wärmstens. (Foto aus BILD) *R.S.*

Freitag, 23. März 2012

hamburgensisch


+ noch ein feines Geburtstagsgeschenk, ein Multiple von Nils Koppruch.
Ist oke. Poesie.
Die Buttons kann ich verschieben, sind magnetisch.
+ auf die 4 Knöpfe unten jeweils'n €uro?!
infos www.strandfischer.de + www.nils koppruch.de *R.S.*

Mittwoch, 21. März 2012

Raimund samson im WESTEND


Übermorgen (23. März) gibt es eine weitere Veranstaltung im WESTEND, nämlich die Vernis-sage zur laufenden Ausstellung mit Bildern und Skulpturen von Raimund Samson. Der Künstler plaudert gern über die Geschichte des Kunstbüro Wilhelmsburg. Beginn: 16 Uhr. * Das WESTEND ist ansonsten Mi-Fr geöffnet von 15-19 Uhr. Weitere Informationen: 75666401 *R.S.*

Gelungene Mischung






Im Westend gab es nicht nur das dritte WortKunst-Poetry, sondern auch einen runden Geburtstag zu feiern. Sehr gekonnt wurde das Geburtstagskind als Skulptur verewigt ... es gab den Happy Birthday-Kuchen, der nicht fehlen darf ... es wurde gesungen, Texte wurden vorgetragen: "ganz persönliche" aber auch mehr "künstlerische" ... Es gab etliche Über-raschungen, ausschließlich positiver Art. Das Geburtstagskind fühlte sich rundum wohl -und "das heißt schon etwas" bei diesem anspruchsvollen wie kritischen Mann. DANK an Ulla, Bettina, Eberhard, Monika, Ingeborg, Anni, Willi, Katrin, Arne, Renate, Helmut, Erich, Kerstin für Aktion + Text und an Rose u.a. für Kochen, Deko etc. Das Geb.K. wurde reichlich beschenkt. So ein Tag, so wunderschön wie heute ... Achja ... die nächste WortKunst-Poetry-Veranstaltung findet am 24.4. statt, wieder am Dienstag + wieder im Westend, Vogel-hüttendeich 17. Ab 18 Uhr Kunstbüro-Abendessen, ab 19 Uhr 30 Lesung. *R.S.*

Montag, 19. März 2012

Cicero # 3-2012


Das Cover (A. Merkel-N.Röttgen) finde ich eher mau, aber einige Beiträge des Heftes sind sehr beachtlich: hervorragend recherchiert und in verständliche Prosa gegossen. * Als Hamburger in-teressiert mich der Artikel über die Elb-Philharmonie, ärgere ich mich doch häufig über Paragra-fen-Dickicht und Behörden-Filz, ohne die dieses hunderte Millionen Euro teure Desaster kaum passiert wäre. Emanuel Eckardt beschreibt nicht nur detailliert die Geschichte des Megabauwerks, die 2001 begann und eigentlich im letzten Jahr zur ersten ruhmvollen Station (sprich: Eröffnung) hätte führen sollen. Ich werde als Leser bestens informiert, mit Einzelheiten der „Bau-Groteske“ konfrontiert, die ich bisher nicht kannte. Darüber hinaus gelingt es dem Autor, mich bei Laune zu halten: Ich werde nicht mit der Nase in einen aus kleinem Skandal und großem Betrug gekochten Eintopf gestoßen. Die Lektüre macht aus mir keinen Fan des Bauwerks, aber sie erlaubt mir, einige Dinge und Personalien überhaupt erst zu verstehen. Das hängt nicht nur, so scheint mir, mit der Intelligenz des Herrn Eckardt zusammen, sondern rührt auch von seinem Sinn für Humor. Ohne den wären einige haarsträubende Dinge (etwa daß die Bauplanung u.a. auf einem 2000 Seiten umfassenden Vertrag beruht) kaum wegzustecken. * Herausragend finde ich auch den Bericht „Halb diskret geht nicht“ Ulrich Clewings über den Zürcher Kunsthändler und Verleger Walter Feilchenfeldt. Ich wusste nicht, daß es diesen Mann gibt + bin schwer beeindruckt über eine Arbeit, deren Hauptmotiv offenbar nicht das liebe Geld ist. * Ein Kunstfälscher-Skandal sorgt seit Monaten für Schlagzeilen. Lisa Zeitz erinnert mit dem Artikel „Alte Meister von der Stange“ an Han van Meegeren, daran, der in den 40-er Jahren des vorigen Jahrhunderts Kunstliebhaber und Händler an der Nase herumführte. * „Bullshit-Bingo“ ist eine aus 6 Zeichnungen bestehende Comic-Geschichte mit Sigmar Gabriel in der Hauptrolle. Frech wird der SPD-Vorsitzende (stellvertretend auch für andere Politiker) als Produzent von Sprechblasen entlarvt, als unglaubwürdig vorgeführt. * In „Unsere tägliche Konspiration gib uns heute“ versucht sich Die Welt-Redakteur Matthias Heine am Thema Verschwörungstheoretiker. Der Beitrag überzeugt mich aber trotz einiger gelungener Formulierungen und einer unverkennbaren Eloquenz des Autors nicht. Den norwegischen Psychopathen und Massenmörder Anders Breivik und den Gründer der Wikileaks-Plattform Julian Assange in eine Schublade zu stecken ist zumindest fragwürdig. Das bekannteste neuere Beispiel für Verschwörungstheorien bieten jene Amerikaner, die nach „nine-eleven behaupteten“ –und bis heute dabei bleiben- daß die Angriffe auf die New Yorker Twin-Tower von Regierungskreisen inszeniert worden seien. Heine erwähnt dieses ständig von Presse und TV aufgegriffene Beispiel nicht, sondern versucht aufgrund anderer Beispiele nachzuweisen, daß sowohl bei der politischen Rechten wie auch der Linken Verschwörungs-Theorien kursierten, die im Kern antisemitisch seien. Der Autor kolportiert Gerüchte – seine Thesen wirken gewollt und aufgesetzt. Vollends fragwürdig bzw. pseudo-objektiv wird der Artikel durch die beigefügte Grafik, auf der Fidel Castro, George Bush, Breivik, Stalin, Hitler, Osama bin Laden und ein Kreuzritter als Koordinaten in ein weltweites Verschwörungsnetz eingefügt sind. Castro ein Verschwörungstheoretiker? Bildet sich der Mann (und mit ihm Millionen Kubaner) nur ein, daß sein Land durch ein US-amerikanisches Embargo seit Jahrzehnten nieder gehalten wird? Der Autor macht es sich zu einfach. Heine betreibt Gleichmacherei. Vielleicht gehört er, eine Art Spezialist für Verschwörungs-Theorien, am En-de selber zu dieser Sorte Menschen. * Im Vergleich zu Artikeln des SPIEGEL, den ich viele Jahre regelmäßig las, finde ich die meisten CICERO-Artikel besser recherchiert und solider geschrieben. Vielleicht liegt dies auch daran, daß das Magazin im Unterschied zum SPIEGEL nur einmal im Monat erscheint, also mehr Zeit für die einzelnen Beiträge aufgewandt werden kann. * 8 €, 132 Seiten *

Spaziergang im Reiherstiegviertel





1) Bagger vor den Häusern Am Veringhof 23. – Beginnen jetzt die Abriß- und Unbauarbeiten für die „Künstler-Community“. Lt. IBA hatten die beiden Groß-Gebäud längst bezugsfertig sein sol-len. ODER ist die Künstler-Community inzwischen OUT + Fläche und Häuser anderweitig ver-plant? 2) Signor Erpel und Madame Daisy auf der Suche nach einem Nistplatz (Sanitasstra-ße) 3) „MUT IST, VERBRECHEN ZU BEWEISEN, DIE ANGEBLICH NIE PASSIERT SIND“ (Vo-gelhüttendeich) 4) KOPF-THEMA – gefunden auf der Wand vor dem DUFFY’s (Vogelhütten-deich); Was für eine Parole!! 5) Wilhelmsburg Rentnerverein (Schaufenster fotografiert im Vogelhüttendeich); 6) Oster-Weihnachten (Vogelhüttendeich) *R.S.*

Samstag, 17. März 2012

WortKunst-Poetry # 3


Am nächsten Dienstag = 20. März, ist es wieder so weit: Im WESTEND, VOGELHÜTTEN-DEICH 17, startet um 19 Uhr 30 die WortKunst-Poetry - Veranstaltung, bei der jeder Interessierte bis zu 10 min lang eigene Texte lesen und/oder performen kann, auch mit Musik-Instrument. Um diese Veranstaltung zur Freude und zur Inspiration durchführen zu können, braucht es Menschen, die eine Portion gute Laune und ein Minimum an Einfühlungsvermögen mitbringen. * Veranstalter sind WESTEND und das Kunstbüro Wilhelmsburg. * Wer Lust hat, kann auch schon früher kommen. Ab 18 Uhr gibt es das Kunstbüro-Abendessen. * Übrigens gibt es auch noch den 60. Geburtstag eines Kunstbüro-Gründungsmitglieds zu feiern. Wer dabei helfen will, ist herzlich willkommen ... *R.S.*

W.I.R. März-April 2012


24 Seiten A4 Vermischtes = Werbung, Kritik, Programm, Soziales, Fotos, Veranstaltungshinweise etc. aus und über Wilhelmsburg. * S. 3 „Kein Dokumentationszentrum im künftigen Energiebunker“. Die Wilhelmsburger Geschichtswerkstatt erforschte „in dreijähriger Arbeit“ die Geschichte des Bunkers, besuchte Vergleichsbauwerke und Gedenkstätten in anderen europäischen Ländern + erarbeitete schließlich in Zusammenarbeit mit der IBA (!) und anderen Institutionen mehrere Kon-zeptvarianten für ein Doku-Zentrum. Anscheinend vergebens. Na und?! Mein Mitleid hält sich in Grenzen. Die Wilhelmsburger Geschichtswerkstatt, mit eigenen Räumen in der HoFa, ist ein top-finanziertes, seit x Jahren von allen Seiten bestens unterstütztes und finanziell ausgestattetes Vorzeige-Projekt. Leider enthält der Artikel keine Auflistung der Gelder und Projekte, die allein in den letzten 3 Jahren geflossen sind, und zwar nicht nur für Material und Miete, sondern auch für feste MitarbeiterInnen und Honorarkräfte. Da kann ich nur, nicht ganz ohne Neid, feststellen: Je mehr Gelder in der sog. „soziolulturellen Szene“ fließen, desto mehr wollen die Begünstigten bekommen und desto weniger interessierte es sie, ob und wieviel andere bekommen. * S. 5 Pastor Henatsch bekundet seine Meinung zum Tod von Chantal, der wochenlang die Gemüter erregte und einen gigantischen Medienrummel entfachte. Der ganze Artikel ist eine einzige Nebelkerze, eine Wolke aus Blabla und kalkulierter Nachdenklichkeit. Henatsch drückt auf die Tränendrüse. Angeblich habe der Tod Chantals auch das Leben der Pflegeeltern zerstört. Was für eine seltsame Behauptung! Jeder, der mit der Problematik schwer Drogenabhängiger etwas vertraut ist, weiß, daß da schon vorher etwas zerstört wurde. Die Frage ist, wieso diesen Menschen, die schon schwer genug an ihrer eigenen Geschichte zu tragen haben, Kinder anvertraut werden, OHNE ihre Befähigung dazu eingehend zu prüfen. In Deutschland ist es so: Für jeden Scheiß braucht man einen Kurs, Prüfung etc. Ob man angeln, Auto oder Moped fahren, zur Jagd gehen will etc. Nur für die Erziehung eines Kindes, das eine ungleich schwierigere und verantwortungsvollere Aufgabe dar-stellt als einen Karpfen aus dem Wasser zu holen oder ein Karnickel umzulegen, braucht man keine besondere Ausbildung oder Abschlußprüfung. Die Gründe liegen auf der Hand. Einer davon: Es geht um VIEL Geld. Die Unterbringung eines Pflegekindes in einer Familie kostet den Staat (+ Steuer-zahler) pro Monat ca. 750-800 €, die Unterbringung in einem Heim dagegen ca. 4000 €. Kein Wunder, daß Behörden es eilig haben, möglichst viele Kinder in Familien zu vermitteln. Kein Wunder auch, daß es neben sehr guten Pflegeeltern auch solche gibt, die vor allem das Geld im Visier haben. – Zurück zu Henatsch. Warum möchte er partout nicht, daß die Schuldfrage im Zusammenhang mit dem Tod der 11-jährigen Chantal so nachhaltig gestellt wird? Warum erteilt Herr H. in weinerlichem Ton quasi eine General-Absolution? Ich vermute: Zum einen, um sich als Pastor ins Spiel zu bringen. Zum anderen, um davon abzulenken, daß er womöglich selber Fehler gemacht hat. Er war es schließlich, der der Pflegemutter in seiner AIW eine Festanstellung gab und den ebenfalls drogenabhängigen Pflegevater in der Vereinsvorstand wählte. Damit war keine böse Absicht verbunden, aber: Hier zeigte sich, wieder einmal, die Ahnungslosigkeit und Blindheit des Pastor Henatsch. Er mag die Bibel aufmerksam gelesen haben – von Menschenkenntnis hat er keine Ahnung. * S. 7: Er werden wieder Bäume gefällt, wieder für IBA und Gentrifizierung. Michael Rotschuh machte Aufnahmen VORHER und NACHHER. Solche Fotos bewirken oftmals mehr als Seiten vollgeschriebenen Papiers. * www.inselrundblick.de * *R.S.*

Donnerstag, 15. März 2012

Publik-Forum # 10 - 2011


„Christen müssen selber denken“ ist der Headliner der Mai-Ausgabe 2011. Der Satz meint so ziemlich das Gegenteil dessen, was mir als jungem Katholiken eingebleut wurde., nämlich: Du darfst nicht selbständig, sondern musst das denken, was dir von Pastor und Lehrern vorgegeben wird. Auf S.51-53 ist ein interview mit dem emeritierten Pfarrer und ev. Professor Klaus-Peter Jörns abgedruckt. Grundfragen werden angesprochen, etwa die, inwieweit sich Kirche am geschriebenen Wort orientziert. In der ev. Kirche gilt: „sola scriptura“ - Der Glaube stütze sich al-lein auf die Schrift. Welche Schrift ist gemeint, und: Welche Veränderungen wurden in den Überlie-ferungen (immer wieder) vorgenommen? Jörns: „Der Glaube ist also nie die reine Reproduktion dessen, was ich von anderen gehört oder gelesen habe“. Ich wurde als Kind noch gezwungen, die Bibel und Katechismus-Texte auswendig zu lernen. Teilweise als Strafe. Damit wurde ich jedoch nicht gefügig gemacht, sondern mein Widerstand wurde angestachelt. Jörns lehnt die Vorstellung vom Sühnetod Jesu am Kreuz als überholt ab. Dieses Thema berührt mich in besonderer Weise. Jörns erläutert: ...die meisten Menschen, die zu meinen Vorträgen kommen, haben den Abschied von dieser Vorstellung offenbar längst vollzogen. Dass Gott ein blutiges Opfer als Sühne brauche, um seine Gerechtigkeit zu erweisen und sich mit den Menschen zu versöhnen, können nur noch wenige nachvollziehen.“ Dazu wiederum meine Erfahrung: Mir wurde als Kind noch eingetrichtert, Jesus habe gesagt: „Wer mir nicht nachfolgt, ist meiner nicht wert“. Was ich so interpretierte: Wenn nicht auch ich blutig untergehe, am Kreuz sterbe o.ä., war mein Leben umsonst. Der Satz versetzte mich in Panik. Voller Angst und Schuldgefühle stellte ich mir mein zukünftiges Leben vor. Ich würde leiden, schwer leiden müssen– oder in die Hölle kommen, als Ungläubiger bzw. „Heide“. * Ich merke, daß mich dieses und andere Themen des Heftes interessieren. Aber ich merke auch, daß ich ungeduldig bin. Mich auf die Texte einlassen ist eine Lese- und Denk-Schule. Entgegen kommt mir, daß die Autoren und Autorinnen von Publik-Forum keine Dogmatiker oder verbissene Scholastiker sind. Sie gehen nicht von Feindbildern aus, sondern entwickeln ihre Gedanken, Thesen, Ideen positiv. * Das Heft erscheint monatlich: 72 S., ca. A4-Format, 5 €, www.publik-forum.de *R.S.*

Mittwoch, 14. März 2012

Schutzengel


Vor 24 Jahren gründete ich das Kunstbüro Wilhelmsburg, ein Jahr später den Verein. Warum hielt ich so lange durch? Es gibt nur diese Antwort: Weil ich Schutzengel habe. Ich glaube an Schutzengel – und siehe: Es hilft. Die beiden oben abgebildeten sind „made in the philipines“. Es gibt noch einige andere. Meine Schutzengel helfen mir, ganz nah dran zu sein an der Wahrheit. Sie helfen mir, Niederlagen wegzustecken. Sie ermuntern mich bisweilen, Neider und Störenfriede auf Distanz zu halten, ja mich über sie lustig zu machen. Angie, ah Angie, Ihr schwebet über mir. Möget ihr noch lange dort sein + mir wohl gesonnen. *R.S.*

Dienstag, 13. März 2012

"Staatsfeind" Till Meyer


In seinem Buch „Staatsfeind – Erinnerungen“ beschreibt Till Meyer seinen Weg als jüngster Sproß einer siebenköpfigen Familie, die im 2. Weltkrieg den Vater verlor, über Schuleschwänzen und abgebrochene Lehre zum Protagonisten der „Bewegung 2. Juni“. Die libertär-anarchistische Organisation war seinerzeit für spektakuläre Aktionen verantwortlich, u.a. die Lorenz-Entführung. Damit gelang es ihr 1975, fünf Terroristen bzw. Anarchisten freizupressen. Meyer schildert so detailliert wie spannend diese und andere Aktionen und das Leben im Untergrund, den zermürbenden jahrelangen Kampf, aber auch die Selbstzerfleischung der Genossen untereinander. Meyer war einer der führenden Köpfe. Ihm gelang –eine besondere Leistung- zweimal die Flucht aus deutschen Gefängnissen. Meyer rechnet schonungslos ab in seinen Enthüllungen und Kritik. Dabei macht er vor sich selber, der eigenen Persönlichkeit, Fehlern, Eitel- und Empfindlichkeiten nicht halt. Wer steht schon dazu, daß er im Untergrund mit der Stasi kooperierte? Überleben war alles; die Gesellschaft und sich selber hinterfragen; das Leben riskieren, totalen Streß und insgesamt 13 Jahre Knast in Kauf nehmen. Es geht um die Identität als politisches Wesen und Mensch, die eigene Geschichte in Abhängigkeit von der Gesellschaft. Till Meyer betont in der Neuauflage des Buchs 2008, daß die DDR seinerzeit der bessere Teil Deutschlands war. * Ich verabschiedete mich vor vielen Jahren aus der Polit-Szene, aber es tut gut, mit einiger Distanz am Beispiel T.M. mitzuerleben, was die linke Szene einst bedeutete und was daraus wurde. Die „Bewegung 2. Juni“, von Meyer der „Blues“ genannt, war keine auf Uniformität ausgerichtete Gruppe, auch wenn es eine Hierarchie gab. Reinders, Bommi Baumann + Co. waren mehr linksradikal-libertär, nahmen Drogen (Baumann jedenfalls) – waren anders drauf als Meyer, der eher orthodoxer Kommunist war (DKP-Mitgklied!). Die Zeitungen und das Fernsehen verbreiteten in den 70-er und 80-er Jahren Klischees. Da ist es erhellend, Informationen aus erster Hand zu bekommen. Von einem, der sich nicht mit ideologischen Sprüchen zufrieden gibt. * Ich bezeichne Meyer als Lebenskünstler, obwohl er den Begriff vielleicht ablehnen würde. Ich meine damit: Sich durch unzählige Aktionen, Erlebnisse, Arbeiten, Ekstasen, Depression, Fehler, Schwächen und Stärken immer wieder selbst im Zusammenhang mit der Gesellschaft und der Familie, aus der man kommt, zu analysieren. Und aus der Analyse entscheiden, in welche Richtung es weitergehen soll. Das Leben als verschiedene Phasen begreifen. Ich finde, Meyer verwendet den Begriff des „Politischen“ etwas naiv. Alles ist doch politisch, oder? Und damit ist doch zugleich nichts politisch – oder etwa nicht? Vom Anarchisten bzw. kämpfenden Kommunisten zum Lebenskünstler ist es nur ein winziger Schritt. Es geht um Inspiration und Fasziniertsein. Unabhängig vom Alter. Die Sinn-Frage zu stellen führt m.E. in eine Sackgasse. „Sinn“ kann gemacht, künstlich erzeugt, manipuliert, je nach ideologischer Warte konstruiert werden. Der eigene Körper läßt sich nicht betrügen. Wer erkennt, wie künstlich die Verhältnisse sind, die einem aufgezwungen werden, hat von dieser Einsicht her Möglichkeiten, mit sich und der Lebenssituation umzugehen. Der Künstlichkeit der Verhältnisse die eigene Kunst, Kreativität entgegensetzen. ... Meyer + Co. waren einst Idole für mich, 1974-75 Mitglied der Hamburger „Schwarzen Hilfe“. Da hatte ich auch mit Rainer Hochstein zu tun (später Kronzeuge gegen die „Bewegung 2. Juni“). Hans-Joachim Klein (Überfall auf die Opec) erlebte ich einmal in Hamburg. Und zwar als ziemlich duften, guten typen Typen. Ich bin aber froh, aus dieser Szene ausgestiegen zu sein. Es gibt bessere Möglichkeiten, um sich auszuleben und dazu beizutragen, daß die Gesellschaft anders wird. * Das gut 500 Seiten dicke und wie ein guter Krimi lesbare Buch gibt’s für wenig Geld bei 2001. * ROTBUCH-Verlag, 978-3-86789-029-8 *

Montag, 12. März 2012

ANDY WARHOL'S INTERVIEW # 3



Das gab’ schon in den 80’ern oder 70’ern, A.W.’s Interview: die amerikanische Original- und dann die deutsche Ausgabe. Lifestyle, Mode, Blabla, „wir sind alle oberflächlich + dahinter is nix“. Als Linker od. Linksradikaler lehne ich lifestyle- und Mode-Magazine eigentlich ab, weil zu hohl. Zu schön. Irgendwo meldet sich Moral. Ich steh eher an ner Würstchen-Bude als mitten aufer Tanz-fläche. ANDERERSEITS: Andy Warhol ist natürlich Kult, immer noch. Immer noch Faszination. Oder: Inzwischen wieder. Da möchte man liebendgern die ganze Politscheiße einfach hinter sich lassen + ganz auf Ästhetik + hintersinniges Philosophieren machen. * Die meisten Mode-Bilder überblättere ich. Oder ich mach daraus Collagen. Oder überkritzle mit Filzstift. Nach dem Motto „Boys are girls + girls are boys“. Als Junge hab ich Frauen gern n Schnurrbart verpasst. * Neben riesigen MODE-Fotografien enthält das sehr große Heft auch tatsächlich ein paar Interviews, z.B. mit Armin Mueller-Stahl, der nicht nur Schauspieler, sondern auch ein sehr guter Maler ist. Die anderen Interviews interessieren mich kaum – bis auf das mit Klaus Lemke. Der kannte tatsächlich Brigitte Bardot? SEHR cool. Seeeeeeehhr. * Die Skulptur von Brian Donnelly (Name vorher nie gehört) gefällt mir. Das Gespräch mit ihm lese ich aber nicht. *Von mir aus hätten die Hefte-Macher mehr von Andy W. reinpacken können als die Zeichnung mit Text auf der drittletzten Seite und irgendwo ein nach ihm (seinem Konterfei) entworfenes Parfüm. Das Original kann von Nachfolgern nicht übertroffen werden. *R.S.*

Helga Goetze 90 Jahre



Heute vor 90 Jahren wurde Helga Goetze geboren, die Dichterin und Malerin, die viele Jahre in Hamburg lebte, um 1981 nach Berlin überzusiedeln. Sie gab sich später den Beinamen „Sophia“. Ich lernte sie 1974 kennen. Damals gab sie einmal die Woche einen Salon in einer WG in der Hallerstraße. Es waren tolle Abende, sie trug mit Verve und viel Musikalität ihre Gedichte vor, machte alle Männer an und propagierte FIW! (= Ficken Ist Wichtig!). * Ich habe noch hunderte Seiten Tagebuch-Aufzeichnungen von ihr, die sie kopiert an 20-30 Freunde verschickte, ihre Gedichte habe ich nicht gezählt. Helga war eine große Unterstützerin des Kunstbüro und meiner Aktivitäten, vielleicht die größte die wir je hatten. Ich brachte in allen Zeitschriften (herzGalopp und ELB-INSEL), die ich herausgab, Gedichte und Texte von ihr unter, bisweilen auch Kopien ihrer faszinierenden Stick-Bilder, von denen ich kein Original besitze, aber hunderte Kopien auf CD. * Helga starb 2008, aber ich denke immer wieder mal an sie, an ihre Kraft, an ihre Solidarität, an ihre Freude, ihre Querköpfigkeit (wie oft kritisierte sie mich!). Auch wenn ich sie nach ihrem Weggang nach Berlin nur selten persönlichb traf, so bereicherte sie mein Leben, meinen schwie-rigen Alltag mit ihren offenherzigen Briefen, Gedichten, Bildern. Danke, Helga! * Ihre Stickbilder wurden vom musee de l’art brut in Lausanne übernommen; das Buch „Zeugnisse eines Aufbruchs“ enthält viele tolle Gedichte (isbn 3-8334-2611-X, 227 Seiten). In dem Film „Rote Liebe“ von Rosa von Praunheim spielt sie die Hauptrolle. *R.S.*

Sonntag, 11. März 2012

Disziplinierung von Oben

Seit dem 5. März gelten in Hamburg neue Regeln im Busverkehr. Fahrgäste müssen nun zu jeder Tages- und Nachtzeit vorne einsteigen und ihre Fahrausweise zeigen. Dies führt auf stark frequentierten Linien wie der 13-er in Wilhelmsburg, zu Verzögerungen. * Heute Mittag stieg ich am S-Bahnhof Veddel in den 13-er und zeigte wie alle anderen meine Karte. Zu unserer Überraschung stieg eine Station weiter eine Handvoll Kontrolleure ein, die uns erneut kon-trollierten. Ich war auch deshalb überrascht, weil ich in den mehr als 10 Jahren, in denen ich mit dem HVV unterwegs bin und dabei fast täglich im 13-er fahre, erst ein einziges mal (1 x!) auf dieser Linie kontrolliert wurde. Galt die heutige Kontrolle auch dem Busfahrer? Um heraus-zufinden, ob er auch streng genug kontrolliert? * In einer HVV-Broschüre hieß es, daß die neue Maßnahme den „werten Fahrgästen“ zugute komme. TATSACHE ist: Die Fahrten verzögern sich durch das Einsteigen vorne teilweise erheblich. Auch für die Busfahrer ist die neue Regel mit mehr Streß verbunden. * Lohnt sich der Aufwand? Werden mehr Gelder in die HVV-Kassen gespült durch die Reduktion von Schwarzfahrten, so daß sich der Mehraufwand und das Mehr an Streß lohnen? * Mein Eindruck ist: Geld sparen ist nur ein Motiv. Ein anderes scheint mir zu sein: Die Stadt hat viele Probleme nicht im Griff. Um davon abzulenken, denken sich einige Politiker und Behörden-Apparatschiks Maßnahmen aus. Ein Beispiel: Bei der Elb-Philharmonie hat sich der Hamburger Senat bis auf die Knochen blamiert. Eine Kosten-Explosion von mehreren 100 Millionen € ist kein Schönheits-Fehler, sondern ein Riesen-Skandal. Die Baufirma „Hochtief“ ist der Kultur-Behörde, dem Rechnungshof und anderen Behörden jahrelang auf der Nase herumgetanzt, hat Verantwortliche über den Tisch gezogen – aber niemand scheint Schuld zu haben. Und so ist es oft: Millionen-Beträge werden verschlampt, gehen verloren, sind nicht mehr aufzufinden. In den oberen Etagen der Politik und Wirtschaft, wo diese Dinge passieren, hackt keine Krähe der anderen ein Auge aus. Der Druck, der trotz aller Beschwichtigungen und Schönrednerei entsteht, wird nach unten weitergegeben. Jetzt wollen sie ein paar €uro einsparen durch schärfere Kontrollen beim Busfahren. * Die Kontrolleure erfinden solche dämlichen Maßnahmen und Schikanen nicht. Die Verantwortlichen sind in den Führungs-Etagen Hamburger Behörden zu suchen. Was weiter unten geschieht, an der Basis, beim „kleinen Mann“, ist diesen Funktionären wurscht. – Wer kontrolliert diese Leute?

Samstag, 10. März 2012

Rolling Stone 02-2012


Obschon (noch) Abonnent, lese ich den Rolling Stone seit Monaten nicht mehr. Was ich an Musik getankt habe, seit den frühen Sechzigern, reicht wenigstens bis 2050 – für Endlosschleifen im Hirn, Kopf-Ekstasen ... u.ä. Ich brauch dazu nicht mal Platten oder CD’s. * REVOLUTION JETZT! Ach Gott-chen, wird hier kalter Kaffee aufgewärmt? „Was ist heute links?“ Hahaha ... Die Frage is jut, wa. ::: + WEN die Redaktion da alles angeschleppt hat::: * Sarah Wagenknecht Aufsatz (S. 53/54) trägt den Titel „Wer Verantwortung lebt, muss links sein“. Die Behauptung ist zwar Blödsinn, aber bitte sehr: Frau W. ist eine Galions-Figur der Links-Partei + was könnte sie für den R.Stone anderes (oder gar Besseres?!!) tun als die Reklame-Trommel für ihre Partei zu rühren? Rudi-Marek Dutschkes (S. 54) Überschrift lautet „Die Linke ist keine Partei“. Damit hat er recht. Na und? „Das politisch Linke als solches ist ... ein Selbstbedienungsladen geworden.“ Der Satz gibt mir, quergebürstet, zu Denken. Andrea Nahles, ihres Zeichen Generalsekretärin der SPD, überschreibt ihre Bemerkungen mit „Links sein muß Freiheit bedeuten“ (S. 55). Ach nee ... „Aber die Zeiten sind vorbei, als Pop- und Rockmusik weltweit für einen Aufstand der jungen Generation stand. Stattdessen laufen heute selbst Songs von John Lennon zur Berieselung im Supermarkt. Der Markt hat den Protest vereinnahmt.“ Aber, Frau Nahles, was hat DAS mit 2012 zu tun? Die Vermarktung von Pop, Beat, Blues ging bereits in den 60-ern los. + Multimillionär Lennon als Revolutionär? Daran hat immer nur ein kleiner Teil der Linken geglaubt. Von der SPD ist zumindest seit den 60-ern NIE etwas Aufständisches, Rebellisches ausgegangen. „Die Sozialdemokraten haben nie ihren Anspruch aufgegeben, das Leben für alle besser zu machen.“ Stimmt, Frau Nahles. Aber diese These trifft auch für die CDU, FDP, die Grünen uswusw zu. Oder gibt es auch nur eine Partei in diesem Land, die NICHT das Leben für alle besser machen will? Karl Nagel (Chaos-Tage Hannover, APPD etc) behauptet in seinem erfreulich knappen Text-Beitrag „Politik hilft einem da nur begrenzt weiter – den Parteien des Mainstreams kannst du nicht über den Weg trauen, während der politische Randbereich eine Verschwörungstheorie nach der anderen produziert.“ Wie wahr! + weiter: „Also: Lieber nicht zu viel Zeit verschwenden bei der Suche nach den wahren, echten Linken, sondern lieber die Verbündeten ganz pragmatisch aussuchen und je nach Bedarf wechseln. Mit oder ohne Links-Aufkleber. Einfach Augen auf im Straßenverkehr und immer schön aufpassen, wer einem das Denken abnehmen oder gleich was verbieten will. Dann heißt es: Finger weg!“ Ein überzeugendes Statement. Aus Matthias Matusseks mir ZU LANGEM Text wähle ich nur einen Satz aus und unterstreiche ihn, da er so pointiert wie wahr ist: „Linkssein bedeutet gar nichts mehr“. Güner Yasemin Balcis Ausführungen (S. 58) sind viel zu lang + überzeugen mich nicht. Von Schorsch Kamerun besaß ich mal die CD „Das bisschen Totschlag“. Fand ich stark. Sein „Onkel Berner und die Linken“-Aufsatz ist aus ner alten Masche gestrickt: Gemütlicher Erzähl-Ton, aber dann den Zeigefinger raus, wenn auch cool. Da hör ich lieber Musik, als sowas zu lesen. Auch wenn der Kamerun „Kult“ ist + sich „auch als Theaterautor und –regisseur einen Namen“ machte. (NA UND) Lothar König stellt in „Ist Jesus ein Linksextremer“ einige Fragen und gibt, aus meiner Sicht glaubwürdig, auch Antworten. Ist mir sympathisch. Ich hab noch nie was auf Linke oder meinetwegen „Revolutionäre“ gegeben, die meinen, mit der Veränderung der ökonomischen Verhältnisse sprich Übernahme der Produktionsmittel durch die Arbeiter das „Paradies auf Erden“ zu schaffen. Ist doch alles schief gegangen. + dann noch Jörg Thadeusz, dessen Aufsatz ich aber nur überfliege. * Fazit: Am meisten anfangen, rein pragmatisch gesehen, kann ich mit Nagels Statement. Der Mann ist mir nicht sympathisch, aber: Die Sätze haben einen poetischen Drive. Kann man sich in die Gehörwindungen stecken wie Ohropax. Und dann raus, Bus fahren. Nach 10 Minuten legt man die Sätze dann beiseite. Oder in ein Döschen. Die Sätze kann man später wieder rausholen. Mit anderen Worten: ich sehe den Nagel als ne Art Lebenskünstler, der was zu sagen hat. **** Den Rest der R.S.-Ausgabe hab ich nicht gelesen. *R.S.*

Freitag, 9. März 2012

Dummkopf Guerrero (HSV)


Paolo Guerrero bekam für ein Brutalo-Foul 8 Spiele Sperre vom DFB aufgebrummt. So weit, so schlecht, könnte man meinen. Multi-Millionario Guerrero, mittlerweile Legende, was Ausraster und Seltsamkeiten betrifft (traf nach einem Spiel einen Fan mit einer gefüllten Flasche im Gesicht; ver-längerte eigenmächtig seinen Urlaub in Südamerika, weil er angeblich unter „Flugangst“ litt etcetc), ist offenbar unfähig, aus Fehlern zu lernen. Zwar entschuldigt er sich regelmäßig bei der Mannschaft, wie der Presse zu entnehmen ist. Aber: meint er es ernst? Oder ist das Ganze nur ein Spielchen? Im Grunde ist sein Verhalten schon beinahe entschuldbar. Er wird ja derart gehätschelt und getätschelt von den HSV-Verantwortlichen, daß er weiß: Was auch immer ich mir rausnehme – mir wird alles verziehen. Denn der HSV braucht mich! * Seltsames kam von HSV-Trainer Thorsten Fink. Der Mann, der einen tollen Einstand beim HSV feierte und dessen Fassade allmählich zu bröckeln beginnt, stichelte gegen das DFB-Urteil (8 Spiele Sperre): „Das war keine Tätlichkeit. Vielleicht muss man lieber aussehen, um weniger Strafe zu bekommen. Aber G., der ist der kleine Krieger, der hat ein paar Narben im Gesicht...“ (BILD). Auch mich wirkte Fink bisher ziemlich intelligent. Nach dieser Äußerung kommen mir Zweifel. Ein Bundesliga-Trainer müsste wissen, daß DFB-Urteile wegen Fouls-Unsportlichkeiten nicht einfach an der Verletzung des gefoulten Spielers zu messen sind. Guerrero ist ein Widerholungs-Täter. + offenbar total größenwahnsinnig. Laut MORGENPOST hagelt es auf der facebook-Seite des Fußball-Stars Kritik wegen seines Fouls. + wie antwortet der Kritisierte darauf? „Ich bin nicht so verrückt, um auf diesen Unsinn zu reagieren.“ Unsinn?? HSV-Präsident Jarchow bemüht sich, Guerrereo zu schützen: „Paolo ist ein sensibler Spieler. Am besten ist, wenn er das gar nicht mitbekommt. Ich denke, daß er das auch nicht lesen wird.“ Es zeigt sich, daß hier mehrere Dummköpfe am Werk sind. Der HSV hätte den Spieler nach dem Flaschenwurf entlassen müssen, wg. extrem unsportlichen und vereinsschädigenden Verhaltens. G. wird auch in Zukunft ein Problem für den Verein sein, solange er für ihn spielt. Naja: FALLS er für ihn spielt. * Betrogen fühlen sich einige Fans, die eine Menge Geld ausgeben, um schwache Spiele und Ausraster verzogener Spieler zu erleben, die für ihr Fehlverhalten von Verantwortlichen auch noch in Schutz genommen werden. WAHNSINN! *R.S.*

Klaus Lemke in Hamburg



Kult-Regisseur Klaus Lemke ("Rocker" u.a.) kommt nach Hamburg. Merkt euch den 12.April vor! An dem Tag gibts im Studio Abaton höchstwahrscheinlich die Premiere seines Films "Berlin für Helden". Lemke wird selber anwesend sein. * Worum geht es in dem Film? : "Runaways, Ausreißer, die in Berlin ein anderes Leben suchen - und das gefährliche Potential hinter solchen Wünschen: von einem Tag auf den nächsten alles richtig machen wollen. Zwei Paare leben in Berlin aus, worum die Liebe geht- um diesen explosiven Mix aus unein-geschränkter Hingabe und offener Feindseligkeit. Das neue Berlin- berauschend und er-schreckend zugleich." -- Damit Blog-LeserInnen das HAMBURGER MANIFEST des Regisseurs auch ohne Lupe lesen können, schreib ichs ab:
"PAPAS STAATSKINO IST TOT!
ICH FORDERE INNOVATION STATT SUBVENTION. ICH FORDERE DAS ENDE JEDWEDER FILMFÖRDERUNG AUS STEUERMITTELN. DER STAAT SOLL SEINE GRIFFELN AUS DEM FILM ENDLICH WIEDER RAUSNEHMEN. 13 JAHRE STAATSKINO UNTER ADOLF UND DIE LETZTEN 40 JAHRE STAATLICHER FILMFÖRDERUNG HABEN DAZU GEFÜHRT, DASS DER DEUTSCHE FILM SCHON IN DEN SIEBZIGERJAHREN AUF KLASSENFAHRT IN DER TOSKANA HÄNGENBLIEB; DASS AUS REGISSEUREN SOFT SKILLS-KASTRATEN WURDEN. WIR BAUEN DIE SCHÖNSTEN AUTOS. WIR HABEN DIE SCHÖNSTEN FRAU-EN. ABER UNSERE FILME SIND WIE GRABSTEINE. BRAV. BANAL. BEGÜTIGEND. GOETHE-INSTITUT. ABER FILM IST KEINE AUSSTERBENDE TIERART. FILM IST AUCH KEIN IN-TELLIGENZBESCHLEUNIGER. FILM MUSS NOCH NICHT MAL GUT SEIN. FILM MUSS NUR WIRKEN. DAS TUT DER DEUTSCHE FILM SCHON LANGE NICHT MEHR. RETTUNG KANN ALLEIN VON OMAS HÄUSCHEN KOMMEN, DAS MAN HEIMLICH BEI DER BANK BELEIHT. DENN NUR FÜR DAS EIGENE GELD LOHNT ES SICH NACHZUDENKEN - WENN ES IN GEFAHR IST. UND GELD BEIM FILM IST IMMER IN GEFAHR. OHNE DAS WIRD NICHTS. GELD VOM STAAT IST IMMER EIN TRITT GEGEN DIE EIGENE KREATIVITÄT. VOR EIN PAAR WOCHEN WURDE KLAMMHEIMLICH DIE ENGLISCHE FILMFÖRDERUNG EINGESTELLT - DIE EINZIG ERFOLGREICHE IN EUROPA. ABER EBEN AUCH VOLL-KOMMEN UNNÖTIG. DER FÖRDERWAHN FÜHRTE DEN ENGLISCHEN FILM INS NIRVANA. ACH DIESE ENGLÄNDER! ES GIBT NOCH HELDEN. BEI UNS NUR EINEN: DOMINIK GRAF. WÜRDE MAN JEDE FILMFÖRDERUNG AUS STEUERMITTELN ÜBER NACHT EINSTELLEN - WIR WÄREN IN ZWEI JAHREN DAS KREATIVSTE FILMLAND IN EUROPA UND EINE ECHTE KONKURRENZ ZU HOLLYWOOD. WEITER SO WIE JETZT BLEIBEN WIR DIE TOPLANGWEILER WELTWEIT. DER DEUTSCHE FILM GEHÖRT ENDLICH BEFREIT AUS DEN HÄNDEN DER FFA. NO PAIN. NO SPAIN. LEMKE". *R.S.*

Mittwoch, 7. März 2012

Text-Labor Bergedorf Impressionentext-labor bergedorf;




Eine Vielzahl von Eindrücken wieder; sehr unterschiedliche Themen, sehr unterschiedliche Per-formance-Stile; mir gefiel nicht alles, aber einiges, z.T. sehr, etwa die Darbietung von Rita Wagner, die überaus gekonnt vortrug und sich zudem durchgestylt präsentierte. * Gefeiert wurde das 1-jährige Bestehen des Text-Labor-Clubs im Bel-Ami, Holtenklinker Str. 28. Im April geht’s weiter! Der genaue Termin dürfte sich auf der Website finden. *R.S.*

Von Ofen zu Oldenbuck


Mit den Hamburger Öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren ist nicht immer ein Vergnügen, vor-sichtig ausgedrückt, aber bisweilen erlebt man auch Lustiges. Auf der Fahrt nach Bergedorf geriet ich an eine lustige Gesellschaft. Ein Herr und zwei Damen verbreiteten gute Stimmung. Erst wusste ich nicht, worum es ging, aber dann stellte sich heraus: Die fröhliche Gesellschaft war offenbar anläßlich eines Treffens von Rauhaarteckeln-Besitzern unterwegs. Ich bekam eine Visitenkarte geschenkt. Die darauf angegebene Website gibt es tatsächlich. Tierliebe. Ein großes Thema. Freundschaft mit Tieren. Gefällt mir! *R.S.*

Kunst zum Anfassen ?


Der Slogan ist mehrdeutig: Kann oder soll „die Kunst“, sprich: ein Bild, eine Skulptur o.ä. angefasst, d.h. in die Hand genommen werden? In den 70-er Jahren wurde der Slogan von der Kulturbehörde, aber auch einigen Kreativen aufgegriffen, Hamburg- und landesweit, um Kunst „den Menschen näher zu bringen“, wie es so schön hieß. Die Tendenz in den 70-er Jahren ging gegen Hoch-Kunst, gegen alles Elitäre, gegen Abstraktion für „das Konkrete“. Die Kunst sollte, aus scheinbar unerreichbaren Höhen der Abstraktion, (wieder) für den einfachen Menschen, den „Mann auf der Straße“ erreichbar sein. Der Slogan wurde damals von KünstlerInnen höchst unterschiedlich auf-gefasst, z.T. spielerisch, ironisch, mit viel Hintersinn. Die österreichische Performerin Valie Export begab sich, den Oberkörper in einen Karton gehüllt, unter „die Menschen“, und forderte sie auf, durch die Karton-Verpackung hindurch, ihre Brüste anzufassen. So etwas wäre heute kaum noch denkbar, da wir ständig mit sexuellen Reizen überflutet werden und so eine Aktion heute nicht mehr spektakulär genug wäre. Damals war es eine echte Sensation, spannend in mehrerlei Hinsicht – und lehrreich. Für die Künstlerin, aber (evtl.) auch für die Männer und Frauen, die der Auffor-derung anzufassen nachkamen. * Zum Artikel im Wochenblatt: Katharina Jensen hat starke Proble-me mit ihrem Augenlicht, kann kaum noch sehen ... vor allem DESHALB wählte sie Material für ihre Kunst, das auf sie einen starken sinnlichen Reiz ausübt. Bilder zum Anfassen. * K.J. lebte viele Jahre in der Kommune Otto Mühls, in der Körper-Kunst gelernt wurde. Wie fasse ich einen Menschen an, wie fassen Männer und Frauen einander an? Es ging um Lernen und Genuß, Sex und Kopfarbeit. Die Grenzen zwischen Kunst und Leben verschwommen. * Ich finde beides wichtig: Sowohl das Direkte, das Anfassen, das Unmittelbare ... als auch die Distanz, die abstrakte Ebene, die Un- oder schwer Erreichbarkeit. * Meine Erfahrungen der letzten Jahre besagen vor allem dies: „Die Menschen“ wollen Kunst konsumieren. Was jedoch nicht geht. Man kann einen Film, ein Buch oder Musik kon-sumieren: Produkt. Aber das Produkt ist mit Kunst nicht identisch. * Kassetten, Bücher, CD’s stehen jederzeit zur Verfügung. Ein Künstler aber sollte nicht jederzeit zur Verfügung stehen. * Aber natürlich muß jeder selber ausprobieren und entscheiden, wie weit er/sie sich anderen Menschen öffnet = ausliefert. Ich machte die Erfahrung, daß zu viel Nähe dumm machen kann. *R.S.*

Gentrifizierung - Vernichtung eines Feuchtgebiets


Bei der Dratelnstraße soll ein 4 Hektar großes Feuchtgebiet einem Parkplatz für 1355 Stellplätze weichen. Die igs (internationale gartenschau) braucht den Platz – 2013, wenn sie ihre Pforten öff-net. Die Besucher-Massen werden nur einige Monate strömen, aber das ökonomische = kommer-zielle Interesse geht mal wieder vor Naturschutz. * Die igs läßt sich nicht den Schwarzen Peter zu-schieben (s.o. Wochenblatt-Artikel von Chr.v.Savigny)), sondern verweist auf die Hamburger Baubehörde: „Das Areal ist von der Baubehörde als Entwicklungsfläche ausgeschrieben worden, dort sollen langfristig Woh-nungen entstehen“, so die igs-Sprecherin. „Wir sehen uns als Zwischennutzer“. Was heißt „lang-fristig?“, frag ich mich da. 10 – 20 – 30 Jahre? * Für die 4 Hektar Feuchtgebiet, auf dem seltene Tier- und Pflanzenarten heimisch sind, soll eine 2,4 ha große „Ausgleichsfläche im Osten der Elbinsel“ geschaffen werden. Warum nur 2,4 ha? * Klar: Die igs steht politisch unter Druck. Der FDP sind die 1355 plus zwei zusätzliche Parkplätze mit je 400 Autos noch nicht genug. Die FDP redet von 4000 benötigten Parkplätzen. * Und was machen die Grünen, die GAL? Die sind doch sehr einflußreich in Hamburg?! Nun, sie werden nichts unternehmen. Sie haben bereits kritiklos die Abholzung tausender Bäume hingenommen. * Man muß Harald Köpke, dem Ex-BUND-Chef, dankbar sein, daß er auf die igs-Pläne hinweist. * *R.S.*

Montag, 5. März 2012

Heißer März


In der Undenkbar äh:UMDENKBAR ist am 10.März der Club Karizma zu Gast. „Eintritt nur in Abendgarderobe gewehrt!“

Abendgarderobe? + dann auch noch gewehrt ?!!! DAS wird ein heißer Abend!

Äj Diggä, Hauptsache, mann vasteht waß gemeind isst! * meint der Blogger *R.S.*

(gefunden Fährstr./Veringstr.)

Sonntag, 4. März 2012

Beate Klarsfeld for President


Mit der Nominierung von Beate Klarsfeld als Präsidentschafts-Kandidatin hat „Die Linke“ einen Coup gelandet. Zwar wäre Frau Klarsfeld lieber von der SPD oder CDU aufgestellt worden, wie sie sagte, aber auch so will sie ihre Chance nutzen. Gewählt werden dürfte sie kaum – auch weil viele jüngere Bürger ihre Geschichte nicht kennen und sie, da Kandidatin der „Linken“, mit dieser Partei identifizieren. * Momentan wüsste ich niemanden, der überzeugender und glaubhafter dieses Land in der Welt-Öffentlichkeit repräsentieren könnte. Wenn wir schon einen Menschen für den Präsidenten-Job brauchen, dann meinetwegen sie. Von ihr sind keine Mauscheleien zu erwarten. Sie wird auch nicht den Öffentlichen Raum der gehobenen Politik mit einem Selbstbedienungs-Laden verwechseln, wie so mancher Politiker. Ich halte Frau Klarsfeld für eine integere und bei aller Radikalität vernünftige Person. Ich bewunderte sie Ende der 60-er Jahre für die Ohrfeige, die sie dem deutschen Kanzler Kurt-Georg Kiesinger für seine NSDAP-Mitgliedschaft verabreichte. Mir schien, sie kam aus der Happening-Bewegung. Ja, diese Dame ist auf ihre Art eine Lebens-künstlerin. Meine Stimme soll die Klarsfeld haben. *R.S.*

Samstag, 3. März 2012

Selbst ein Staat werden


BITTE WEITERSAGEN! * Der österreichische Filme-Macher Paul Poet führt ein faszinierendes Projekt durch. Er besuchte acht Jahre lang einzelne Menschen, Gemeinden und Gemeinschaften, die sich aus dem normalen Staatenverbund, aus der normalen Identität ausklinken und –soweit dies möglich ist- autonome bzw. autarke Vereinigungen gründen. Ob zwei Menschen auf der Sealand-Plattform in der Nordsee, einem Relikt aus dem 2. Weltkrieg, ob der australische Farmer vom Hutt River, der sein Areal zum Staatsgebiet erklärt und Besucher zum Ritter schlägt, ob Christiania in Kopenhagen oder wie sie alle heißen: Es gibt offenbar Bedürfnisse, aus der Gesellschaft mit ihren Normen auszusteigen und etwas eigenes an deren Stelle zu setzen. * Ich sah im Fernsehen einen Bericht über den australischen Farmer und war, trotz aller Skurrilität, fasziniert. Auch ich träume immer wieder vom GANZ ANDEREN. * Wilhelmsburg bietet einige Nahrung für bestimmte Träume. Lassen wir uns unsere Träume nicht vermiesen... * Die Süddeutsche Zeitung druckte ein Interview mit Paul Poet ab und zeigt die Langfassung des Gesprächs sowie ein Video auf ihrer Website: www.sz.de/poet ** BITTE WEITERSAGEN!! ** *R.S.*

Die Prinzessinnen-Akademie


"Aller guten Dinge sind drei" wird sich die Hamburger IBA gedacht haben. Es gibt die AKADE-MIE DER NACHBARSCHAFT, und es gibt die AKADEMIE EINER ANDEREN STADT. Aber: Da fehlt doch noch etwas. Wer tut etwas für unsere Kinder, speziell für die Mädchen? Was nützt es einen ganzen Stadtteil aufzuwerten, attraktiver zu machen, wenn die kleinen Menschen nicht einbezogen werden? Gerade jetzt, wo wir diesbezüglich so Schreckliches erleben mussten. Wie schön: Die IBA hat Barbie, jajaja, die weltberühmte BARBIE als Mitarbeiterin gewonnen. Und Barbie hat eine PRINZESSINNEN-AKADEMIE gegründet. Damit auch die Kinderzimmer attraktiver werden. * Die entsprechende DVD gibt's übrigens bei LIDL. * Exclusiv für meine Blog-LeserInnen präsentiere ich das DVD-Cover mit dem berühmten KOMM_RÜBER-Button. * Helfen auch Sie, liebe LeserInnen mit. Welche Akademien brauchen wir noch? Vorschläge bitte an die Blog-Adresse oder ans Kunstbüro Wilhelmsburg. * Damit alles ANDERS + BESSER + SCHÖNER wird. NOCH schöner, gell! *R.S.*

Sozialgericht Kapstadtring 1



„Ihr persönliches Erscheinen ist angeordnet.“ stand in der Vorladung „zur mündlichen Verhand-lung“ im „Rechtsstreit Raimund Samson ./. Jobcenter team.arbeit.hamburg“. Ich hatte die Angele-genheit fast schon vergessen meine Klage lag anderthalb Jahre zurück. Natürlich wollte ich per-sönlich erscheinen. Ich hatte die Klage schließlich auch angestrengt, um persönlich Stellung zu beziehen. Da die Fahrplan-Auskunft des HVV im Internet nicht funktionierte, machte ich mich bereits anderthalb Stunden vor der auf Viertel vor 10 anberaumten Verhandlung auf den Weg. Die Reise ging mit dem Bus zur Veddel, weiter mit der 3-er S-Bahn zum Hauptbahnhof, Umsteigen in die 1-er bis Rübenkamp, dann zwei Stationen mit dem Bus. Der 118-er entließ mich im Kap-stadtring, City Nord, in die von Beton- und Glaskästen zersiedelte Landschaft. In einem Cafe unweit der Post trank ich einen Tee, überflog die Vorladung und ließ mir noch einmal Details durch den Kopf gehen.

Bis zum Sozialgericht auf der anderen Straßenseite waren es drei bis vier Minuten.

Der Fahrstuhl brachte mich in den ersten Stock.

Der Richter wartete, flankiert von 2 Schöffen, hinter einem breiten Tisch, der, wie die gesamte Einrichtung, spartanisch zweckdienlich gestaltet war. Ich setzte mich auf einen Stuhl schräg gegenüber dem schwarz gewandeten, freundlichen Mann. Links von mir saß der Vertreter des „Jobcenter team.arbeit hamburg“ aus Wilhelmsburg. Neben ihm eine junge Frau. Eine weitere junge Frau saß vor einem Computer und schrieb das Protokoll.

Der Richter fasste in seiner Einleitung den Sachverhalt zusammen. Sein Vortrag war mir eine Stütze. Dankbar nahm ich zur Kenntnis, daß auch er die Angelegenheit als recht kompliziert auffasste. Mit „kompliziert“ meine ich, daß die Geschehnisse, die zu meiner Klage geführt hatten, nicht mit wenigen Worten zu beschreiben sind. Hinzu kam noch ein umfangreicher Briefwechsel zwischen der Arge Wilhelmsburg und dem Kläger, also mir. Es schien, daß arge.wilhelmsburg und ich sich nicht in der gleichen Sprache ausdrückten. Es war eine dritte Instanz notwendig, um eine allen Beteiligten verständliche Ebene zu finden.

Eine größere Geldsumme, nämlich gut 1000 €, waren mir von meinem Vermieter zurückgezahlt worden, da die Nebenkosten für die Wohnung zu hoch berechnet waren. Arge wollte die gesamte Summe einbehalten, da ich zum Zeitpunkt der Klage, also vor anderthalb Jahren, arbeitslos war. Ich war zu der kompletten Rückzahlung nicht bereit gewesen, da ich in jenem Jahr, für das mir die Nebenkosten für die Wohnung erstattet wurden, nämlich 2008, sechs Monate gearbeitet und so einen Teil des Geldes selber erwirtschaftet hatte.

Das war aber noch nicht alles.

Von mehreren Sachbearbeiterinnen war ich verschiedene male respektlos behandelt worden. Ein Workshop im Jahr 2009, für den ich einmalig 200 € erhielt, wurde mir mehrere Monate lang angerechnet, ganz so, als handelte es sich dabei um eine Tätigkeit mit regelmäßigen monatlichen Einkünften. Trotz schriftlicher wie mündlicher Eingaben änderte die zuständige bzw.: änderteN die zuständigeN SachbearbeiterInnen, denn im Laufe der Monate hatte ich mit verschiedenen arge-Mitarbeiterinnen zu tun, ihre Berechnungsgrundlage nicht. Auf mein letztes Schreiben schließlich, in dem ich erneut darauf hinwies, daß der Workshop nur einmal stattfand, bekam ich einen scharfen Brief der Sachbearbeiterin. Sie setzte mir eine Frist, den Einnahmebeleg für die Workshop-Gelder aus Juli vorzulegen. Anderenfalls habe ich mit Zwangsmaßnahmen zu rechnen. Es war nicht zu fassen - der Workshop hatte im April stattgefunden. Darauf hatte ich bereits wieder-holt hingewiesen. Ein weiterer Punkt meiner Klage war ein Vertrag mit dem Demenznetz Wilhelmsburg. Er erlaubte mir monatlich einen Nebenverdienst bis zu 167,50 € als Betreuer. Diese Summe wurde mir als nicht angemeldetes Nebeneinkommen von der Wilhelmsburger Arge-Mitarbeiterin berechnet. Dabei hatte bis zu dem Zeitpunkt noch keinen Cent als Dementen-Betreuer verdient., sondern nur einen Vertrag vorgelegt. Ein Vorhaben wurde als vollendete Tatsache gewertet.

Der Richter ließ mich meine Version der Geschichte erzählen. Ich betonte, daß es mir nicht in erster Linie um finanzielle Dinge ging. Von den gut 1000 € hatte ich seinerzeit ca. die Hälfte zurückgezahlt und fand dies auch in Ordnung. Weit größeren Wert legte ich darauf, zu betonen, daß ich als Antragsteller und arge-Kunde wie ein normaler Mensch behandelt werden möchte - und nicht wie ein Depp bzw. ein Krimineller.

Nach mir schilderte der Vertreter des jobcenter.wilhelmsburg die Dinge aus seiner Sicht. Er tat dies sehr ruhig und betont sachlich. Und doch verstand ich schon nach wenigen Sätzen nicht mehr alles. Behördenmenschen reden eine Spezial-Sprache, dachte ich.

Die Verhandlung endete damit, daß ich erklärte, keine finanziellen Forderungen zu haben. Außer-dem wies ich darauf hin, daß ich in der letzten Zeit keine größeren Probleme mit der Wi.burger arge habe. Dies liege unter anderem daran, daß es leichter geworden sei, Mitarbeiter telefonisch zu erreichen. Die Probleme und Mißverständnisse, von denen ich zuvor gequält wurde, hingen auch mit Streß und mangelnder Zeit seitens der arge-Sachbearbeiterinnen zusammen.

Auch der Arge-Mann stellte fest, keine Forderungen mehr im Zusammenhang mit der Klage gegen mich zu führen.

Erleichtert fuhr ich nach Hause. *R.S.*

Freitag, 2. März 2012

198 000 €


Eine Zahl, die sich einem einbrennt. 198 000 € jährlich Ehrensold (EHRE ???) für einen Ex-Prä-sidenten, der anläßlich der Affären anderer Politiker (Kanther-CDU, Glogowski-SPD) Kürzungen der Pension bzw. des Übergangsgeldes forderte. Und: Noch eine Woche vor seiner Wahl zum Präsidenten hatte Wulff im ZDF gesagt, daß bei den Bezügen eines Präsidenten „Abstriche“ vorge-nommen werden müssten. Was für ein verlogenes Arschloch! (Ich nehme diese Beleidigung zurück, wenn Wulff doch noch auf einen nennbaren Teil seines „Ehrensoldes“ verzichtet.) * Die Folgen des krassen Egoismus dieses Mannes, der an die Staats-Spitze gewählt wurde, sind abseh-bar. „Was DER kann, können WIR schon lange“, werden viele jetzt denken. Und sich entsprechend verhalten. Wer wollte es ihnen verübeln? Einer posierte mit scheinbar reiner Weste in überaus wichtiger Position. Nun stellt sich seine Haltung als irgendwie falsch heraus. Wir dürfen uns nicht wundern, wenn mit öffentlicher Moral + Glaubwürdigkeit von Politikern immer tiefere Talsohlen erreicht werden. Der tägliche Beschiß geht weiter, die Wut wächst. Der tägliche kleine Beschiß und der große Beschiß bilden bisweilen Schnittstellen. Man staunt schon länger nicht mehr, daß viele Leute sich an Typen wie Michael Schumacher, irgendwelchen Fußballern oder Schauspielern orientieren. Politiker = out. * Wie lange bleibt die Lage noch so? Viele Menschen in diesem Land lassen sich immer noch (fast) alles bieten, gerade von Wulffis. * 198 000 € Ehrensold, die Wulff ab sofort beziehen soll. Jährlich. Wofür? Für schauspielerische Leistung offenbar. Könnte das Geld nicht von der Film-Industrie gesponsert werden? * (Das Foto oben ist aus der BILD; die Karikatur aus SoVD-Zeitung (SoVD = Sozialverband Deutschland) ::: „Der hat ‚Sie Bundespräsident’ zu mir gesagt“. Darauf der Polizist: „Oh, ob das jetzt schon den Tatbestand der Beleidigung ... Da müsste ich mal eben kurz bei der Staatsanwaltschaft ...“ : DER Witz is jut... *R.S.*