Dienstag, 29. November 2011

Blättern: "Tamera"


Der Foto-Text-Band ist gut zum Blättern, Glotzen, Träumen, Vergleichen. Hinter "Tamera", einem großen Gemeinschafts-Projekt, stecken Dieter Duhm + seine Leute. Duhm war Mitte der 70-er Jahre Otto Mühl-Schüler, dann machte er sich selbständig, gründete eine eigene Kommune-Zukunftsprojekt-Lebensexperiment-Schule oder wie immer man die Sachen bezeichnen mag. ZEGG, jetzt fällt's mir ein, Zentrum für Experimentelle Gesellschafts-gestaltung ist auch eine D.Duhm-Gründung. Helga Goetze wies mich seinerzeit darauf hin. 1992 oder 93 machte ich mich auf den Weg, mit großen Erwartungen. Aber es kam anders. Ich bin wohl zu exzentrisch oder für so GROSSE Gemeinschaften nicht geschaffen. Ich schaffs nicht mal, mit meiner Freundin zu-sammen zu leben. Naja, in der Mühl-Kommune lebte ich einst immerhin anderthalb Jahre; im ZEGG (bei Berlin) hielt ich nur eine Woche durch. *** Eine Bekannte lieh mir das Buch über Tamera. Untertitel: "Ein Modell für die Zukunft". ::: Mit Modellen hab ich Probleme - welche Rolle könnte ich dabei spielen? Mein Kunstbüro-Verein ist KEIN Modell, sondern ein loser Zusammenschluß. Als Künstler gestalte ich ein EGO-Modell. Klingt nicht schlecht, oder? EGO-AG. Ich bin schwer integrierbar. + tu mich mit Leuten zusammen, die auch schwer integrierbar sind. In was sollte ich mich auch integrieren? In die Scheiße, die heute beschönigend G-E-S-E-L-L-S-C-H-A-F-T genannt wird? * EGO-Modell + EGO-Modell + EGO-Modell ... wär ne Formel nach meinem Geschmack. Meine Formel für Ge-meinschaft. *** Verlag Meiga, 136 S., isbn 978-3-927266-26-2 *R.S.*

Montag, 28. November 2011

Totale Kunst


Im Metropolis-Kino lief "The Ballad of Genesis and Lady Jaye", ein Trash-Movie bzw. eine ungewöhnliche Liebes-Geschichte. Genesis P-Orridge alias Neil Andrew Megson, "bekannt durch Throbbing Gristle und Psychic TV" (Prä- bzw. Post-Punk-Bands), ist eine Ikone des englischen Underground. In den 90-er Jahren verliebte er sich "unsterblich" in Lady Jaye alias Jacqueline Breyer, die in einem Domina-Club arbeitete. Das Besondere an dieser Beziehung: Die beiden be-ginnen, sich einander durch chirurgische Eingriffe (Nasen-Korrektur + andere Gesichts-OP's, Brust-Implantate) auch körperlich anzugleichen. P-Orridge ist u.a. beeinflusst durch die amerika-nischen Poeten/Künstler William Burroughs und Brion Gysin, Erfinder der Cut Up-Methode. Diese literarische Vorgehensweise wendet G.P.-O. auch auf sein Geschlecht bzw. das "normale" Menschenbild an. (Zitat aus einem Interview im Standard vom 26.10.2011: "Die Methode der Cut Ups ... haben wir auf die DNA angewandt. Wenn wir unsere DNA-Programmierung aufmi-schen, können wir neue Versionen unserer selbst entfalten. Es wäre toll, sich genetisch neu zu designen. Könnten wir nicht eines Tages Flossen wie Delfine oder riesige Arme bekommen, mit denen wir viel mehr tragen können?") * G.P.-Orridge komponiert, schreibt, performt, stellt Collagen her: Ein multimedialer Künstler, der seinen Körper als Kunstwerk begreift. Das tun andere auch, gehen aber meist nicht so weit, daß sie ihn durch chirirgische Eingriffe verändern lassen bzw.: Sie begeben sich unters Messer, um genormten Schönheits-Idealen zu entsprechen. Genau dies tut G.P.-O. nicht, er unterläuft, im Gegenteil, gesellschaftliche Normen, wirkt durch die OP's nicht ge-schönt- sondern eher wie eine Karikatur - aber eine selbst-bewusste und höchst lebendige. Im Film wird für dir körperliche Angleichung der Geschlechter der Begriff "pandrogyn" verwendet. *** Regie führte bei The Ballad of Genesis and Lady Jaye -neben den Haupt-DarstellerInnen) "Marie ... Losier, ... deren Handschrift es ist, spielerisch ein sehr persönliches Verhältnis zu ihren Under-groundvorbildern aufzubauen. Küchen- und Gartenaufnahmen werden abgelöst von Home-Movie-Performances, magischen Tricks und Archivaufnahmen. Der Film hält seinen Bewe-gungs-Rhythmus - unterstützt durch Genesis' Cut Up-Erzählungen - auch dann noch auf-recht, als er durch Lady Jays überraschenden Tod zu einem Film über die Trauer wird." (Zitat Metropolis Programm-Heft). Marie Losier war bei der Vorstellung im Hamburger Kino zugegen und stellte sich Fragen des Publikums. * Mein Fazit: Ein beeindruckendes Film über eine sehr ungewöhnliche Persönlichkeit. Genesis ist ein echter Subversiver, konsequent radikal. Der mann muß über ungewöhnliche mentale Kraft verfügen, um sich mit seinem Protest und Kunst so weit abseits vom mainstream zu positionieren und auch die Reaktionen darauf zu ertragen. * Eine Kindheits-Szene wurde im Film nachgestellt. Als Schuljunge wurde Neil Andrew Megson regelmäßig von Mitschülern verprügelt. Wahrscheinlich rührt auch von da sein Protest, sein Widerstand - seine Kraft. * ich wünsche dem Mann bzw. Frau (?) ein langes Leben, gute Anregungen, Inspiration Mut und die Fähigkeit, seine Kunst und Forschungs-Arbeit weiter zu gestalten. *R.S.* 28.11.2011

Literatur + Saxophon im Waschhaus


Am Sonntag, den 4.12., lese und erzähle ich im Waschhaus, Wesselyring 51 (City Nord), unter dem Motto "Vom sozialen Brennpunkt zum neuen Disneyland". Es geht um Wilhelmsburg, seine Bewohner, mich selber, kleine und größere Abenteuer ... + es gibt auch noch ein paar andere Dinge. Helmut Reithofer bläst Saxophon. * Beginn: 16 Uhr. * Raimund Samson

80. Geburtstag


"Tomi Ungerer ist der berühmteste Buchautor, von dem Sie noch nie gehört haben" macht ein britisch-amerikanischer Verlag Reklame mit dem Mann, der heute einen runden Geburtstag feiert. "Der Tod ist nur der Zollbeamte", zitiert die SZ, "der winkt dich nur durch." Und was kommt dann? "Du Lieber, da muß man halt mal sehen." Ungerer begann Mitte der 50-er Jahre seine Karriere als Zeichner in den USA, wo er sehr erfolgreich war, sich aber auch sehr unbeliebt machte, da er gegen Rassentrennung und Vietnamkrieg aufmuckte, die Mechanisierung der Sexualität geißelte, die Frauenbewegung veräppelte usw. Er fiel in Ungnade im "Land der unbegrenzten Möglichkeiten", Präsident Ronald Reagan ließ seine Bücher aus den öffentlichen Bibliotheken entfernen. Ungerer ist einer der besten lebenden Erzähler, Erfinder und Illustrator von Kinderbüchern, und betont: "Puschimuschi habe ich nie gemacht." ("Puschimuschi ... ist dieser Heile-Welt-Mist, mit dem man Kinder verblöden läßt" Zitat SZ). * Und weiter schreibt die SZ: "Er hasst Radiergummis. Mit Zeichnungen sei es wie mit der Kindheit, sagt er. Da läßt sich nichts ausradieren." * Inzwischen entdecken sie in den USA den Mann wieder. Er kam gerade von einer Tournee zurück, die Ostküste rauf und runter. "Interviews, Festakte, Vorträge, Retrospektiven. Überall wurde Ungerer gefeiert. Was für eine Genugtuung". Zur Zeit arbeitet der Mann "wieder an einem Kinderbuch, an Collagen, die immer größer werden, und an mindestens 12 weiteren Projekten." - Ich muß mich beeilen. Man lernt 50 Jahre und hat dann kaum noch Zeit, das Gelernte auch umzusetzen, verstehst du?" * In den 90-er Jahren sah ich eine Foto-Ausstellung von T.U. im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe. Leider kann ich den Katalog nicht finden. Die SZ-Ausgabe vom 26.11. bietet gottlob eine Menge Informationen. * Von der Elb-Insel bunte Grüße. + noch viele Jahre fruchtbares Schaffen wünscht Raimund Samson.

Samstag, 26. November 2011

Lektüre: "Brian Wilson + die Beach Boys"


Brian Wilson war Gründer, Sänger, Komponist und Künstlerischer Leader der US-Band The Beach Boys. 1965 zig er sich, nach Nervenzusammenbruch und drogenbedingten wie psychischen Problemen vom Konzert-Betrieb zurück, um nur noch zu komponieren und Platten zu produ-zieren. Im Fokus der detaillierten Recherchen des Autors Charles L. Granata steht das 1966 (erstmals) erschienene Album "Pet Sounds". Es gilt als Meilenstein und eines der wichtigsten Konzept-Alben der Pop-Musik. Brian Wilsons Anspruch war, "das beste Rock-Album aller Zeiten" zu schreiben. Zumindest kam er nah an dieses Ziel heran - wenn man einen Paul McCartney als Kronzeugen nimmt. Für ihn ist "God only knows" von der PS-LP, das auch als Single erschien, eines der besten Lieder der Musik-Geschichte überhaupt. * Ein ganzes Kapitel ist der Beziehung zwischen Pet Sounds und den Beatles gewidmet. McCartney machte keinen Hehl aus dem Einfluß, den das Beach Boys-Album auf die Beatles-LP "Rubber Soul" hatte. Granata führt einzelne Beispiele von Beatles-Songs auf, bei denen Struktur-Elemente auf Pet Sounds-Lieder zurückzuführen sind. Auch die Beatles-LP's "Revolver", "Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band" und "Magical Mystery Tour" waren lt. Granata Brian Wilson-beeinflusst. Der Autor argumentiert mit größtem Respekt sowohl für B. Wilson und die Beach Boys als auch für McCartney und die Beatles. * Bis in winzigste Details muß ich nicht alles wissen. An einige Stücke von Pet Sounds erinnere ich mich. "Wouldn't it be nice" fand ich nicht übel, aber "God only knows" und vor allem "Here today" berührten mich emotional sehr stark, wurden zu Lieblings-Songs. "Here tody" war äußerst originell in der Melodik und wirkte auf mich religiös inspiriert. In solchen Liedern kann ich mich verlieren, aufgrund ihrer Gefühls-Intensität und Feinheit. * Nach Pet Sounds bauten Wilson und die Beach Boys ab. "Sloop John B", "Good vibrations" und "Barbara Ann" wurden, im Unterschied zu Pet Sounds-Auskopp-lungen, Mega-Hits bzw. Gassenhauer (Barbara Ann), aber die bezauberten mich nicht. Ich erin-nere mich an weitere Singles: "Heroes and villains" (passagenweise an "Here today" erin-nernd - für ich ein Abklatsch), "Wild honey", "Friends" (lächerlich) "Darlin", "Do it again" ... die ich alle nur noch enttäuschend fand, zweitklassig. Ich legte dann nur noch alte Lieblingsstücke auf wie "California girls", "I get around", "The little girl I once knew" u.a. Als reiner Konsument war ich total verwöhnt und mit superfeinem Gehör ausgestattet. Als Jugendlicher interessierte ich mich nicht für die persönliche Geschichte meiner Idole und Pop-Stars. ich wollte mir den Genuß nicht verderben lassen durch irgendwelche Probleme. * Für Fans der Beach Boys, denen um mehr als Hör-Spaß geht, bietet das Buch von Charles Granata eine Menge interessanter Informationen. Einige Passagen seines Buches finde ich zu schwärmerisch, einige etwas langatmig. Aber die Lektüre lohnt. * 2 B.Wilson-Zitate zum Ausklang: "Ich bin kein Genie - ich bin nur ein Typ, der hart arbeitet." Und: "Ich werde Pet Sounds nie übertreffen". * Hannibal-Verlag, 208 S., isbn 978-3-854445-275-1 *R.S.*

Freitag, 25. November 2011

Lektüre : Mary McCarthy


Für 1 € das Buch "Florenz" der amerikanischen Schriftstellerin Mary McCarthy erstanden. Die Frau weiß spannend zu erzählen, informativ und stets nah an den historischen Fakten. Es geht hauptsächlich um die Renaissance; Kunst (: Malerei, Bildhauerei, Architektur vor allem) & Kultur (die Lebensweisen der Menschen damals). Florenz war die Stadt von Leonardo da Vinci, Michelangelo, Uccello, Pontormo, Brunelleschi + wie alle heißen, die GANZ GROSSEN = Giganten der Kunst. McCarthy gibt auch einen Abriß über die damaligen politischen Verhält-nisse. UNDS beschreibt, in kurzen Einschüben, die BewohnerInnen von Florenz in den 50-er Jahren. Großartig! Eine unbestechliche Autorin. (KiWi isbn 3-462-01571-0) *R.S.*

Donnerstag, 24. November 2011

Linker Rassismus


Vor 2einhalb Wochen gab es eine Pro-ZOMIA-Demo in Hamburg. Neben den üblichen Transpa-renten mit bekannten Parolen wurde auch eine am Fuß aufgehängte Papp-Figur des Bezirksamt-Chefs Schreiber gezeigt. Es ist immer wieder erstaunlich, mit welcher Sensibilität und Penetranz bestimmte Leute ständig "Sexismus", "Rassismus", "Faschismus", "Biologismus" etcetc bei Anderen (: politisch Andersdenkenden) feststellen und brandmarken. In den eigenen Reihen werden gewisse Auswüchse geflissentlich übersehen. Ich halte die öffentliche Zurschaustellung besagter Papp-Figur für einen Ausdruck linken Faschismus bzw. Rassismus. Ich bin weder SPD-Wähler noch mit Hr. Schreiber bekannt. * "Gib dir die Kugel, Schreiber!" - ist das witzig, durch die sich ergebende Wort-Kombination? * "Wehret den Anfängen" ist/war eine beliebte Parole gewisser Welt-Veränderer. Es wäre zu wünschen, daß sich diese Leute auch mal an die eigene Nase fassen. Ich finde linken Rassismus keinen Deut besser als den von rechts. *R.S.*

Mittwoch, 23. November 2011

W.I.R. Nov/Dez


Das Titelbild: "Die neue Ernst-August-Schleuse" ist ein gutes Foto, aber thematisch für mich nicht der Kracher - aber oke. Der Wilhelmsburger Insel Rundblick wird auch von Insulanern gele-sen, die sich gerade für solche Bauten - architektonisch Innovatives interessieren. * Im Editorial gleich zwei Distanzierungen zu ZOMIA; einmal vom Verein Zukunft Elbinsel, die andere von Barbara Kopf vom Freizeithaus Kirchdorf-Süd. Die Bauwagen-Leute genossen eine Menge Sym-pathien auf der Elb-Insel. Nur: Wer damit seine politischen Spielchen treibt: die BewohnerInnen nicht wirklich ernst nimmt, sondern nur vor den eigenen Karren zu spannen sucht, der darf sich nicht wundern, wenn ehemalige Unterstützer sich abwenden. Wir sollten aus dem Desaster mit diesen selbstverliebten "Alternativ'lern" und Hippie-Taktierern lernen und auch in Zukunft genau hinschauen, wen uns die Gentrifizierung so auf die Insel spült. * "Gartenschau = Garten-klau?": Ein Bericht über nervige Drohungen des Bezirks-Amtschimmels gegenüber Schrebergärt-nerInnen, deren Häuser zu hoch oder zu großflächig angelegt sind. Es handelt sich oft nur um ein paar Zentimeter. Nachdem bereits 193 Parzellen der igs weichen mussten, schwingen staatliche Stellen nun also das Zentimetermaß. Wie gut, daß es Widerstand gibt. Schrebergärtner werden oftmals nur belächelt ... IBA und igs schalten und walten nach Belieben - der kleine Mann hat die Maßnahmen auszubaden. * Ökologie und Natur: Die Dohle wird "Vogel des Jahres 2012". Mir sympathisch. Im Kindergarten schloß ich einst Bekannt-schaft mit einer zahmen Dohle, die auf den Namen Jakob hörte. * Sigrun Clausen berichtet über "sozialen Kalhschlag". Der SBB, die bis 2010 noch 195 1€-Stellen hatte, werden bis auf 25 alle gestrichen. Als ehem. 1€-Jobber (bis März 2010) der SBB kann ich nur sagen: Richtig so! Was ich seinerzeit in der SBB-Abtlg. "Kostüm + Kulisse" erlebte, war eine echte Zumutung. Statt Beschäftigung gab es ein kaum entwirrbares Knäuel aus Nichts zu tun-Schlamperei-Egoismus der Festangestellten. Die 1€-Jobber waren die Angeschmierten. Der Typ, der "Kostüm + Kulis-se" anleitete und also auch mein "Vorgesetzter" (!) war, setzte sich dreist und unverschämt durch. + Dann noch die Geschichte mit meiner Bilder-Ausstellung, die ich im letzten Moment platzen ließ ... * usw usw usw * Der W.I.R. ist das einzige regelmäßig erscheinende Magazin, das prinzipiell offen ist für Beiträge aller InsulanerInnen. *R.S.*

Dienstag, 22. November 2011

Edgar


Hurra. Die SUDGWS (Solidargemeinschaft zur Unterstützung der unter Druck geratenen Wil-helmsburger SchrebergärtnerInnen ) hat einen 2. Vorsitzenden gefunden: Edgar. *R.S.*

Sonntag, 20. November 2011

Karl-Heinz


Hurra. Eine SOLIDARGEMEINSCHAFT zur UNTERSTÜTZUNG der unter DRUCK GERA-TENEN WILHELMSBURGER SCHREBERGÄRTNER/INNEN, kurz SUDGWS, wurde gegrün-det. Ich freue mich, auf diesem Wege den z.Zt. Ersten Vorsitzenden vorstellen zu dürfen. Sein Name ist Karl-Heinz. Ich bin sein Mediensprecher. Wir suchen noch eine Schatzmeisterin, Schriftführer, 2. Vorsitzenden und Beisitzerin. Sowie viele viele zahlende Mitglieder unseres in der Gründungs-Phase befindlichen SUDGWS-Vereins. Wer Karl-Heinz und seine Ideen näher kennen lernen möchte, kann ihn gerne besuchen und sich mit ihm durchs Schaufenster unserer Zentrale im Otterhaken 8 unterhalten. *R.S.*

Stadtplaner im Trend


Die Gentrifizierung hat viele Gesichter. Eines davon gehört Rolf Kellner. Der heute 41-Jährige wurde schon im Vorfeld der big Umstrukturierung auf der Elb-Insel tätig, lange vor IBA und igs. Ein echter Trendsetter also. Der gelernte Architekt und Stadtplaner ist meist top informiert und weiß stets, wo Kuchen verteilt wird. So organisierte er mehrere "Hafensafaris" und "Kreuzwege St. Katharinen" und mischte auch anderswo mit ("Blue Box Peute"). Die MoPo vom 19.11. bringt den Mit-Gründer des Stadtplanungs-Büros üNN ("über Normal-Null") in Riesenaufmachung, als Kronzeugen sozusagen für Hamburger Trends. Die In-Stadtteile der Zukunft seien neben Wilhelmsburg auch Rothenburgsort, Hamm und Barmbek. Vielleicht hören wir bald von einer "Hammer Safari"? In der Süderstraße gibt es einiges zu entdecken, gerade für Touristen. Oder mutiert der lachende Rolf zum Rothenburger Ortlieb? Laut MoPo stand er in Rothenburgsort "mit Briefkästen" vor "Supermärkten" und sammelte "Ideen der Passanten". So etwas kommt gut: der bürgernahe Architekt, der auf Info-Point und Kummerkasten mimt; vor allem, wenn ein Zeitungs-Reporter zufällig gerade daneben steht. Wie clever der Rolf ist, erlebte ich mehrmals. Er lullt jeden Künstler in eine dichte Wolke aus Nettigkeiten ein und erzeugt bei ihm die Illusion, er sei "persönlich" gemeint und wichtig. WICHTIG! Nur leider stellte sich heraus, daß er in Sachen Kunst genauso ahnungslos ist wie 96,473 % unserer Behördenvertreterinnen. Und in Geld-Dingen gibts bei Rolfi Null Trans-parenz. Er kassierte von Besuchern seiner "Hafensafaris" und "Kreuzwege" Eintritt - von denen die meisten Künstler nichts sahen. Er jammerte, "praktisch kein Geld" in der Kasse zu haben - aber für Auserwählte gabs dann doch erkleckliche Summen ("Blue Box Peute"). Und es gibt sogar Künstler, die sich so etwas gefallen lassen: Erst vor einen leeren Futter-Trog plaziert und dann, nach schüchternem Knurren, auf abgegraste Weide strafversetzt zu werden. M.a.W.: Rolf macht sich nicht nur Freunde. Das spricht nicht für, aber auch nicht unbedingt gegen ihn. Auch wenn er versucht, keine Angriffsflächen zu bieten: Manchmal gibt er sich doch Blößen. Das macht ihn beinahe sympathisch. Wären da nicht die notorischen Mauschel- und Tricksereien. Vom Mann mit dem bis zum Arsch reichenden Pferdeschwanz gehen bisweilen interessante Impulse aus. Ich rate aber jedem Künstler, sich ohne schriftlichen Vertrag nicht auf den Mann einzulassen. Behandelt er doch, wie auch IBA und igs, Kreative als austauschbare Größen. Das kommt von einem Mangel an Respekt. *R.S.*

Samstag, 19. November 2011

WCW-gallery (2)


Was ist los mit der WCW-gallery in der Mokrystraße (Wilhelmsburg)? Seit etlichen Monaten sind die beiden Fenster zur Straße von innen mit Holzplatten versperrt. Der Betrachter sieht auf der Fensterbank mit mikroskopisch kleiner Schrift bedruckte Postkarten. Das Namensschild ist zerkratzt und schwarz übersprayt. Ist das "K-U-N-S-T-" ... "post-moderne" Verpackungs-Kunst ... - eine besondere Form von KONZEPT-Kunst ??? Einer der drei WCW-Betreiber, Björn Beneditz, verriet mir bei einem Gespräch, daß er "Konzeptkünstler" sei, ohne diesen Begriff näher zu definieren. Nach etlichen Besuchen im letzten und diesem Jahr und einem Artikel, den ich für den w.i.r. schrieb, habe ich den Kontakt zur Galerie eingestellt. Die Sache wurde mir zu einseitig. Irgendwie ist die Situation aber typisch für diesen Stadtteil. Im Aufwind des von IBA und igs erzeugten Hypes strömen Kreative auf die Elb-Insel, die keine Notiz von den jahrzehntelang hier gewachsenen Strukturen nehmen. Diese egomanische bzw. -zentrische Haltung ist legitim. Es gibt kein Gesetz, das einem Neubewohner vorschreibt, sich zu informieren, was in Wilhelmsburg "so läuft". Mich würde aber mal interessieren, wie es den WCW-Betreibern gelungen ist, die Kulturbehörde dazu zu bringen, die "gesamten Mietkosten und noch einiges mehr" (B.Beneditz) zu übernehmen. Auf mich wirkt der Ort wie ein Kunst-Labor unter Ausschluß der Öffentlichkeit. Treffen sich hier heimlich Genies? Oder sollte man das Projekt einfach auf diesen Begriff bringen: S-C-H-E-I-S-S-E ? *R.S.*

Donnerstag, 17. November 2011

Erich Heeder - "wohnungslos ...!?"


2006 erschien bei bod ein Buch des Hamburger Stadtteilkünstlers Erich Heeder, aus dem ich einen Text im Folgenden fast komplett wiedergebe:
"Vor der Tür Hamburg, den 17.12.1995 Die Einsamkeit dringt durch die Betonplatten des Hauses in meine Seele, und Weihnachten steht vor der Tür. Der Horizont ist trist und grau, Nebelschwaden ziehen vorüber, meine Gedanken fliegen durch die Zeit und diese Stadt. Die untergehende Sonne lässt es langsam dunkel werden, meine Flurtüre steht weit offen, es ist Zeit zu gehen! Fliehend verlasse ich den Raum, um die fressende Einsamkeit nicht ertragen zu müssen. Die Mondsichel zerschneidet und durchsticht das Grün der Fenstervorhänge. Meine Schritte finden im Geklapper der dumpfen Töne im Flur kaum Halt, treten in das Leere der Nichtbegegnung. Ich weiß kaum, wie es 1994 war, 1993 lag ich ja im Hafenkrankenhaus, wie wird es 1995 und wie 1996? Niemand ist aus den Augenwinkeln zu sehen, meine Blicke schweifen weiter durch die Leere des Raumes meiner Kinder, denn sie sind fort. Hände greifen ins Leere, die kleinen Körper sind nicht mehr hier, niemand kommt mir entgegengelaufen. Keiner mehr da, der sich mit mir unterhält, ich weiß nicht, wohin mit meinen Gedanken.
Gefühle bleiben im Verborgenen, keiner da, der sie entgegennimmt. Meine Schritte stapfen durch die Leere der Straßen, noch sieben Tage bis Weihnachten! Mein Innerstes ist bis zur Sentimentalität hin zerrissen, ich weiß nicht, wohin mit dieser Einsamkeit. Meine Seele würde das gerne ändern, aber welche Wege müsste ich dafür gehen? Hausieren gehen kann ich ja wohl kaum mit meinem Anliegen, obwohl ich das vielleicht sogar machen sollte. Denn diese Gedanken sind auch ohne Weihnachten präsent, und ich kenne viele Menschen und sie kennen mich, aber keine/r redet über seine/ihre Einsamkeit. Wie stoßen wir die Tür aus der Ein-samkeit in die Gemeinschaft auf? Ich weiß, daß wir es könnten, aber wer macht den Anfang? Viele würden gern ihre Einsamkeit durchbrechen, und ich bin auch noch einer, der es niederschreibt. Ich jammere zwar, aber wie gehen wir sonst damit um? Das Aufschreiben allein reicht natürlich nicht, aber es hilft wenigstens etwas. Uns Menschen fehlt das vertrauensvolle Verhältnis zueinander, um damit richtig umgehen zu können. Das Reden untereinander fehlt, obwohl ich ein Mensch bin, der fremde Menschen anspricht. Die Trauer muss einfach raus, sonst frisst einen die Einsamkeit auf, und allein ist sie schon schlimm genug. Viele gehen irgendwohin, um nicht mehr einsam zu sein, aber so einer bin ich leider nicht. Ins Kino gehe ich, in die Kneipe gehe ich nie, keine Disco, ab und zu ins Theater, ins Museum sowieso, wo sollte ich sonst unter Menschen kommen? Da begegnet sich dann Mann/Frau, aber sie reden nicht über das, was sie bewegt, sondern laufen auseinander mit dem nicht Gesagten. Und wurden nie mehr gesehen... !
--Mir gefällt dieser philosophische Text, der literarisch nicht ausgefeilt ist. Der Autor formuliert, sehr uneitel, Vorstellungen und Gedanken, die viele haben, auch ich zum Teil, in einer ziemlich ungeschliffenen Sprache. Das macht seine Stärke aus. Eine gewisse Grobheit-- Die Zeichnung auf dem Cover stammt von C.C.Parise. isbn 3-8334-4879-2 110 S. *R.S.*

Mittwoch, 16. November 2011

TRIPTYCHON: künstler-community wilhelmsburg


KUNST im BAU
Für Musik, Speisen und Getränke wird gesorgt.
Ort: Am Veringhof 23 b


Dienstag, 15. November 2011

Kunst macht Arbeit


Wussten Sie schon, daß Kunst Arbeit macht? Na, wer hätte das gedacht! Ich war immer davon ausgegangen, daß Kunst ganz von allein entsteht, sozusagen aus sich heraus... Unter dem Motto "Kunst macht Arbeit" versucht die IBA seit Jahren, Arbeitslose in bezahlte Beschäftigung zu bringen. Dilettantisch, aber gut gemeint. Erfolgslos, aber immerhin. Wenn Richard Florida, Guru progressiv-moderner Stadtplaner, in abstrakter Weise von der "creative class" plappert, wieso soll man/Frau dann nicht das Problem der Arbeitslosigkeit mit Bedeutung aufpeppen, indem man/Frau "Kreativität" ins Spiel bringt? *** Es wurde nun (vor ein paar Wochen), nach vergeblichen Anläufen (bei denen auch ich mich instrumentalisieren ließ, wie ich zu meiner Schande gestehe) endlich eine "Theater-Gruppe" finanziert (was das Wichtige daran ist: daß sie finanziert wird). Davon soll der Rest der mit Riesen-Tamtam gegründeten KWW (Kunst Weerk Wilhelmsburg) profitieren. Die IBA hat schließlich mehr als genug Geld. * Der islam-freundliche Pastor H. nutzt das Projekt, um die Weihnachts-Geschichte in ein modernes christ-lich-muslimisches Märchen zu transformieren. Das finde ich politisch sehr clever. - Ganz wichtig: Volker Schenk, durch zahlreiche Mitgliedschaften (SPD, AIW, Künstler-Community, IBA Bürgerbeteiligungs-Gremium etcetetcet) mittlerweile eine lebende Legende, tritt als Hauptdarsteller und Impresarion auf. Er wird der Wilhelmsburger R. Florida. Da bleibt kein Auge trocken. *R.S.*

Friedhof Finkenriek


2 Fotos von Renis Beerdigung auf dem Friedhof im Süden der Elb-Insel.

Montag, 14. November 2011

Dr. Buhmanns Erzählungen


(Auftritt in der Kneipe "Zur Stumpfen Ecke" am 12.11. mit Helmut am Saxophon) -- Für wen schreibe ich eigentlich? Mal abgesehen davon, daß meine Stories, Statements, Attitüden zuerst mir selber gefallen müssen (im weitesten Sinn) ... - von den Jüngeren (unter 30-jährigen) liest mich niemand, kommt niemand zu meinen Lesungen/Ausstellungen. Aber ein paar Ältere hören mir zu, wie jetzt am Samstag in der Stumpfen Ecke in Harburg. Ich will für mich selber gut sein, so gut wie möglich ... und dann natürlich auch für meine Hörer, Zuschauer. //
Meine Texte sind Retro - Erinnerungs-Arbeit. *R.S.*

Samstag, 12. November 2011

Transformier you, sugar!


Die Sensationsmeldungen und irren News reißen nicht ab an diesem 12.11.2011. Draußen isses recht kühl, ABER was mir mit der Post reinflattert, sorgt in mir für (1 wenIG) andere Temperaturen. + wieder ist die IBA beteiligt. Menschenskinner, "unsere" IBA! Ich hatte sie zwar schon vor Monaten darum gebeten, mich mit Einladungen, Infos etc. in Ruhe zu lassen - aber sie kann's offenbar nicht lassen. ::: Am 24. und 25.11. gastiert das Thalia-Theater im Bürgerhaus mit einer "Kooperation des Thalia-Theaters und der IBA Hamburg". Das Programm heißt "Integrier mich, Baby". Dieser "multi-musikalische Integrations-Duiskurs" wurde von Bernadette la Hengst entwickelt, die einst in der independent Musik-scene Akzente setzte. Tja ... ich denke, da ist die IBA endlich bei ihrem eigentlichen Thema angelangt. Wie schafft sie es, nach jahrelangen Bemü-hungen und dem Verbraten von Millionensummen im dreistelligen Bereich, endlich integriert, sprich: anerkannt zu werden auf der Elb-Insel. Sicher: Haus- und Immobilienbesitzer hat sie größtenteils hinter sich gebracht, auch Print-Medien wie "Der neue Ruf", "Wilhelmsburger Wochenblatt", "BILD", "MoPo", "Hamburger Abendblatt", "Harburger Anzeigen und Nachrichten". ABER: Es gibt immer noch eine erhebliche Zahl InsulanerInnen, die zum Thema Internationale Bauausstellung einfach sagen "Hau ab!", "Nerv mich nicht!", "Leck mich!" oder ä. Die IBA hat hier ein Problem - Mann wie Frau stehen noch nicht so stramm, wie es sich eigentlich gehört, wie es eigentlich zu erwarten wäre. - + da finde ichs ziemlich genial, ein renommiertes Theater einzuladen ... um irgendwann vielleicht doch noch ... -- Es geht um die Integration der IBA in diesen Stadtteil; und DAfür gibt sie doch ne Menge Geld aus, ode/r? *** Zurück zum Thalia-event: Los gehts am 24. und 25. jeweils um 20 Uhr; Eintrittspreise: 20 €uro, ermäßigt 9. Ich geh zwar nicht hin - aber irgendwer wird mir schon erzählen, wie's war. Außerdem werden die o.e. Print-Medien sicher breit + schmutzig darüber berichten. Wofür werden sie schließlich bezahlt! * Transformier you schuggä (Veränder dich, Zuckerklümpchen) - otherwise I find you boaring (sonst langweilst du mich zu Tode) *R.S.*

Akademie einer anderen Stadt (2)


+ noch ein dolles kulturelles highlight gilt es zu bejubeln. Die "Akademie einer anderen Stadt", die "Kunstplattform der Internationalen Bauausstellung" macht weiter! "Auf dem Programm stehen Vorträge, Aktionen, Screenings, Rundgänge, Offene Gesprächssituationen und eine Podiumsdiskussion." (Wi.burger Wochenblatt) 2 ganze Tage lang, heute UND morgen! Sooo viieelll! Und wir hatten schon gedacht, die "Akademie einer anderen Stadt" wäre von diesem anderen Wilhelmsburg in eine noch ganz andere Stadt weitergezogen, getreu dem Motto: Wenn wir schon auf der Elb-Insel fehl am Platz sind, warum es dann nicht anderswo versuchen? Fehl am Platz zu sein ist modern - wenn nicht gar post-modern. * Erinnern wir uns: Im letzten Jahr veranstaltete die A.e.a.S. ein megamäßiges Groß-event auf einem Parkdeck am S-Bahnhof Wilhelmsburg. Der Chefin/Kuratorin Frau Vorköper gefielen ein paar Jugendliche nicht, die auch daran teilnehmen wollten. Sie ließ sie kurzerhand von einem Security-Mann "entfernen". Aus diesem Konflikt, der im w.i.r. (Wilhelmsburger Insel-Rundblick) scharf kritisiert wurde, entwickelte sich ein kurioser Diskurs, der darin gipfelte, daß die A.e.a.S.-Chefin, der kein überzeugendes Argument für ihre total überzogene Maßnahme einfiel, einen Joker aus dem Ärmel zog, mit dem keiner rechnete... ::: Sie verwies auf ihre "weibliche Wahrnehmung" ...! Diese wiederum nahm der Schreiber dieses Blogs zum Anlaß, seinen eigenen Senf dazuzupacken. Ebenfalls im w.i.r. Ich schilderte nämlich meine Erfahrungen mit der A.e.a.S., die sich mit 2 Worten wiedergeben läßt: Totale Ignoranz. // Was erfahre ich sonst noch aus dem Artikel im Wilhelmsburger Wochenblatt, das jedem Leibwind von der IBA und ihren zahllosen Filialen breiteste Berichterstattung gönnt: "Immer mehr Künstler lassen sich ganz direkt auf die Stadt, in der sie leben, ein. Sie werden von den Menschen und den Situationen bewegt, die ihnen begegnen, anstatt im Elfenbeinturm vor sich hinzuwerkeln." Ist das wirklich wahr? "Künstler lassen sich ganz direkt auf die Stadt, in der sie leben, ein." Das ist ja wohl der der Hammer!!! Und - es gibt noch andere Künstler ("immer noch" füge ich hinzu), die "im Elfenbeinturm vor sich hinwerkeln." Ja, ist es denn zu fassen!! Daß sie es wagen... // Ehrlich gesagt, ich würde sogar eine der Veranstaltungen der "Akademie einer anderen Stadt" besuchen. Wenn ich dafür bezahlt würde. Ich nehme 30 €uro pro 45 Minuten für den Besuch von events, die mich nicht interessieren (: Irgendwovon muß mensch leben!!). Leider soll ich für den Besuch der A.e.a.S. sogar noch selber zahlen: 15 € pro Tag. Das geht "entschieden zu weit!" ... Zum Glück habe ich Besseres vor ... *R.S.*

Golden Rambo


Hurra! Es gibt einen neuen Preis für besondere Verdienste in der Kultur-Branche: Den "Golden Rambo". Erster Preisträger: Bushido alias Anis Mohammed Yussuf Ferchichi. Der Typ is ja nu wirklich cool, Diggä, odä? Dealte mit Drogen, wurde verurteilt u.a. wegen Körperverletzung. Was ist ein ganzer Kerl ohne Vorstrafe? Hallo?!! Und dann seine Songs gegen Schwule ... also bitte! Gerade was DAS betrifft, tut kaum einer mehr für Integration als Bushido. All die Männer und Frauen mit nordafrikanischem u.ä. Migrations-Hintergrund, die sich seit JAAAHHHREN unwohl in diesem deutschen Lande fühlen, weil hier Schwule und Lesben wie normale Menschen behandelt werden ... haben endlich einen würdigen Fürsprecher für ihre Ängste und Phobien. So etwas nenne ich Integration. Einbeziehen. Wenn wir zulassen, daß Menschen mit anderem kulturellen Hinter-grund in diesem Land seßhaft werden, sollten wir vorsichtig sein mit Kritik - ODER?!! * Bravo, Bushido! Du hast dir den Goldenen Rambo echt verdient!!! *R.S.*

Freitag, 11. November 2011

Zomia: Pro + Contra

Pro: Wir haben Einzel- und Mehrfamilienhäuser, Platten- und Altbauten, Hotels und Jugend-herbergen. Weshalb sollten Menschen nicht dauerhaft in Wohnwagen leben? Die Zomia-Behausungen wirken auf mich "malerisch", "bunt", "kreativ", naturnah. Ich besuchte mehrmals die Wagensiedlung am Honartsdeicher Weg (Ernst August Kanal). Einmal kam ich mit einer Frau ins Gespräch, die im UKE arbeitet. Beim zweiten Mal unterhielt ich mich mit mehreren Bewohnern, u.a. mit "Simon", der offenbar eine Art Sprecher-Rolle innehat. Sie suchten Orte, um Bilder (Fotos) auszustellen. Ich empfahl HoFa, Bürgerhaus, Freizeithaus Kirchdorf-Süd, Westend. An diesem Offenen Besuchstag gab es selbstgebackenen Kuchen, Tee, Kaffee. Ich hatte als Geschenk einen von meinem Verein herausgegebenen Jahreskalender mitgebracht: "Pimp your Rollstuhl" (zum Thema Behinderung). Mir waren die Zomia-Leute, mit denen ich ins Gespräch kam, sympathisch. Und so lud ich sie ein, demnächst an unserem Abendessen teilzunehmen. Ich war davon überzeugt, daß von diesen Menschen und ihrer Entscheidung für eine andere Wohn-Form anregende, positive Impulse ausgingen, die auch das Leben im Stadtteil entsprechend beeinflussen würden.
Contra: Vor einem Jahr, kurz nach der Okkupation des Geländes, wurde Zomia in der Presse mit den Worten zitiert "Wir kommen in friedlicher Absicht". Wie passt diese Aussage zu dem Hinweis auf "Schill-Wähler" und "rechte Tendenzen" in Wi.burg in einem Schaukasten bei ihrem Wagen-Platz? In den 90-er Jahren bekam R. Schill mehr als 30 % Wählerstimmen. Weshalb wies Zomia darauf hin? Mir scheint: Weil sie polarisieren, die Elb-Insel in gute und böse Menschen spalten wollen. Nach ihrem Welt- und Menschenbild teilt sich die Gesellschaft in gute=Linke und böse=Rechte. Irgendeine Analyse oder Hinterfragung der Wahl-Ergebnisse und der Situation, die diese erzeugte, findet nicht statt. Zomia kam nicht in friedlicher Absicht, sondern mit dem erklärten Ziel, in besserwisserischer Manier einem Stadtteil die eigene Ideologie und Wahrnehmungsweise aufzuzwingen. Jeder Mensch hat seine Geschichte - auch die Zomia-Leute, auch jeder Schill-Wähler. Zomia verschwendet keinen Gedanken darauf. Hier wird nicht reflektiert. Das Weltbild von Zomia baut auf Feindbildern auf. So etwas ist legitim - aber: Es zeugt nicht von friedlicher Absicht, sondern von Arroganz, mit leeren Händen in einen Stadtteil einzufallen, eine Fläche zu okkupieren und dann loszustänkern. * Wir brauchen in Wilhelmsburg Leute, die nicht nur die Hand aufhalten und profitieren wollen, sondern die um-gekehrt auch etwas zu bieten haben. ::: Auf meine Einladung, an einem Kunstbüro-Essen teilzunehmen, kam eine Zusage ... aber dann warteten wir einen ganzen Abend vergebens auf einen Zomia-Vertreter. Niemand kam, niemand sagte ab. Dabei hatten wir sogar extra vege-tarisch gekocht. Hier zeigten sich die WagenbewohnerInnen von einer Seite, die so gar nicht zu dem "netten" und "alternativen" Image passt, das sie so gern verbreiten. Auch die Verlaut-barungen auf ihrer Homepage, als Antworten auf Kritik, die sie von Insulanern erfahren, zeugen ganz und garnicht von "friedlicher Absicht". Im Gegenteil. Diese Menschen wollen Stunk, sie wollen Ärger, sie wollen Konfrontation; sie schüren bewusst und gezielt Konflikte. Den Grund können wir erahnen. Aufgrund ihrer gigantischen Medien-Präsenz haben sie offenbar den Kontakt zur Realität teilweise verloren. Sie versuchen, die Medien wie auch die Menschen vor Ort zu instrumentalisieren, sprich: vor ihren Karren zu spannen - und es gelingt ihnen auch bisweilen. Zomia, so scheint mir, fährt narzistisch auf sich selber ab - verliebt in die eigene Besonderheit, verliebt in die revolutionäre Vorreiter-Rolle, die sie für sich bean-spruchen. Andersdenkende und Gegner werden dämonisiert.
Mein Fazit: Mit Andersdenkenden, auch Gegnern kann ich mich auseinandersetzen und kontrovers diskutieren. Die Voraussetzung dafür ist jedoch Glaubwürdigkeit. Die Zomia-Okkupanten besitzen diese Eigenschaft für mich nicht mehr. Aufgrund ihrer taktischen Spielchen und notorischer Besserwisserei (siehe ihre Website-Statements ...) haben sie nicht nur meine anfänglichen Sympathien verloren. Ich traue diesen Leuten nicht mehr. Sie sind wie viele Politiker, die nicht sagen, was sie denken, sondern ihre Aussagen stets taktischen Zwecken unterordnen. Ich bin froh, wenn Zomia endlich von der Elb-Insel verschwindet. Wir haben schon genug Probleme. Wir brauchen in Wilhelmsburg keine Menschen, die die Stimmung noch zusätzlich anheizen, um ihr eigenes Süppchen zu kochen. *R.S.*

Dienstag, 8. November 2011

Bürgerdialog 15.11.2011


Pro: "Dialog" hört sich gut an. Demokratie beruht u.a. darauf, daß Bürger, so unterschiedlich sie sein mögen, ins Gespräch (: Dialog) kommen.
Contra: IBA und igs schaffen vollendete Tatsachen - und versuchen, diese im Nachhinein den Bürgern schmackhaft zu machen. Es findet kein echter Dialog statt, sondern eine Inszenierung, deren Ausgang von Vornherein fest steht. Die Veranstaltung hat Alibi-Charakter.
Problem: Die meisten Insulanerinnen interessieren sich nicht positiv, sondern werden zwangsläufig mit den Baumaßnahmen konfrontiert. Sie fragen sich, weshalb von den mehr als einer Milliarde € (Uli Hellweg), die in Wilhelmsburg investiert werden, so wenig bei den Menschen direkt ankommt, sprich: in neue Arbeitsplätze, mietgünstige Wohnungen etc. investiert wird. Die Antwort: Es geht nicht um die Menschen hier vor Ort, sondern darum, den Stadtteil insgesamt attraktiver zu machen, damit mehr Touristen kommen, die Immobi-lienpreise steigen und Hamburgs Ruf als reiche Metropole weiter gefestigt wird. Wir Insulaner werden bei den Entwicklungen, die stattfinden, als austauschbare Größen angesehen. *R.S.*

Montag, 7. November 2011

Zomias Sympathisanten


Im Internet veröffentlichten linksradikale Unterstützer der Bauwagen-Gruppe "Zomia" eine Landkarte von Wilhelmsburg-Nord, auf der 46 Anschlagziele gekennzeichnet sind. Im Fall der Räumung sollen diese Ziele attackiert werden. Man muß nicht davon ausgehen, daß diese Pläne von den Zomia-Okkupanten stammen. Trotzdem fragen wir uns auf der Elb-Insel, wann Zomia sich endlich öffentlich von Gewalt distanziert. Mit dem Aufruf zu kriminellen Handlungen schaden diese Revoluzzer der Sache, um die es eigentlich geht: Alternativen Wohn- und Lebensweisen eine breite Akzeptanz und legale Basis zu verschaffen. * Natürlich fragen sich viele Wilhelmsburger auch, wie lange sich die verantwortlichen Politiker noch die taktischen Spielchen von Zomia und ihrer Szene gefallen bzw. sich darin einbinden lassen. *R.S.*

Samstag, 5. November 2011

Parolen


Bei einem Spaziergang im Gängeviertel fotografierte ich eine Tür mit Aufklebern. Am bemer-kenswertesten fand ich eine rote mit der Parole "bewusster konsum = politische macht". Hier wird nicht marktschreierisch auf eine Polit-Sekte oder Ich- oder Wir-AG hingewiesen (was mich als Betrachter schnell ermüdet), sondern auf einen dialektischen Aspekt beim Prozeß der Bewußtseinsbildung, mithin auf einen höchst komplexen Vorgang. Der Aufkleber verweist auf die Macht, die jeder haben kann, wenn er bewusst -ich interpretiere: kontrolliert- konsumiert. * Ich habe 1. Macht über mich selbst, indem ich Dinge (Essen, Getränke, Bücher, Filme usw.) kontrolliert zu mir nehme. * Aber ich bin natürlich nicht allein als Konsumie-render. Es gibt Menschen, Fabriken, Institutionen, Medien, die das, was ich konsumiere, überhaupt erst herstellen. ...Politische Macht, behauptet der Aufkleber, sei identisch mit bewusstem Konsum. Diese Parole erscheint mir überzogen - und zugleich einiges Nachdenken wert. *** GEGENMACHT in dieser Gesellschaft kann erzeugt werden, spinne ich den Faden weiter ... indem ich nicht blind und taub in mich hineinstopfe, was mir vorgesetzt wird, sondern Essen, Trinken, Filme, Bücher, Musik usw. aussuche. Stichwort Konsumverzicht. ... Auf Konsum verzichten bedeutet, aus dem (vermeintlichen) Paradies der Konsum- und Warenwelt auszusteigen - und mein "Heil" oder "Glück" anderswo zu suchen (etwa darin, selber produktiv zu werden). ....... *R.S.*

Donnerstag, 3. November 2011

Oh, diese Wilhelmsburger!



"Laubenpieper-Alarm in Wilhelmsburg!" meldete die BILD; das WOCHENBBLATT berichtete "Lauben plötzlich zu groß - Wegen Gartenschau: Kleingärtner sollen ihre Häuschen verkleinern - nur auf der Elbinsel!" * Jahrzehntelang wurden Schreberhäuser, die etwas zu groß waren, geduldet. Jetzt auf einmal schwingt das Bezirksamt Hamburg-Mitte bedrohlich sein Zentimetermaß. Die Aufbauten von Hunderten Parzellen sind nicht korrekt! Schlimm! Und das ausgerechnet in Wi-burg! Als ob es nicht reichte, daß etliche Schrebergärtner den Baumaß-nahmen von IBA und igs weichen, sprich: ihr Gelände aufgeben mussten - nun ist eine neue Alarmstufe angesagt. * Wann erbarmt sich endlich ein Regisseur der Elb-Insel und seinen Insulanern und bastelt eine Soap mit dem Titel "Oh, diese Wilhelmsburger!" Themen finden sich hier reichlich. Die Bewohner besonders des Reiherstiegviertels sind bekannt für ihre Querköpfigkeit, wie sich in der "Geschichte der Elbinsel Wilhelmsburg" von Ernst Reinstorf nachlesen läßt. Dieser Ruf ist keine Schande, sondern im Gegenteil: Er gereicht uns zur Ehre. * Zu hoffen ist, daß die aufmuckenden Parzellen-Pächter genügend Geduld aufbringen und über die nötige Portion Humor verfügen, um dem Amtsschimmel aus dem Bezirksamt Mitte Paroli zu bieten. Ronald Wilken ("Die Linke") sollte ausreichend Grips gaben, um mit anderen Schrebergärtnerinnen zu zeigen, daß sie nicht jene Voll-Trottel sind, für die sie von vielen gehalten werden. * Bezeichnend in diesem Zusammenhang: Von "ZOMIA", den Bauwagen-Leuten, die seit knapp einem Jahr sowohl Behörden als auch Insulanern auf der Nase herumtanzen, hört und liest man kein Wort der Solidarität. (oder habe ich ein ZOMA-Statement übersehen?) *R.S.*

Dienstag, 1. November 2011

That's political correctness!


Ein Model äußert sich positiv über die Gaddafi-Familie - und verliert daraufhin ihren Job als Werbe-Figur für den Telefon-Anbieter alice. Vanessa Hessler war mehrere Jahre mit dem Gaddafi-Sohn Motassim liiert, und mochte sich (verständlicherweise) nicht negativ über den Erschossenen äußern. Im Gegenteil. Sie bezeichnete die Gaddafis als "ganz normal", entnehme ich einer Ztg. Genau genommen war G. mehr als normal: Der Diktator legte fest, was in seinem Land als "normal" zu gelten hatte. * Wir lernen daraus: Geschichte wird von Siegern geschrieben. Sieger haben die Definitionshoheit. Wahrheit ist relativ. * Frage: Was muß passieren, damit Menschen, die sich über George Bush und andere Kriegstreiber positiv äußern, ihren Job verlieren? *R.S.*