Samstag, 31. Dezember 2011

Tschüs


2011 ein turbulentes Jahr
: künstlerisch (zeichnen, collagieren, schreiben, Lesungen - mit Helmut Reithofer: Saxophon)
: politisch (Opposition zur IBA - entsprechende Schaufenster-Gestaltung) - ich HASSE Politik,
aber ....
: bezahlte Arbeit (seit März 12 Std. wö. in Einrichtung zur Integration Behinderter)
: Vereinsarbeit (Kunstbüro Wilhelmsburg e.V.) - Ehrenamtlich: viel "EHRE" - hahaha

Meine Blogs: Text-Übungen, improvisieren, journalistisch denken,
schnell arbeiten
Einige Blogs überarbeitete ich zu literarischen Texten
--versuchen zu SPIELEN--
Entdeckung of 2011: Hans Meyer (1907-2001; lese gerade "Das unglückliche Bewußtsein - Zur deutschen Literaturgeschichte von Lessing bis Heine"

Lebensgefühl: Fremd zu sein ... + auch DESHALB mein Schaufenster + die Bilder/ Collagen/Texte
mit denen ich auf
hoffentlich
faszinierende Weise
das Gefühl zeige - darstelle FREMD zu sein

FACEBOOK is OUT
(hallo - wo sind die Leute, denen ich mich wirklich zugehörig fühle --)

Wer sich öffnet, wird
überschwemmt, überflutet von
Bildern, Eindrücken, Krach ...
(man muß öfters dichtmachen)

Ich grüße unbekannterweise
meine LeserInnen
Prost!
*R.S.*

Hitparade


Laut Statistik wurde der Blog "Biografien - Helmut Berger" (26.10.2010) mit Abstand am häu-figsten angeklick: 735 x. Danach folgen: 2. = "Judenstern im Hosenstall" (29.9.2010): 223 x, 3. = "Besuch bei Zomia (2)" (7.2.2011): 168 x, 4. = "Berühmte Verbrecher - Pablo Escobar" (14.3.2011): 110 x, 5. = "That's political correctness" (1.11.2011): 105 x, 6. = "Bücher - Phil Hubbe" (23.10.2010): 103 x, 7. = "Trauer um Günter Amendt" (14.3.2011): 95 x, 8. = "wcw-gallery: Austellung..." (3.4.2011): 82 x, 9. = "Zomia: Pro + Contra" (11.11.2011): 74 x, 10. = "Kulturpolitik in Wilhelmsburg" (5.4.2011): 70 x. * Gezählt wurden Eintragungen ab Mai 2010.

Mittwoch, 28. Dezember 2011

Planungs-Chaos bei Groß-Projekten


In der BILD war heute eine übersichtliche Grafik über die Kosten der Hamburger Elb-Philharmonie: Von 40 Mio. (1. Schätzung 2003) über 77 Mio. (2. Schätzung 2005) bis 114 Mio. (Vertragsabschluß 2007), dann 323 Mio. (2008 Nachtrag 4). Nun stehen 500 Mio. ("aktueller Stand") im Raum. Diese Mehrkosten werden von der Baufirma Hochtief errechnet, die anscheinend besonders clever darin ist, als maßgebliche Beteiligte die Kosten immer wieder aufs Neue in schwindelerregende Höhen zu treiben - und dabei jeweils einen durchaus seriösen Eindruck zu machen. Am 20. Januar soll es zu einem Gerichtstermin kommen, der wohl keinen Schlußstrich setzen, aber dieser hochoffiziellen Hamburger Planungs-Posse ein weiteres Sahnehäubchen verpassen wird. Ich habe schon lange den Glauben an die Ehrlichkeit und Seriosität der meisten Hamburger Kultur-PolitikerInnen verloren. + bin gespannt, wie Kultur-Senatorin Frau Kisseler ihre Position behaupten wird. * Einer anderen Ztg. entnehme ich, daß die GAL-Hamburg Mitte sich Gedanken macht über die Zeit nach IBA und igs. Sie möchte wissen, "was von den Parks und Gärten bleibt, wie es gepflegt wird und wer das bezahlen soll". Der diesbezügliche Antrag wurde "zunächst an den Umweltausschuß über-wiesen. Dort wurde er am 13. Dezember angenommen." Ich bin sicher: Weder IBA- noch igs-Geschäftsführer wissen definitiv, wann und in welchen Teilbereichen genau ihr Engagement aufhören wird. Was Termine betrifft, lassen sie sich nicht festlegen, weichen aus, tanzen um den heißen Brei herum. Das ist teilweise verständlich - manche Dinge sind eben bestenfalls schwer kalkulierbar. Wer sich, nach bald 5 Jahren Aktivitäten und Bauen auf der Elb-Insel, über die Nichteinhaltung von Versprechen und Planungs-Unsicherheit noch wundert, ist naiv. Gibt es echte, ernstgemeinte Kontroll-Instanzen für die igs/IBA? Nach meiner Erfahrung dient zumindest der IBA-Aufsichtsrat dem bl0ßen Abnicken. * Längst abzusehen sind die Folgen: Die Glaubwürdigkeit unserer offiziellen Politik wird bei vielen BürgerInnen noch weiter ab-nehmen. * Lassen wir es uns trotzdem gut gehen! * *R.S.*

Dienstag, 27. Dezember 2011

IBA - Jahresrückblick 2011



DER NEUE RUF, Hofberichterstatter für Gentrifizierung in Hamburg-Mitte und Süderelbe, läßt uns teilhaben am Jahresrückblick der IBA. Natürlich fragt man sich, nachdem Jahr für Jahr aus-schließlich positive Bilanz gezogen wird, wer sich das noch anhört. Sicher ist: Erzählen und bilanzieren kann man/Frau vieles. + es soll noch Leute geben, die sich das reintun. Die Zahlen können nichts dafür, daß sie benutzt werden, um mit ihrer Hilfe Süßholz zu raspeln. Wahrscheinlich kann Herr Hellweg nicht anders, als ohne einen Hauch Selbstkritik nach immer dem gleichen Schema zurückzublicken. Unsere offizielle Politik nimmt es mit der Wahrheit generell nicht so genau, um es mal vorsichtig zu sagen. Es sei denn, die Opposition will im Wahl-Kampf punkten. Opposition?? - haben weder IBA noch igs. In den großen Parteien. Das bißchen Gegenwind = Opposition, das von einigen Insulanern kommt, wird ausgesessen - bzw. totge-schwiegen. So etwas ist auch nicht verboten. na also! * Versuchen wir, die Sache mit Humor zu nehmen ... *R.S.*

Montag, 26. Dezember 2011

Lektüre: Hermann Keesenberg "Die Altersversorgung im alten Wilhelmsburg"



Der 1900 geborene Autor war als Schulrektor auf der Elb-Insel tätig, außerdem leitete und kuratierte er viele Jahre lang das Wilhelmsburger Heimatmuseum. In dem 1972 publizierten Buch geht es vor allem um den Zeitraum 1678- ca, 1850. Keesenberg durchforstete die von 1678-1842 vom Amtmann geführten „Amtskontraktenbücher“, um seine Informationen zusammenzutragen. * Bis ca. 1850 wurde das Leben auf der Elb-Insel vor allem von Landwirtschaft geprägt. Mit der Industrialisierung, Hafenerweiterung usw. gab es einen starken Zuzug von Menschen, die über keinen Grundbesitz verfügten und die, anders als die meisten ansässigen Bauern, bei Arbeitslosigkeit in Abhängigkeit von kirchlichen bzw. staatlichen Stellen gerieten. Der Autor beschreibt anhand konkreter Beispiele die Situation vor 3-400 Jahren. Bis ins späte 19. Jahrhundert gab es weder Renten noch Pensionen, aber auch damals wurde für die Menschen gesorgt, die nicht mehr arbeiten konnten und kein Vermögen besaßen, um ihren Lebensunterhalt zu sichern. Die Leute, die altersbedingt kein eigenes Geld mehr erwirtschafteten, galten als „Altenteiler“. Ihnen wurden Unterkünfte zugewiesen, falls sie oder ihre Kinder nicht über eigene Häuser verfügten. * Ich lebe seit 1986 auf der Elb-Insel lebe und lernte den Autor noch persönlich kennen. Er galt als „Original“, war sehr freundlich, konnte Geschichten erzählen und war offen gegenüber Museums-Besuchern. Blättere und lese ich in dem Band, sehe ich das lächelnde Gesicht des Autors in mir hochsteigen. Eine schöne Erinnerung. * Hans Christians Verlag; isbn 3-7672-0208-5; 108 Seiten mit 9 Abbildungen, Quellen- und Literaturangaben und ausführlichem Namensverzeichnis; nur antiquarisch er-hältlich. *R.S.*

Lektüre: Peter Schütt "... und Jesus ist sein Prophet"



Das Stück mit dem Untertitel „Ein Weihnachtsspiel nach dem Koran“ stellt mein anerzogenes Verständnis der Jesus-Geschichte einigermaßen auf den Kopf. Das Thema, um Weihnachten an unzähligen Orten meist verkitscht nacherzählt oder bildnerisch gestaltet, wird von Schütt in die heutige Zeit transformiert. Der Autor aktualisiert und erweitert die Orte der Handlung. Der Überlieferung nach geschah die „Hl. Geschichte“ in Bethlehem und Umgebung. Bei Schütt kom-men als Handlungsorte eine Koran-Schule, zwei Hamburger Behörden und eine Privatwohnung hinzu. Der Autor zeigt, daß Jesus und die "wundersame" bzw. erstaunliche Legende seiner Zeugung und Geburt, nicht allein den Christen „gehört“, sondern auch Thema im Islam ist. Ein wichtiger Unterschied: Im Islam gilt Jesus nicht als Single, sondern wird als verheiratet angesehen, und zwar mit Maria Magdalena. * In der Einführung weist der Sozialwissenschaftler Karam Khella auf einige wesentliche Dinge der Jesus-Forschung hin, u.a. weist er in einem Nebensatz auf die „gnostische Bibliothek von Nag Hammadi“ hin. Unser heutiges christliches Jesus-Bild ist von Überlieferungen geprägt, bei denen gnostische Tradition weitgehend ignoriert wurde. * Mir liegt die zweite Auflage des Büchleins vor, in das Bilder von Petra von Langsdorff aufgenommen sind, die sich mit collagen-artigen Gemälden und Zeichnungen zum Thema der Maria (Maryam) äußert. * Peter Schütt wurde christlich erzogen, bevor er als junger Mann zur radikalen Linken überwechselte und einer Partei angehörte, die den dialektischen Materialismus zu ihrem geistigen Überau erklärte. Inzwischen ist der Autor zum Islam konvertiert und engagiert sich im „interreligiösen Dialog“ zwischen Juden, Mohammedanern und Christen. Diesbezüglich bietet sein Weihnachtsspiel ein besonderes Beispiel bzw. eine Gelegenheit für eine Annäherung der Religionen –ohne diese m.E. in ihren Grundaussagen zu verfälschen. Man wird sehen, ob die Wächter der „reinen Lehre“ der genannten Religionen dies so ähnlich sehen und eine Annäherung bzw. „interreligiösen Dialog“ zulassen – oder die alten Linien des Argwohns, der Eifersucht und Besserwisserei nicht übertreten. Warten wir es ab. * 72 S., Theorie + Praxis-Verlag, isbn 978-3-939710-10-3

Freitag, 23. Dezember 2011

FROHE WEIHNACHTEN!


+ bitte achten Sie diesmal
nicht ganz so genau auf die
Schokoladen-Marke.
meint
Ihr *R.S.*

Donnerstag, 22. Dezember 2011

Zu wenig Respekt


Ein Artikel aus dem WB-Wochenblatt bietet mir das Reizwort für diesen Blog. Einer jungen Frau fällt auf, daß Jugendliche immer weniger Respekt füreinander, aber auch für Ältere und Schwä-chere aufbringen. Insgesamt aber wohne sie gern in Wi.burg. * RESPEKT ist etwas anderes als TOLERANZ. Die Wörter liegen in ihrer Bedeutung nicht weit voneinander, meinen jedoch Unterschiedliches. Respekt hat man vor Autoritäten, Menschen die besondere Leistungen erbrin-gen. Das Wort "Hochachtung" meint etwas Ähnliches. Toleranz hat mensch vor dem "Anderen", dem "Fremden", man erträgt Menschen oder Zustände, die den eigenen Vorstellungen und Gewohnheiten nicht entsprechen. Es ist viel von "Toleranz" die Rede, und zwar nicht als von einer Möglichkeit, sondern als von einer Forderung, die als selbstverständlich gilt. Wir Deutsche haben Migranten zu tolerieren. Die jedoch haben oftmals ein feines Gespür für die Haltung die ihnen entgegengebracht wird. Sie unterscheiden zwischen Respekt und unverbindlicher (schleimiger) Toleranz. * In Verbindung mit der Gentri-fizierung, der unser Stadtteil massivst unterworfen ist, fällt mangelnder Respekt immer wieder auf. Mangelnder Respekt staatlicher Institutionen gegenüber den Menschen, die auf der Elb-Insel leben. Mangelnder Respekt von Kräften und Institutionen, die ihre egois-tischen Interessen über die Köpfe der Insulanerinnen hinweg durchsetzen. IBA/igs sehen, daß den Insulanerinnen dies immer stärker bewusst wird. Deshalb laden sie zu Veranstaltungen ein, sog. "Bürgerdialogen". Die Menschen hier haben aber längst gemerkt, daß es sich dabei nicht um Zwiegespräche zwischen gleichberechtigten Partnern handelt, die auf Augenhöhe miteinander kommunizieren. * Manchmal dauert es Jahre oder Jahrzehnte, bis ein Mensch Respekt für außerordentliche Leistungen erfährt. Man braucht einen langen Atem. Und "Nehmer-Qualitäten" (ein Ausdruck aus dem Boxen). * Respekt ist nicht selbstverständlich. Ich habe längst nicht vor jedem Menschen Respekt. Aber ich spüre, daß es manche gibt, die Respekt verdient hätten. Deutsche wie Migranten, Männer wie Frauen. *R.S.*

Mittwoch, 21. Dezember 2011

Keine Jobs mehr ohne Abitur?


Wussten Sie schon, daß die Hauptstadt der EU nicht Brüssel heißt, sondern Schilda? Richtig: da wo die Schildbürger zu Hause sind. Oder vielleicht müssen wir unsere topografischen Kenntnisse korrigieren und uns merken: Brüssel ist ein Vorort von Schilda. Dieser Gedanke kam mir bei der Lektüre eines BILD-Artikels. Anscheinend wird von EU-Bürokraten gefordert, daß die Schulzeit für Krankenschwestern und Hebammen u.a. auf 12 Jahre angehoben wird, mit der Begründung, daß die Arbeit in diesen Berufen "immer komplizierter" werde. * Amts-schimmel, ik hör Dir wiehern! Wer solche Änderungen vornehmen will, hat von der Arbeits-Praxis keine Ahnung bzw. nicht mehr alle Tassen im Schrank. Ich arbeitete 3 Jahre in einem Alten- und Pflegeheim und erinnere mich an zahlreiche Schwestern, aus Deutschland, Polen, Rußland, die kein Abitur hatten, aber hervorragende, engagierte Arbeit leisteten. Gerade in diesen Berufen ist wichtig, daß nicht erst eine Unmenge von Kopfwissen heruntergeleiert werden muß, bevor die Arbeit: Dienst am Menschen, anfangen kann. Für "höhere Laufbahnen" ist Abitur als Voraussetzung oke - aber sonst? Auf solche Ideen kommt nur, wer praxisfremd denkt. * Wenn ich noch einmal entscheiden könnte, was ich anders machen sollte, würde ich meine Ausbildung umkrempeln. Statt nach dem Abitur studieren und mit Diplom-Pädagoge abschließen, würde ich erst einmal eine Lehre anfangen, also einen praktischen (Handwerks-)Beruf erlernen, bevor ich mich akademisch weiterbilde bzw. spezialisiere. * Wir haben schon genug Abiturienten, die für die Arbeit, die sie tun, überqualifiziert sind. Also, liebe Büro-kraten, kommt mal wieder runter von eurem seltsamen Ausflug in weltfremdes Denken. * Wir haben nicht den 1. April. Oder schreibt ihr in Brüssel-Schilda an einer Komödie bzw. Comedy-Soap? *R.S.*

Trauer um Horst Eberhard Richter


Am Montag starb in Gießen der Friedensaktivist, Schriftsteller und Psychoanalytiker Horst Eberhard Richter. L.Schröder schreibt über ihn: "Vielleicht gibt es solche Menschen wie Horst-Eberhard Richter nicht mehr, die sich ganz und gar einer Sache verschreiben, die ihnen gut, richtig und wichtig erscheint. Für Richter war das der Frieden in der Welt, dem er sein Leben widmete. Die Rednerpulte auf den Großdemos der bundesdeutschen Friedensbewegung wurden in den 80-er Jahren sein zweites Zuhause. Das kann man durchaus tugendhaft nennen - ein bezeichnenderweise altmodisches Wort -, man kann es mit einiger Distanz auch bespötteln: "Der gute Mensch von Gießen" ist eins dieser Etiketten." * Als er vor einigen Jahren anmahnte, daß es auch für den gefangenen irakischen Diktator Saddam Hussein menschliche Haftbedingungen geben müsse, wurde er von verschiedenen Medien angefeindet und lächerlich gemacht. Das Nachrichtenmagazin "DER SPIEGEL" tat sich dabei besonders hervor. Ich fand Richter auch in dieser Situation großartig und konsequent. Entweder gelten Menschenrechte für ausnahmslos ALLE - oder wir können sie vergessen. * Richter trat friedlich und konsequent für humane, pazifistische Ideen ein - und war von daher ein Vertreter der political NON correctness. Er machte sich auch einen Namen als Buch-Autor. Ich empfehle von ihm "Gedanken und Erinnerungen - Wanderer zwischen den Fronten", das 2000 bei Ki+Wi erschien (354 S., isbn 3-462-02890-1). Es enthält viele interessante, unbequeme Gedanken + Denkansätze. + ist in einer gut verständlichen Weise geschrieben. Ich werde das Buch über Weihnachten zum zweiten mal lesen. * HE Richter wurde 88 Jahre alt. *R.S.*

Träumer


Heute nicht politisch arbeiten, keine Diskurse führen, keinen Streit anzetteln,
nicht die Welt verbessern, keine Rechthaberei, keine Anklagen,
kein Häßlichmachen, kein Beschönigen

*R.S.*

Montag, 19. Dezember 2011

PRP: Welche Bedürfnisse?


Bei der Demo gegen den Zaun um das igs-Gelände in Wilhelmsburg waren verschiedene Grup-pierungen zugegen, die Info-Blätter und Broschüren auslegten. darunter befand sich auch das Projekt Revolutionäre Perspektive mit dem Heft "Vorbei an den Bedürfnissen - Städtische Umstrukturierung im Interesse des Kapitals" (12 A5-Seiten). Die Autoren analysieren kritisch und mit aus ihrer Sicht schlüssigen Argumenten die Gentrifizierungs-Maßnahmen, mit denen die Elb-Insel in besonders krasser Weise seit Jahren überzogen wird. Es gibt Widerstand gegen die massive Umstrukturierung, aber er ist bisher so schwach, daß die Nadelstiche, die den Gentrifizierern versetzt werden, wohl nicht verhindern, daß alle großen Bauvorhaben wie geplant durchgeführt werden. Der weitaus größte Teil der Bevölkerung verhält sich (bestenfalls) indifferent gegenüber den Maßnahmen. Es ist auch nicht damit zu rechnen, daß er sich politisieren läßt und in nennenswertem Umfang an Demonstrationen und anderen Formen des Protests und Ungehorsams teilhaben wird. Nach meiner Einschätzung (ich wohne seit gut 25 Jahren auf der Elb-Insel) sind die meisten BewohnerInnen resistent gegen parteipolitische Versuche, sie aus der Reserve zu locken. Vor 10 Jahren war Wilhelmsburg Hochburg der Schill-Partei. Viele Insulaner zeigten sich als Protest-Wähler, die sowohl von SPD als auch CDU, Grünen, FDP usw. die Schnauze voll hatten und deshalb emotional wählten. Nicht als (verkappte) Nazis, sondern weil sie es leid waren, daß auf ihrem Rücken irgendwelche Leute, die nicht im Stadtteil leben, aber genau zu wissen vorgeben, was für "die Wilhelmsburger" gut sei, Konzepte entwickelten und damit experimentierten. Also nicht nur aus ökonomischen Gründen (: die zentrale Lage, Hafenerweiterung etc), sondern auch aus politisch-psycholo-gischen Erwägungen wurde Wilhelmsburg auserkoren als große Erxperimentierfläche. Die bürgerlichen Parteien bekamen den "sozialen Brennpunkt" Wilhelmsburg/Veddel nie richtig in den Griff, da die Menschen sich als wenig kooperativ und für das modellhafte Denken der Stadtplaner wenig kompatibel zeigten. Da war es ein sehr cleverer Schachzug, mehrere Jahre lang (bis 2009) Studenten 100 € monatlich Ermäßigung für die Zimmer-Miete anzubieten. GWG/SAGA waren problemlos für dieses Vorgehen zu instrumentalisieren. So gab es tatsächlich einen Wandel in der Bevölkerungs-Struktur. Zum Glück ist von den alten Bewoh-nern, deutschen und migrantischen Dickschädeln und Querköpfen, der größte Teil noch geblie-ben. * Was Versuche betrifft, die Bewohnerinnen zu politisieren, bin ich skeptisch. Sie wollen sich vor niemandes Karren spannen lassen. Sie träumen von keiner Revolution. Viele träumen nicht mal mehr von einem festen Arbeitsplatz. Sie wollen in Ruhe gelassen + nicht ideologisch vollgequatscht werden. Die Wilhelmsburger wollen Freundschaften pflegen, Beziehungen, ins Fitness-Studion gehen und einen eigenen Wagen fahren, zu Weihnachten einen neuen größeren Flachbildfernseher anschaffen; zu saufen gibts auch ne Menge; die Kommunikation ist direkt und unverblümt; IBA und igs gehen den meisten am Arsch vorbei, die Proteste dagegen übrigens genauso. Die Wi.burger waren und sind auch nicht besonders für "Kunst und Kultur" zu begeistern. Auch wenn es unzählige sogenannte "Kulturvereine" gibt. Die Versuche der IBA, die Reserviertheit mit der Brechstange zu knacken, kann nur scheitern. Diese ganzen -ich nenne sie Erziehungsmaßnahmen- scheitern auch deshalb, weil unser Staat und seine Institutionen nicht in der Lage sind, den Bürgern entgegenzubringen, was sie wirklich schätzen. Dazu zählt auch Respekt. Ich verstehe viele Wilhelmsburger. Denn auch mir wird, wie ihnen, von staat-lichen Stellen kein Respekt entgegengebracht. *R.S.*

Sonntag, 18. Dezember 2011

Freigeistern im Soulkitchen



Autoren, Musiker, Dichterinnen + hippieskes Publikum, jung; vor der Bühne ein großes HERZ auf den Boden skizziert; die Auftritte jeweils ca. 10 Minuten (Offene Bühne?); Atmosphäre NEO-ROMANTIC ... nicht politisch (aber ÖFFENTLICH); die Texte und Auftritte hauten mich nicht vom Hocker - andererseits: als ich im Alter der gestern Auftretenden war, hätte ichs nicht besser hinbekommen. Der Eintrittspreis: 7 € war oke für einen langen Abend. Geplant war das Festival bis nach Mitternacht. Gewünscht hätte ich mir vor jedem act paar Worte Selbstdarstellung, Name, von wo angefahren usw. Es herrschte eine Insider-Community-Stimmung. ich war eine Stunde Gast + am Rande + hatte anschl. noch was anderes zu tun. * Junge Kreative, junge Talente: Ein Autor spielte an auf "Geister"-Thema + erzählte von Geisterbahn (extra nicht bis zu Ende erzählt, zwei jug. Frauen sangen zum Keyboard usw *R.S.*

Solidarität mit Bradley Manning


Vor einem US-Militärgericht läuft der Prozeß gegen den Obergefreiten Bradley Manning, der be-schuldigt wird, "aus Empörung über den blutigen US-Krieg im Irak geheime Dokumente und Videosequenzen dem Enthüllungsportal WikiLeaks zugespielt zu haben." Seit Mai 2010 sitzt B.M. in Haft. Und jetzt droht ihm lebenslange Freiheitsstrafe ohne Aussicht auf Begnadigung. Dem schmächtigen Mann droht härtere Bestrafung als US-Soldaten, die im Einsatz schwerste Menschenrechtsverletzungen begehen. * Ich möchte meinen Respekt vor B.M. zum Ausdruck bringen -falls er tatsächlich die Informationen weitergegeben hat - und meine Solidarität mit den Menschen bekunden, die weltweit unter der verbrecherischen Außenpolitik der USA leiden. *R.S.*

Samstag, 17. Dezember 2011

Demo gegen Zaun





Wieviele waren "wir" insgesamt? An die 100 Leute, immerhin, vorwiegend jüngere, viele in Schwarz. Oder weniger? Es ging gegen die Umzäunung eines großen Areals beim Rathaus, seit mittlerweile über einem Jahr. Wahrscheinlich werden die Wilhelmsburger + alle anderen erst 2013 das Gelände wieder betreten können - auf Eintrittsbasis: 17 - 21 € sind im Gespräch. Insulanerinnen sollen 1-3 x pro Jahr freien Eintritt haben. Ein schwacher Trost - immerhin konnten wir den Park bis zum letzten Jahr zu jeder Tages- und Nachtzeit besuchen. * Eine normale Demo (wo Menschen sich von A nach B bewegen auf einer festgesetzten Route) war nicht erlaubt, deshalb kam es nur zu einer Kundgebung. Die Transparente mussten anschließend wieder entfernt werden. * Es sprachen Vertreterinnen diverser Gruppierungen; die Stimmung war gut. Richtig warm ums Herz wurde mir nicht; ich unterhielt mich aber nett mit ein paar Bekannten. * Das Argument, daß "die Armen" ausgesperrt seien (aufgrund der hohen Eintrittspreise) fand ich platt und anbiedernd. Diese "Armen" sowie sehr große Teile der Bevölkerung nehmen von der IBA/igs kaum Notiz und kommen auch nicht zu diesen und ähnlichen Veranstaltungen. Diese a-politische Haltung ist typisch für Wi.burg. Wahrscheinlich unterscheide ich mich an diesem Punkt von den meisten Kundgebungsteilnehmern. Ich finde eher peinlich, wenn über das Argument der (materiellen) Armut die Bevölkerung mobilisiert werden soll. M.E. machen sich psychische Verelendung und geistige Verarmung drückend bemerkbar. Aber SO schlecht, daß die Menschen aufbegehren, geht es den wenigsten. * Einige fuhren anschließend zur nächsten Demo/Kundgebung. *R.S.*

Freitag, 16. Dezember 2011

Linksradikale Romantik


Mein Lenin und mein Stalin sind 7 cm groß und aus Plastik. ich hab sie angemalt, wie auch die anderen Figuren, mit denen ich eine Szene aus der russischen Revolution nachstelle. Teilweise blättert die Farbe ab. Naja, die Figuren sind auch schon 30 Jahre alt. Früher war ich "in Echt" für Revolution = grundlegende Änderung der "herrschenden Verhältnisse". Heute gehe ich mit dieser Idee spielerisch um. * Ich finde spannend, was auf der Elb-Insel momentan abgeht. Unser Staat/Senat/Regierende haben sich ausgerechnet Wilhelmsburg auserkoren, um ein gigantisches Umstrukturierungs- sprich: Gentrifizierungs-Projekt durchzuziehen. "Natürlich" ohne uns vorher nach unserem Einverständnis zu fragen. Verhindern können wir die Sache nicht, aber es ergeben sich immer wieder lehrreiche Situationen. Wie gehen wir mit der Arroganz eines übermächtigen Apparates um? Welche Möglichkeiten haben wir? Außer ohnmächtig zu resignieren und voller Vernunft die eigene Schwäche einzugestehen? Widerstand ist auch eine Frage von Phantasie, Motivation, Lebensgefühl. * Ich sehe viel psychisches Elend, beinah jeden Tag. Ich beobachte emotionale Verblödung und Verdummung. Rein körperlich verhungern und verdursten tut niemand bei uns. Da passen Staat und Kirchen auf. Gewisse Medien weisen ständig auf die "Verarmung" breiter Bevölkerungsschichten hin. Sie meinen damit rein materielle Dinge. Ich finde: Materiell geht's uns gut. Deutschland ist immer noch ein Wohlfahrtsstaat. Und die BRD ist, auch deshalb, nach wie vor eine beliebte Adresse für Einwanderer. Und sonst? Ist es kalt. Eiskalt. ich meine nicht das Wetter draußen. * Wenn es je eine echte Revolution in germoney geben sollte, dann befürworte ich einen Auf-stand gegen geistige Armut, psychische Verelendung, soziale Kälte. Dieser Aufstand ist nicht mit Pistole, MG + anderen Waffen durchzuführen. *R.S.*

Donnerstag, 15. Dezember 2011

Moi moin mein Reiherstieg


Moi moin mein Reiherstieg
im nördlichen Wilhelmsburg
Du frecher Stadtteil Du
pfeifst auf Schmu +
Bla + Bläh
Der Amtsschimmel wiehert - Du
gibst ihm Zucker, oh yeah
Politiker kommen + gehn
vorbei
Du bleibst nur Dir selber treu ...

Mittwoch, 14. Dezember 2011

KUNST-MACHT-ARBEIT


Wußten Sie schon, daß Kunst Arbeit macht? Na, wer hätte das gedacht! Ich war immer davon aus-gegangen, daß Kunst von allein entsteht ... - HAHAHA, kleiner Scherz. Mal im Ernst: "Kunst macht Arbeit" lautet ein Slogan, unter dem dem die IBA auf der Elb-Insel Arbeitslose in "bezahlte Beschäftigung" zu bringen versucht. Ich war an solch einem Projekt sogar (maßgeblich) beteiligt. Es nannte sich Kunst Werk Wilhelmsburg. Und ist -wie sich immer deutlicher zeigt- völlig mißraten. Bestenfalls gut gemeint, aber völlig dilettantisch durchgeführt. Ohne nennenswerten Erfolg, aber immerhin versucht. Naja. Wobei ich nicht zu denen gehöre, die der IBA einfach die Schuld am Mißlingen zuschieben. ... Naja, einzelne Workshop- oder Kurs-Leiter oder -Teilnehmer/Innen bekamen ein Honorar. Aber davon, daß diese "Kunst macht Arbeit"-Ansätze der IBA so, daß sie als Modelle für weitere Versuche/Ansätze dienen könnten, erfolgreich waren, kann keine Rede sein. Als einer, der sich seit Jahrzehnten praktisch wie theoretisch mit den Themen "Kunst" und "Arbeit" befasst, kann ich über den IBA-Slogan nur schmunzeln. Ausgedacht wurde er wohl von irgend nem Mitarbeiter einer Werbe-Agentur oder nem Schreibtisch-Hengst in irgendeinem Bezirksamt ... o.ä. *
Die 3 abstrakten Begriffe "Kunst", "Macht" und "Arbeit" als Substantive spielerisch und beinahe beliebig aufeinander bezogen, bieten hingegen eine Menge Anregungen für die Phan-tasie, Denk-Möglichkeiten. Die Macht der Kunst zeigt sich (bestenfalls) in einer von ihr ausge-henden Faszination (= "Bezauberung" oder "Verblendung" lt. DUDEN-Fremdwörterbuch). Um diese (auch) von Kunst ausgehende Macht zu erlangen, ist Arbeit nötig. Diese Arbeit bedeutet beispielsweise, Material wie Farbe, Pinsel, Leinwand, Holz u.a. zu benutzen und zu beherr-schen lernen, ihre Wirkung zu studieren + anzuwenden usw. Der Macht-Bereich eines Künstlers kann ein Stück Holz sein ... oder Metall ... oder ein Instrument ... oder eine Bühne ... oder der eigene Körper ... oderoderoder. * Ein K. lernt, über die Benutzung bestimmter Mate-rialien/Hilfsmittel, an sich selber. Ein K. nimmt sich selbst als Lern-Gegenstand. ... + indem er lernt, arbeitet, be-mächtigt er sich bestimmter Mittel, gewinnt Macht über das benutzte Material ... und darüber über sich selbst. ** Und D A N N, wenn ihm dieses Lernen und Erfahrungen sammeln um ihrer selbst willen nicht (mehr) reicht, sucht er die Öffent-lichkeit: Um auszustellen, zu lesen, zu performen usw.
Es gibt wohl auch Künstler, die gegen ihren Willen dazu gebracht werden, sich nach außen zu präsentieren.
Über die Themen "Die Arbeit des Künstlers und seine Macht" bzw. "Die Macht der Arbeit und der Kunst" bzw. "Künstlerische Macht des Arbeitenden" -es gibt etliche Möglichkeiten, die Begriffe in Bezug zueinander zu setzen- sind schon hunderte, ja tausende Essays und Bücher geschrieben worden. Der "erweiterte Arbeits-Begriff", von einer IBA-Mitarbeiterin als Neuig-keit ausgegeben, ist kalter Kaffee. Arbeitsplätze entstehen so nicht. *
Ich möchte in dieser (Tagebuch-)Notiz daran erinnern, daß jeder Künstler sich selbst der nächste ist. + daß er die Möglichkeit hat, sein Leben lang zu lernen. Bis ins höchste Alter. Er kann sein Leben lang für seine eigene Inspiriertheit etwas tun. * Das hat mit irgendwelchen Geld-Dingen nichts zu tun. *
Das Problem der "Arbeitslosigkeit" existiert für einen K. nicht wirklich. Die K., die ich kenne, leiden nicht unter Arbeits-, sondern unter Erfolglosigkeit.
Dazu meine ich: Wer Verkauf und Erfolg gleichsetzt, begeht einen schweren Denkfehler.
Ich hatte schon mit vielen Menschen zu tun, die diesem Fehler = falscher Vorstellung aufsitzen.
Es gibt Menschen, die in kürzester Zeit größtmögliche Erfolge erzielen wollen. Auch das finde ich falsch, fehlerhaft gedacht. Für einen Künstler ...
Ich versuche eher, die Zeit anzuhalten ... das Tempo rauszunehmen ... eine Gang runterzuschal-ten ... Zeitlupe einzusetzen.
Der Hochgeschwindigkeits-Zug IBA läßt sich kaum stoppen. Er ist ein Apparat mit Eigengesetz-lichkeit. Wir können ihn aber, aus gemessener Distanz, ein wenig unter die Lupe nehmen. *R.S.*

Dienstag, 13. Dezember 2011

Kunstbüro-MV und Abendessen


Eine kleine lustige Runde: Von insgesamt 21 Mitgliedern waren 13 persönlich anwesend oder durch eine Vertrauensperson stimmberechtigt. Endlich war auch Ulla mal wieder dabei. Heißdis-kutierte Themen: Das Ende unserer Plakatwand an der Bücherhalle Kirchdorf, Gentrifizierung, IBA, herzGalopp - soll wieder eine neue Ausgabe der Zeitschrift erscheinen?, Ateliers in Wilhelmsburg. Über einen Punkt wurde debattiert und einstimmig entschieden: Ab Januar werden wir zu unseren Abendessen auch andere Autoren einladen, z.B. die Leute vom Bergedorfer Text-Labor. *R.S.*

Akademie einer anderen Stadt (3)


Viel ward gemunkelt und gerätselt in den letzten Jahren um das legendäre IBA-Projekt. Zuletzt zeigte ein regionales Wochenblatt ein Foto mit Autos, die im Kreis fahren. Ein zweifellos symbol-trächtiges Dokument, das aber nur einen Teil der Wahrheit enthält. Wer genau, welche Personen stecken hinter der Akademie einer anderen Stadt? Ich darf den Leserinnen und Lesern heute einige Informationen übermitteln, die mir/uns aus "gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen" zukamen. Was viele von uns vermuteten, erweist sich als zutreffend. Die A.e.a.S. ist umgeben von internationalem Flair!! Sie verfügt über 3 Hauptniederlassungen, und zwar in New York, Rio und Tokio. Zwischen diesen Metropolen jetten Sabine Maja (ex-Maya; eine Deutsch-Guate-maltekerin) und Philippa Sum-Sung (österr.-koreanischer Herkunft), die beiden Geschäftsführerinnen des auf mittelständische Größe gewachsenen Unternehmens, hin + her. Und veranstalten Seminare, halten Vorlesungen - teilweise mit Gast-Dozentinnen. Ihre Zweigniederlassung in Norddeutschland liegt in Henstedt Ulzburg-Süd. Die genaue Adresse der unscheinbaren Lagerhalle möchte ich aus Datenschutzgründen an dieser Stelle nicht preisgeben. Das Besondere an diesem von der Internationalen BauAusstellung unterstützten Projekt: Den berüchtigten Sprung über die Elbe, der bisher von der inzwischen übrigens renovierten Sprungschanze bei der Hafen-City von mittlerweile Abertausenden nicht-nur-Hamburgern getätigt wurde, vollführen die Absolventinnen der Akademie einer anderen Stadt direkt von ihrem Domizil in Henstedt Ulzburg-Süd. Dieser zugegeben nicht einfache Sprung, den man treffenderweise schon eher als Flug bezeichnen darf, gelingt nur mit Hilfe kompetenter logistischer Unterstützung der Künstler-Gruppe wuuul, die einige Erfahrung mit der Konstruktion ungewöhnlicher Beförderungs-Apparate hat; sie entwickelte u.a. vor einigen Jahren eine Buletten-Schleuder. Aus (s.o.) Datenschutzgründen können wir von der Apparatur hier kein Bild/Foto zeigen, vertrauen aber auf die Phantasie der LeserInnen. * Soeben erreichte uns eine brand-neue Meldung. Die Akademie einer anderen Stadt hat eine Kooperatiuons-Vertrag mit der igs (internationale gartenschau) abgeschlossen. Sie wird auf dem Gelände der Intern. Kulturlandschaft der igs im Jahr 2013 einen eigenen Pavillon beziehen, der die Form eines BIENENKORBES hat. Liebe Blog-Leser, Sie sind die ersten, die Kunde von dieser sensa-tionellen Neuigkeit bekommen. + es gibt sogar schon einen ersten Bild-Entwurf, den wir Ihnen hiermit präsentieren. * Nicht bestätigen kann ich Gerüchte, die besagen, daß die Akademie einer anderen Stadt für 2013 das Motto dieser Website: "Ein bißchen Spaß darf sein" überneh-men wird. Dementieren möchte ich die Gerüchte aber auch nicht. Sie verstehen!! *R.S.*

Wilhelmsburg: Protestkundgebung am Zaun

Die von mir betreffs ECHTHEIT angezweifelte Kundgebung am Zaun um den Menge-Park wird es TATSÄCHLICH geben. Ein/e "FM" von "Haus Harburg" mailte mir genaue Uhrzeit + Ort zu, außerdem bekam ich eine mail vom "netzwerk.wilhelmsburg.veddel@gmail.com, in dem das Gleiche steht: Am 17. 12. (= Samstag) findet eine Kundgebung "Am Zaun Georg-Wilhelm-Strasse / Mengestrasse" statt. * So kommet denn zahlreich ... + bringet GUTE LAUNE mit. Wenn ich komme, hab ich meine Taschen voll davon. Wie meistens. *R.S.*

Montag, 12. Dezember 2011

Lektüre: "Außenseiter" von Hans Meyer


Das 1975 erstmals erschienene Buch ist so etwas wie ein Klassiker der Außenseiter-Forschung. Hans Meyer (1907-2001) war Professor für Literatur-Wissenschaft in Leipzig u.a. Er entwickelt den Außenseiter-Begriff als Literarischen Topos, mit sehr komplexen, durchweg verständlich geschriebenen historischen Rückgriffen auf Antike, Mittelalter, Renaissance, Aufklärung, Neuzeit usw. Es geht also nicht primär um "engagierte" (in bestimmten scenes populäre) psychologische oder soziologische Arbeiten zum Thema, sondern um zu Literatur (Theater, Erzählungen, Lyrik etc.) gewordene Darstellungen von Außenseitern aus praktisch allen Epochen der westlichen Kultur. Es gab/gibt Figuren wie Judith, Dalia, Jeanne d'Arc, Shylock; es gab Künstler/ Schriftsteller, die selber Außenseiter waren und/bzw. Außenseitertum zu einem zentralen Thema in ihren Werken machten (Lichtenberg, Weininger, Oscar Wilde, Rimbaud; Verlaine; Sartre, Flaubert, Jean Genet, Celine usw.). Von zentraler Bedeutung sind dabei die Juden, die lange vor dem Holocaust eine besondere Bedeutung für die abendländische Kultur haben/hatten. * Das Buch ist wissenschaftlich und bleibt dabei sehr lebendig, für mich über weite Strecken sogar spannend. Fast wie ein Stück Bellestristik. Manches wusste ich bereits, das meiste noch nicht. Ganz neu kist für mich z.B., daß Leo Trotzki, der Theoretiker der Permanenten Revolu-tion, ein profunder Literaturkenner war. Er war einer der mächtigsten Männer der Russischen Revolution, versuchte jedoch, im Unterschied zu Stalin, Künstler nicht zu intrumentalisieren. "Trotzkis Kunstpolitik ist neugierig, respektvoll vor allem Schöpfertum, offen in den Formen, Stalin installierte eine besserwisserische Regulierung, verachtete die Machtlosigkeit der Künstler ... " Trotzki setzte sich intensiv u.a. mit den Futuristen auseinander, wie auch mit den Syrrealisten, kannte u.a. Breton persönlich. Er forderte die absolute Freiheit der künstleri-schen Produktion. (S. 447). "Die freie Themenwahl und die absolute Nicht-Beschränkung seines Erforschungs-Gebietes stellen für den Künstler ein unveräußerliches Recht dar." (S. 439) "Dem für sein Leben entscheidenden Komplex der Revolution und der Literatur hat sich Trotzki sowohl als Revolutionär wie als Literat gestellt in dem 1924 abgeschlossenen Buch "Literatur und Revolution", das zu seinen bedeutendsten und aufschlußreichsten gehört." ... S. 447: "Trotzki hielt sein Judentum für einen belanglosen Zufall ... Sein Schreiben empfand er als durchaus funktionsgebunden im Dienst der Weltrevolution. Sein Gegenspieler (Stalin) ..., der kein Jude war und nicht schreiben konnte, auch das Schreiben verachtete, war in alledem der absolute Gegenspieler. Stalin hinterließ ein -verstörendes - System. Trotzki hinterließ - verstörende - Bücher und Gedanken." * Sehr spannend und aufschlußreich auch Meyers Untersuchungen über Ferdinand Lassalle. usw usw. * Das Buch bekommt einen besonderen Platz in meiner Privat-Bibliothek. * 530 Seiten, isbn 978-3-518-41902-1; preisgünstig bei 2001 erstanden. *R.S.*

Seltsame Meldung


"Der Neue Ruf", Wilhelmsburgs Zentral-Organ für Gentrifizierung, veröffentlicht einen Text mit der Überschrift "Demo gegen den Zaun". Spätestens die zweite Zeile macht stutzig. Ich lese "Initiative befürchtet Gentrifizierung". ::: "befürchtet"??? ::: Die Gentrifizierung ist doch längst in vollem Gang! Eine weitere Seltsamkeit: Der Artikel macht weder deutlich, an WELCHER STELLE des mehrere Kilometer langen Zauns um den Menge-Park die Kundgebung stattfinden soll, noch zu WELCHER UHRZEIT. Nur der Tag ist angegeben: 17. Dezember. Es fehlt auch eine Telef.Nr. oder Website-Adresse o.ä., wo Interessierte die fehlenden Informationen bekommen könnten. * Die Initiative heißt, lese ich: "Der Zaun muß weg!", die Sprecherin soll Katja Merges heißen. Gibt's die wirklich - oder ist der Artikel ne Ente bzw. fake, mit der Zaun- und Gentrifi-zierungs-Gegner vorgeführt (lächerlich gemacht) werden sollen??? *R.S.*

Samstag, 10. Dezember 2011

Berni Kelb ist tot


Vom TAZ-Autor Klaus Wolschner kam eine mail: "berni kelb ist gestorben". Im Internet lese ich: Am 5.12. starb er (http://www.taz.de/!83477/). Verarmt und unbekannt (in Walle, wo er wohnte). Wer ist (war) Berni Kelb? Mitte der 70er Jahre las ich sein Buch "Organisieren oder organisiert werden - Vorschläge für Genossen links unten" (Verlag Klaus Wagenbach, Berlin, 4 Mark 50, 96 Seiten; ich besitze 2 Expl. 9.-12.Tausend 1974). Seine Notizen/Vorschläge waren mir seinerzeit wie auf den Leib geschnitten, als Mitglied einer ultralinken Gruppierung ("Schwarze Hilfe Hamburg") - dabei war der Autor eher Kommunist oder Sozialist. * Vor ca. 10 Jahren lernte ich, über Ulrich Reineking alias Urdrü diesen Autor kennen, von dem ich mehr als 20 Jahre nichts gehört oder gelesen hatte. Ich erinnere mich an einen äußerst bescheidenen, sehr freundlichen Menschen. Machte kein Aufheben um seine Person, keine Allüren, nichts. Er schickte mir bald nach dieser Begegnung in Bremen ein Päckchen mit Restexemplaren des erwähnten Buches - dann brach der Kontakt wieder ab. Ich weiß nicht (mehr), weshalb. Es könnte sein, daß ihm suspekt war, daß ich bis Anfang der 80-er Jahre Mitglied der Mühl-Kommune war. In der Kommune lebten zwar viele (ehem.) Linke, aber Mühl war kein Linker - und schon garnicht antiautoritär. * ich weiß nicht mal, wie alt Berni Kelb war/wurde. ich schätze, daß er 10 Jahre älter war als ich, also starb er mir Ende 60?* Dem Internet entnehme ich, daß Berni Kelb von jungen Sponti-Genossen, Anarcho-Syndikalisten oder wie auch immer sie sich bezeichnen, seit einigen Jahren wiederentdeckt wird. Sie haben sein "Betriebsfibel" wieder aufgelegt (dieses Buch besitze ich nicht). * Bewußtsein! ... Frieden... *R.S.*

W.I.R. Dez/Jan 2012


Der Wilhelmsburger Insel Rundblick erscheint in diesem Dezember ein paar Tage früher. Abge-sehen von den üblichen Meldungen + Nachrichten: Kulturelles, Soziales, Vermischtes, die die Menschen im Stadtteil bewegen ( oder kalt lassen), finde ich zwei Beiträge besonders erwäh-nenswert. Zum einen den Bericht über Kesbana Klein, eine Weitgereiste (u.a. Kenia und Ägypten), die seit 2004 auf der Elb-Insel lebt. In Kairo studierte sie sunnitischen Islam und wurde Mohammedanerin. "Seitdem ist ihr Einsatz für soziale Belange auch religiös motiviert. 'Zu helfen ist Teil der Religionsausübung. Es ist eine Art Gottesdienst" erläutert sie und kommt ein wenig ins Dozieren: 'Übrigens ist das Helfen in beinah allen Religionen ein zentraler Wert und auch eine zentrale Forderung" (Zitat aus dem wir-Artikel). Kesbana Klein engagiert sich im "Sozialen Treffpunkt Kirchdorf-Süd" und koordiniert seit 2010 das Theater-Projekt "Tarzan in Wilhelmsburg - gemeinsam sind wir stark". K.K. wurde 2. Gewinnerin beim Bürgerprojekt für herausragende Integrationsarbeit. Der Blogger gratuliert. * Der zweite Bericht ist eine kleine kultur-politische Sensation. "Das Bürgerhaus stellt seine Kooperation mit der IBA ein. Kulturkonzepte sind unvereinbar" entnehme ich dem Artikel von S.Clausen. Sie zitiert aus einer Rede der Chefin des Wi.burger Bürgerhauses, Bettina Kiehn: "Beteiligung heißt bei uns: Mitdenken, mitgestalten, mitentscheiden. Beteiligung heißt bei uns nicht: "... wir lassen kompetente, engagierte Menschen ehrenamtlich arbeiten und überlegen uns dann, was uns davon gefällt bzw. in unser Marketingkonzept passt". Die Aufkündigung der Kooperation ist mit Respekt zu begrüßen. Ungewöhnlich daran ist, daß die Entscheidung bei einer öffentli-chen Veranstaltung bekannt gegeben wurde. Das läßt für die Zukunft auf mehr Transparenz in der hiesigen Kultur-Politik hoffen. Besonders durchsichtig war selbige bisher nämlich nicht. Ich lese: "Auslöser für den spektakulären Rückzug ist nun der Umgang der IBA mit dem von ihr selbst initiierten "Bündnis für die Kunst". In diesem Bündnis hatten verschiedene Instituti-onen mit viel Zeit und Mühe neben ihrer Alltagsarbeit ein Konzept erarbeitet, wie Bildende Kunst in Wilhelmsburg über 2013 hinaus lokal verankert und weiterentwickelt werden könnte". Es sollte, entnehme ich dem Bericht weiterhin, 2014 eine "Triennale" geben. Aha! Gerüchteweise hatte ich davon gehört. Weder durch die IBA noch das Bürgerhaus oder sonstige, an diesem "Bündnis für die Kunst" beteiligten Institutionen oder Einzel-Personen, war mein Kunstbüro-Verein darin einbezogen. Ist dies verwunderlich? Im letzten Jahr schrieb ich einen kritischen Brief an Frau Kiehn bzgl. ihrer Darstellung des Bürgerhauses, das angeblich von Schließung bedroht war. Eine Antwort bekam ich nicht. * So ziehe ich folgendes Fazit: Für meine Arbeit und das Kunstbüro hat das Zerwürfnis zwischen Bürgerhaus und IBA keine Folgen. Daß außer der IBA auch andere Institutionen ("Bündnis für die Kunst") an einem seit 1989 aktiven Verein, der sich Kunstförderung auf die Fahnen geschrieben hat, komplett vorbei-organisiert und geplant wird, verwundert mich nicht, ja enttäuscht mich nicht mal. Verlogen-heit ist für mich nichts Neues in der Kunst- und Kultur-Szene der Elb-Insel. Die IBA ist nicht an allem schuld. Rücksichtslosen Verdrängungs-Wettbewerb gab es auch schon vor 2007. Einiges wird jetzt nur offensichtlicher. *R.S.*

Freitag, 9. Dezember 2011

Der Neue Ruf - Ein Leser-Echo


Was "Der Wachtturm" für die Zeugen Jehovas, bedeutet "Der Neue Ruf" für IBA + igs, sprich: Gentrifizierung. Hier haben wir das offizielle wöchentliche Forum für Stadtveränderung von OBEN. Headliner dieser "Zeitung zum Wochenende für Wilhelmsburg und Veddel" Markus Schreiber und Jürgen Drews. Herr Schreiber, der Leiter des Bezirksamtes Hamburg-Mitte, hat in Wilhelmsburg fotografiert und präsentiert seine Bilder nun, zusammen mit historischen Fotos, die Frau Markert von der Honigfabrik zur Verfügung stellte, in einem Buch. Texte: Sigrun Clausen. Der Zeitpunkt ist geschickt gewählt: Weihnachten steht vor der Tür. Immerhin: Dieser Artikel betrifft Wilhelmsburg. Ich hatte bisher nicht die "Ehre", auch nur mit knappen Hinwei-sen auf Lesungen oder Ausstellungen (im Bürgerhaus, Buchhandlung Lüdemann etcetc) bedacht zu werden. Naja, wenn ein Politiker wie Markus Schreiber Fotos knipst, ist das natürlich etwas ganz anderes. Der Mann hat schließlich, was mediale Aufmerksamkeit betrifft, so gar keine Möglichkeiten, GELL! * Jürgen Drews, die Wildecker Herzbuben, Truckstop u.a. waren in Harburg. Von mir aus! Was ein über mehrere Seiten gehender Konzert-Bericht plus Interview mit J. Drews in einer "Zeitung ... für Wilhelmsburg und Veddel" verloren hat, bleibt Geheimnis der Herausgeber. Ich kann es mir aber denken: Die D.N.R.-Hrsg. wissen so wenig über die Kunst- und Kultur-Szene auf der Elb-Insel, daß sie darüber nicht berichten können. Die andere Variante: Sie wollen nicht darüber berichten, da sie generell nur den kulturellen mainstream bedienen. Ab + zu gibts Ausnahmen von dieser Regel, etwa kürzlich mit positiver Berichterstattung über ZOMIA. Es ist chic für etablierte, angepasste Bürger, Bauwagen-Bewohner zu pushen. Da kann man sich selber, ganz nebenbei, ein "progressives" Image verpassen. Die IBA hat das schließlich auch gemacht. Die (zeitweiligen) ZOMIA-Okkupanten sind/waren -nicht nur nach Einschätzung des "Neuen Ruf"- eh bedeutender und interessanter als die schon immer belächelte Kunst- und Kultur-Szene der Elb-Insel. * WIEDER EINMAL ... ich rede mir bald den Mund fusselig ... zeigt sich: Wir brauchen/bräuchten GEGEN-Öffentlichkeit in diesem Stadtteil, ob Zeitungen, Fernsehen, Radio ... welche Medien auch immer: Die andere als die offiziellen, staatlich abgesegneten Blickweisen auf die Menschen, Kunst und Kultur, zeigen. * Lebendiger, freier, schöpferischer Journalismus ist etwas anderes als das, was Der Neue Ruf zu bieten hat. *R.S.*

Der linksradikale Bambi (Bildungs-Offensive II)


MB (Mein Bekannter) und ich gehen die Fährstraße hinunter. Mit dabei Karin, eine gute alte Be-kannte, die viele Jahre im Reiherstiegviertel wohnte, bevor die nach Kirchdorf-Süd zog.
Wir kommen an einem Schaufenster vorbei, hinter dem ein bemaltes Bettlaken hängt mit der Aufschrift ZOMIA bleibt sonst BAMBULE.
Karin: "Das sieht aber komisch aus. Bambule? Was ist das?"
MB grinst und antwortet: "Du kennst doch den Bambi!"
Karin: "Natürlich! Den kennt ja wohl jeder. Das ist doch der Preis, da hat doch jetzt der Rapper, ich komm nicht auf den Namen..."
"Bushido", ergänze ich, "der hat den Bambi bekommen. Und dann gibt es noch den linksradikalen Bambi!"
Ich grinse mittlerweile fast so breit wie wie MB. "Und der heißt Bambule. Also der linksradikale Bambi."
"Aha", meint Karin arglos, "und wer ist ZOMIA?"
"Das sind", fallen MB und ich fast unisono ein, "diese Bauwagen-Leute".
"Ach", meint Karin, "da stand doch was in der Zeitung neulich, hat mir meine Tochter erzählt. Hier in Wilhelmsburg. Das sind doch die mit den bunten Wagen, oder?"
MB: "Die sind aber schon garnicht mehr hier."
Karin: "Aha."
Und dann, wir stehen mittlerweile an der Ampel Georg Wilhelm Straße: "Ich verstehe das nicht ganz. Wieso sollen die einen Preis kriegen, diese Zo... Zoo-"
"Zomia", ergänze ich.
"Aber wofür ein Preis? Wenn sie da bleiben ...? Oder weil sie weg sind?"
Ich muß lachen.
MB: "Was da steht ist eine Drohung. Also noch anders. Bambule kommt, wenn Zomia wegzieht, wegziehen MUSS."
Karin: "Ich verstehe das immer noch nicht. Überhaupt nicht."
Die Ampel zeigt grün, wir wechseln die Straßenseite und gehen ein paar Stufen hoch ins "BEST CHICKEN".
"Neulich war ich mit Carola hier", erzählt Karin. "Mit meiner Tochter. Also so ganz billig ist es nicht mehr hier. Das Hähnchen kostet jetzt knapp 3 €uro. Aber die Pommes sind nicht schlecht."
"Was möchtest du essen?"
"Ich könnte mal richtig was vertragen. Ein halbes Hähnchen, Pommes, Salat, eine Cola ... Aber ich hab nur noch vier €uro."
"Das macht nichts", erwidere ich, "wir laden dich ein." MB nickt.
"Echt?"
"Na klaro", sagte ich. Ich hatte ein bißchen ein schlechtes Gewissen.
"Aber jetzt sag doch noch mal ... oder du, Heiko. Dieser Preis da, diese Bambulo oder wie der heißt, wieso geht der an die Leute vom Bauwagen? Oder wie? ... Oder wenn sie weggehen ... Wieso ein Preis?
"Sorry Karin, wir haben dich ein bißchen hoch genommen", lachte MB nun, Bambule ist in Wahrheit ein Ausdruck für Gewalt, für Randale. Im Schaufenster da, die drohen mit Gewalt."
"Ach so. Na, dann laß uns mal das Thema wechseln. Ihr bezahlt für mich? Einverstanden?"
"Na klaro" sagte ich. Und: "Bist nicht böse?"
"Ein bißchen doch. Na ja". Karin lachte nun. "Aber beim nächsten Mal, da hol ich meinen Teppichklopfer, Raimund. Und du kriegst auch was hinter die Löffel, Heiko."
Damit war das Thema beendet.
Es wurde ein denkwürdiger Nachmittag.
Karin verriet, daß sie in ihrem Leben noch nie einen Preis oder eine Auszeichnung bekommen habe. Heiko pflichtete ihr bei. "Na und? Es gibt Schlimmeres. Man soll nicht nach Orden und Preisen schielen. Ich bekam in der DDR mal eine Plakette, genau genommen sogar zwei. Aber darauf bin ich nicht stolz. Die Dinger bekam jeder".
"Man kann auch ohne Preise ein Mensch sein + Spaß haben", sagte Karin. "Oder?"
*R.S.*

Soziales Pflichtjahr für Rentner ?


Richard David Precht (47), lt. BILD "Deutschlands bekanntester Philosoph", fordert ein "Soziales Pflichtjahr für Rentner". Ich denke, dem Mann sind seine Erfolge als Bestseller-Autor zu Kopfe gestiegen. Oder sollte ich seine Forderung als Ausdruck von Humor nehmen? * Wer finanziell ausgesorgt hat, kann leicht Forderungen stellen, die ihn nicht selbst betreffen. Oder fordert dieser Mann ein "soziales Pflichtjahr" für Rentner unabhängig von der Höhe ihrer Rente bzw. Pension? Also 1 soziales PFLICHTjahr auch für Schuldirektoren, Generäle, Poli-tiker, Unternehmer? DANN sähe die Sache anders aus. * Mich würde mal interessieren: Hat R.D.Precht als junger Mann Bundeswehr- oder Zivildienst absolviert? Oder gehört er zu den zahlreichen Privilegierten, die nicht eingezogen wurden? Mein Vorschlag: Herr Precht, gehen Sie mit gutem Beispiel voran + leisten Sie ein "soziales Jahr". Und zwar jetzt und sofort. Tun, machen - nicht davon reden. Wenn Sie, der erfolg- und schwerreiche Autor 1 Jahr lang jede Woche 15 Stunden als Betreuer in einem Gefängnis, Wohnheim für Behinderte, Psychiatrie o.ä. arbeiten, will ich Ihnen gerne Ihre soziale Einstellung abnehmen. Ansonsten glaube ich eher: Da langweilt sich einer und provoziert, um die Auflagen seiner Bücher zu erhöhen und Stoff für die nächste Publikation zu sammeln. * Immerhin: Was dieser Mann ausspricht, denken viele andere (die ähnlich privilegiert sind wie Precht). * meint der Blogger, der selber Anfang der 70-er Jahre 15 Monate Bundeswehr absolvierte, da er als Kriegsdienstverweigerer in allen Instanzen (bis zum Verwaltungsgericht) abgelehnt wurde. *R.S.*

Donnerstag, 8. Dezember 2011

FREIGEISTERN in Wilhelmsburg



Meine Schaufenster zum Otterhaken werden immer bunter; und die Fassade ringsum ebenso. 2 Plakate werben für ein FREIGEISTERN-Festival. Da wird sogar ein Festival- und event-Muffel wie ich aufmerksam. Ich kenne weder die auf dem Plakat aufgeführten Bands, DJ's, Autoren noch sonstigen Performer, aber die Grafik gefällt mir jedenfalls. * Am 17.12. geht's um 16 Uhr los im SOULKITCHEN (Industriestraße). * *R.S.*

Text-Labor in Bergedorf


Gestern abend gab's im BELAMI (Holtenklinker Str. 26) in Bergedorf eine Offene Lesung vom TEXT-Labor. 10 AutorInnen trugen eigene Texte vor (bis 10 min. Länge), ein hervorragender Musiker spielte Violine und Guitarre, Helmut begleitete einen Auftritt mit seinem Tenor-Saxophon. Die Dichter und Dichterinnen waren quasi unter sich: Zu den Vortragenden kamen noch ca. 5 Gäste, aber der relativ schwache Besuch tat der guten Stimmung keinen Abbruch. Mir gab der Abend einen echten Kick. Ich las meine Story "Dr. Buhmanns Erzählungen" vor, in der es um die ersten Hamburger Poetry Slams geht, Ende der 90-er Jahre. Ich war damals einer der Protagonisten. Nach einer denkwürdigen Performance wurde seither der nach mei-nem Kampfnamen betitelte "Dr. Buhmann Gedächtnis-Preis" vergeben. Es stellte sich heraus: Zwei Gewinner dieses Spezialpreises waren gestern anwesend, trugen eigene Texte vor ... und freuten sich, den Mann, dessen legendärer Performance der "Dr. Buhmann Gedächtnis-Preis"zu danken ist, persönlich zu treffen. - Das Vergnügen lag auch ganz auf meiner Seite! Was mich besonders freut: Der Preis wird offenbar immer noch vergeben. * Themen und literarische wie performerische Qualität der einzelnen Beiträge waren sehr unterschiedlich. Es war ein wirklich OFFENER Lese-Abend. Die nächste Text-Labor-Lesung findet am Mi., den 4.1.2012 statt. Beginn: 19 Uhr 30, Anmeldung ab 18 Uhr 45. Moderation: Petra Klose. Weitere Infos: www.textlabor-bergedorf.de. *R.S.*

Mittwoch, 7. Dezember 2011

CICERO - Magazin für politische Kultur


Marcus Tullius Cicero lebte vom 3.1.106 - 7.12.43 v.Chr. in Rom und war "Politiker, Anwalt, Schriftsteller und Philosoph ... Cicero war einer der vielseitigsten, aber auch wankelmütigsten Köpfe der römischen Antike. Als Schriftsteller war er schon für die Antike stilistisches Vorbild..." (Wikipedia). An diesem Mann orientiert sich offenbar die ZS, die monatlich erscheint. "FLACH-BILDUNG" ist die Cover-Schlagzeile der Nov.-Ausgabe, + weiter: "Deutsches Fernsehen - Deutsche Schulen - Verblödet die Nation?" Einen eigenen Fernseher habe ich schon lange nicht mehr, über unsere Schulen mag ich mir kein Urteil erlauben. Ich unterrichte nicht + habe selten Kontakt mit schulpflichtigen Kindern. Die Frage "Verblödet die Nation?" würde ich ohne Umschweife bejahen. Es handelt sich um Verblödung durch zu viel Konsum, zu viele Angebote, zu viel Eingelulltwerden, zu viel Verwöhnung. Man weiß irgendwann Qualität nicht mehr zu schätzen. Zu viel falscher Liberalismus. * 15 Jahre lang las ich den SPIEGEL. Jede Woche. Obwohl mir schon länger aufgefallen war, daß das intellektuelle Niveau (+ damit die Glaubwürdigkeit) des Heftes stark gesunken war, las ich den SPIEGEL weiterhin. Gewohnheitsmäßig. Vielleicht darf ich darin ein Zeichen eigener Verblödung sehen? CICERO erscheint zum Glück nicht wöchentlich. So einmal im Monat ... Mir sympathisch: Das Heft ist personality-bezogen ... Persönlichkeiten geben den Ton an ... : Mein Eindruck aufgrund der Ausgaben Okt. und Nov. Ich will Hefte + Beiträge von Journalisten, die etwas riskieren ... MUT zählt für mich mehr als eingefahrene professionelle Schreibweisen a la SPIEGEL. Mir zu austauschbar. ::: Also HÖCHSTE ZEIT, das Informations-Medium zu wechseln. - Wahrschein-lich bin ich auch diesbezüglich verwöhnt. * 164 S., 8 €uro ... *R.S.*

Krise: Ansteckungsgefahr


Auf wen hören? Auf die, die ob der Währungs- und €uro-Probleme in Panik verfallen und ein Katastrophen-Szenario ausmalen? ... Oder eher auf Künstler wie Markus Lüpertz, die sich von gewissen Meinungsmachern so wenig wie möglich beeinflussen lassen? (Foto + Text gefunden in CICERO, Oktober 2011) *R.S.*

Dienstag, 6. Dezember 2011

Kalter Herbst

Ich liebe dieses Wetter: Kalt, regnerisch, "unfreundlich", windig. Ich liebe es, einkaufen zu gehen, wenn mir der Wind von der Seite kommt + ich leicht friere. In meiner Kindheit war ich auch bei diesem + ähnlichem Wetter draußen. Wenn ich dann reinmusste, hatte meine Mutter für mich + meine Schwester heißen Kakao bereit und Weißbrot-Stullen mit selbst gemachtem Apfel-kompott. In der Küche knipsten wir das Licht erst an, wenn es unbedingt sein musste. Materiell ging es uns nicht besonders gut, es gab keinen Luxus. Aber mir ging es trotzdem gut. Vielleicht liebe ich auch aufgrund dieser Erinnerungen das "unfreundliche" Wetter. *R.S.*

ZECK # 164


Das Heft trägt den Cover-Titel "Ein Gespenst geht um in Europa" ... der aktuell unterschiedlich interpretierbare Spruch stammt ursprünglich von Karl Marx ... im Zusammenhang mit dem "Kommunistischen Manifest" ?!! - wenn ich nicht irre... * ZECK ist 1 Forum für linksradikale Mei-nungen/Aktivitäten vor allem der HH-autonomen Szene. Gesammelte Text-Beiträge + Grafiken/ Fotos für die Sept/Okt-Ausgabe. 1 Schwerpunkt: Gentrifizierung; Text: "KEIN BALLERMANN IN DER SCHANZE" - naja-denkich- VIEL fehlt nicht bis zum TOTALEN KONSUMISMUS = Baller-mann-Stimmung. Mich ziehts schon lang nicht mehr zur Schanze. * S. 5-9 "Splitter der Nacht: Die Londoner riots + die gestörte Nachtruhe am Schanzenfest" ... Absender des Textes "titanic blubb 2,5 - ein Zusammenhang aus dem Umfeld der Roten Flora". Zitat S. 8: "Überall in der Welt bewegen sich derzeit die Menschen, gibt es Krawalle und Aufstände". Frage: gab es schon mal Zeiten, in denen sich Menschen nicht bewegten? Zeiten ohne Aufstände? Zeiten ohne Krieg? + noch ne Frage: Von wem geht die Gewalt, die im Artikel beklagt wird, aus? Der Artikel ist super-tendenziös - + an entscheidenden Stellen nebulös. Nach dem Motto: Auf der ideologischen Welle surfen - aber BLOSS nicht ans Eingemachte gehen, BLOSS nicht an die eigene Nase fassen. Immer sind die anderen die Schuldigen (interpretiere ich). Offenbar gibt's für die AutorInnen richtige und falsche Gewalt. 1 RIESEN-Thema... * S. 11-14 mehrere (z.T. längere) Statements zum Gängeviertel, ziemlich motzig: "Heute, fast 1000 kostenlose Ausstellungen, Konzerte ... + 200000 ehrenamtliche Arbeitsstun-den später sollen wir wieder als Bittsteller vor den Stadtoberen antreten, denn schließlich wird uns ja die Gnade gewährt, überhaupt hierbleiben zu dürfen. Wir stellen uns die Frage, wie viel wir der Politik denn noch vorlegen sollen, nachdem wir das Konzept erarbeitet haben" uswusw. Ich kann den Frust verstehen. Ich bin seit 22 (zweiundzwanzig) Jahren mit Kunst + Kultur-Projekten im Stadtteil Wi.burg aktiv, zum größten Teil "ehrenamtlich". Toleriert werde ich großenteils (meine Arbeit + Kreativität kostet schließlich nichts); an Respekt aber haperts ganz gewaltig. Und nicht nur von den Stadtoberen ... Tja ... meine Frage zu diesen Gängeviertel-Artikeln: Wer ist "wir"? Typisch für diese "scene" ist die Anonymisierung von Fragen/Forderungen ... unter Ent-Personalisierung von Arbeit + Debatten wird die Stimmung angeheizt ... mir unsympathisch. Um KUNST + KULTUR geht es - diesen Anschein erwecken die Stellungnahmen im ZECK # 164 zu diesem Thema- nur am Rande. Spannen hier linke Polit-Aktivisten ein tolles Riesen-Projekt vor ihren ideologischen Karren? Werden Künstler vereinnahmt + instrumentalisiert? + LASSEN SIE SICH DAS GEFALLEN? Die Situation kommt mir bekannt vor (: Künstler-Kreativschaffende + Polit-Aktivisten gemeinsam bzw. "gemeinsam") vom FSK (das ich einst mitbegründete). - Etliche spannende Fragen tun sich mir als Leser auf. * S. 16-17: "Auch grüner Kapitalismus kann brennen" - ein Artikel anläßlich einer Wagenplatz-Räumung in Freiburg. * 1 Aufruf "gegen Einheitsfeierlichkeiten + NRW-Tag 2011" - etc etc * 24 Seiten A4 s/w, Hrsg. Rote Flora + Schwarzmarkt, Kl. Schäferkamp 46, 20357 Hamburg; *R.S.*

MUT Nr. 528


Ich bekam die November-Ausgabe des im 46. Jahrgang erscheinenden "Forum für Kultur, Politik und Geschichte" geschenkt. Der Headliner des in A5 auf Hochglanzpapier gedruckten Heftes be-trifft die aktuelle Währungs- und Bankenkrise, Stichwort "Rettungsschirm" (S. 38-44). * Prof. Dr. Dagmar Schmauks bespricht das Buch "Die Angst der Woche" von Walter Krämer. Der in der Artikel-Überschrift zum Ausdruck kommenden Tendenz "Falsche Ängste - Die Panikmacher und ihre medialen Maschen" kann ich mich nur anschließen. (S. 7-17) * Ein sehr brisanter Artikel von Dr. Karsten Dustin Hoffmann (Künstlername? R.S.), der 11 Jahre lang in einem Bereitschaftszug der Hamburger Polizei tätig war, thematisiert "Das Geld der Roten Flora". Vom Autor liegt auch ein Buch dazu vor: "Rote Flora - Ziele, Mittel und Wirkungen eines linksautonomen Zentrums in Hamburg". Hoffmann beschreibt die Geschichte der R.F. von ihren Anfängen im Sommer 1987 bis heute. * Peter Schütt, ehem. Kultur-Spitzen-Funktionäre der DKP, lebt als freier Schriftsteller in Hamburg. In seinem MUT-Beitrag "Bei Pionieren in einem verwüsteten Land" berichtet er von zwei Besuchen: Ostern und Pfingsten, in Mecklenburg-Vorpommern. Als deutschsprachiger Muslim war er mit einem Vertreter der Hamburger jüdischen Gemeinde und der Dialogbeauftragten der Christuskirche zu einer "interreligiösen Missionsreise" in "Deutschlands Nahen Osten" gefahren. Die kleine Gruppe landete in Bobzin, einer nach dem Zusammenbruch der DDR von 15000 auf 6000 Bewohner ge-schrumpften Stadt. Schütt schildert schnörkellos seine Eindrücke und Begegnungen mit einigen Menschen in der vom Verfall bedrohten Region. Er beschreibt präzis die spezielle Proble-matik: "Was uns heute zu schaffen macht, ist kein kämpferischer Atheismus, sondern eher ein Gewohnheitsatheismus, eine gänzliche Gleichgültigkeit gegenüber jeder Religiosität. Gott ist bei vielen unter die Schwelle der Konfliktfähigkeit gesunken. Religion gilt insgesamt als un-wissenschaftlich, als unnütz, als Sache für Spinner und Alte (S. 74). Diese Haltung demon-strierte besonders aufreizend ein Jugendlicher. Schütt weiter: "Diese Gleichgültigkeit gegenüber jeder Religion ist in meinen Augen die schlimmste Hinterlassenschaft der SED-Indoktrination. Es herrscht ein geistliches Vakuum. Die Gläubigen sind zu Fremden im eigenen Land geworden, sie sind die absolute Ausnahme und befinden sich in einer extremen Minderheitenposition. Diese spirituelle Leere ist in meinen Augen mitverantwortlich für die Verwahrlosung dieser wunderschönen Landschaft. ... die Menschen ... kümmern sich um nichts mehr und lassen Haus und Hof verfallen..." (S. 74). Der Autor ist kein Defätist und beschreibt auch feine, positive Ansätze in der Region. * Das Heft hat einen Umfang von 96 Seiten und enthält, neben anspruchsvoll wie verständlich geschriebenen Artikeln, zahlreiche Fotos von Kunstwerken unterschiedlicher Epochen (Malerei vor allem). das übersichtlich gestaltete Heft ist nicht kommerziell ausgerichtet (keine Reklame!!!) und, so scheint mir, kapitalismus-kritisch vom Tenor. : Das auf der Rückseite abgebildete Gemälde (Mathias Waske) parodiert ein bekanntes religiöses Bild-Motiv aus dem Mittelalter - "Die Geld-Schein-Heiligen" schieben sich (sic!) Geld-Scheine zu. * 12 €; www.mut-verlag.de MUT-Verlag, Postfach 1, 27328 Asendorf *R.S.*

Montag, 5. Dezember 2011

Piraten populistisch?


BILD war dabei: In Offenbach trafen sich 1300 Mitglieder der Piraten-Partei zum Programmparteitag. Dabei sprachen sie sich "mit hauchdünner 8-Stimmen-Mehrheit" für ein "bedingungsloses Grundeinkommen" in (noch) nicht bekannt gegebener Höhe aus. ich machte bei den letzten HH-Wahlen meine Kreuze für die Piraten ... weil sie, wie mir scheint, glaubwürdig + radikal für Meinungsfreiheit eintreten. Vom "bedingungslosen Grundeinkom-men" für jeden Bürger halte ich nichts - die Forderung danach ist für mich populistisches An-biedern. Ich verdiene monatlich 560 € durch einen 12 Std-Job. + bin somit auf "Aufstockung" durch Arge angewiesen. Ein "bed. Grundeink." würde mir einiges erleichtern, trotzdem bin ich nicht dafür. ich möchte belohnt werden für Leistung, möchte Anerkennung für Engagement. Das auch von vielen LINKEn und SPD'lern-Grünen befürwortete b.G.E. fördert kindliche Träume vom Schlaraffenland. Das Problem Massenarbeitslosigkeit drückt, aber eine Lösung kann nicht darin bestehen, daß Arbeitslosen die Motivation genommen wird, sich noch um eine bezahlte Tätigkeit zu bemühen. In der Folge würden auch viele, die einer mäßig bezahlten ungeliebten Tätigkeit nachgehen, ihren Job aufgeben. Die Forderung bringt Stimmen im Wahlkampf - mehr nicht. *R.S.*

Lustig: Texte + Saxophon im Waschhaus



Eine nicht große, aber erlesene Schar kam gestern ins Waschhaus (City-Nord, Wesselyring 51), um Helmut Reithofer (Saxophon) und Raimund Samson (Texte) zu erleben sowie Kaffee und Kuchen zu verzehren. Peter Schütt war wie immer ein umsichtiger Gastgeber, seine Frau fotogra-fierte und stellte dem Autor (= mir) auch kritische Fragen. Dietmar zeichnete. Ich las Texte über die Situation in Wilhelmsburg ("Vom sozialen Brennpunkt zum neuen Disneyland"), herzgalopp (ZS), Poetry Slams, über mein Wohnhaus + seine Bewohner ... + improvisierte auch (mein größtes Vergnügen) d.h. erzählte aus dem Bauch (: ist auch ne gute ÜBUNG!!). Ein multimediales event. * Im Waschhaus gibt's jeden Sonntag Lesungen (siehe auch www.waschhauslesungen.de). * ---Zeichnungen von Dietmar Helle--- *R.S.*

Samstag, 3. Dezember 2011

Lustig: WCW-gallery (3)


Am 19.11. bloggte ich zuletzt über die zum Staunen animierende Galerie in der Mokrystraße. Jetzt der nächste Knaller. Finden hinter den verbarrikadierten Fenstern Voodoo-Rituale statt oder Geheimtreffen oder Hokuspokus? Oder wird gesoffen + gepokert - und nur auf vereinbarte Klopf-signale geöffnet? Ich vermute etwas Anderes hinter dem verschwiegenen Image und weitgehend-en Ausschluß der Öffentlichkeit: Die WCW-Betreiber haben kein Konzept. * Nun soll es also eine neue Ausstellung geben?? ... :: Die "Plakate" kleben in Bauchhöhe auf der Fensterscheibe. Ahhh, wir sollen ein wenige Gymnastik treiben (= uns bücken!!). * Mein Tip für weitere Veranstaltun-gen: Kleingedrucktes kommt lustig (es ist wie mit Verträgen...) - aber hängt doch beim nächsten Mal, liebe Betreiber, ein paar LUPEN neben das Fenster. Da macht ihr aus ner schnöden Ausstel-lung ein event mit happening-Charakter! *R.S.*

Freitag, 2. Dezember 2011

Noch 2 Meldungen


1. Peter Maffay bricht mit Bushido. Meldet BILD. Bravo Maffay! Wer gewaltverherrlichende + schwulenfeindliche Lieder singt oder rappt, soll das meinetwegen tun: So viel Meinungsfreiheit haben wir noch, odÄ? Schließlich strotzen auch unsere TV-Programme nur so von entsprechen-den Spielfilmen u.a. Beiträgen. Wir meinen nur, daß solche Personen nicht unbedingt Kultur-Preise verdienen, dir für Verdienste um Integration verliehen werden. Daß HEINO aus Protest gegen Bushido seinen Bambi zurück gab, spricht nur für unseren Volkslied-Sänger. Man muß nicht seine Musik gut finden.
2. Die Penny-Filiale in der Zeidlerstraße feiert Neu-Eröffnung. Ich gleich hin ... + gleich schwer ernüchtert. Enttäuscht. Der Laden ist jetzt viel größer, viel übersichtlicher + viel STERILER als zuvor. "Rationell" nennt man sowas. Der letzte winzige Hauch von Schmuddel + zu eng + Trash (1 klitze bißchen war#s immerhin) ist verschwunden. Penny Zeidlerstraße ist jetzt clean wie ein OP-Saal. Scheiße. Da bleib ich wohl doch bei LIDL, auch wenn die Verk. dort äußerst distanziert, ja unfreundlich sind. Die STERILE ATMOSPHÄRE ist die gleiche. + günstigere Preise hat Penny auch nicht. Der einzige Vorteil: Bei P. gibts gekochte Eier im 6-er Pack; bei L. nicht. *R.S.*

Lektüre: Fritz J. Raddatz über "Literarische Grenzgänger"


Der Autor beweist mit seinen sieben Essays, daß er einer der besten Literatur-Kenner in diesem Land ist + außerdem schreiben kann. Von den in diesem Buch vorgestellten Schriftstellern/ Dichterinnen interessieren mich vor allem Edith Sitwell, Yukio Mishima und William Faulkner. Zwei der Aufsätze lese ich gerade zum zweiten mal. Ich finde die Beschreibungen überaus fundiert, unterhaltsam, präzise. Die Essays sind wie Appetitanreger, machen neugierig auf mehr von den vorgestellten Autoren, aber auch auf weitere Texte von Raddatz selber. *R.S.*

ZEGG - Das Programm


Die gibt's also immer noch: ZEGG = Zentrum für Experimentelle GesellschaftsGestaltung, mit Sitz in Bad Belzig (Brandenburg), nahe Berlin. Ich war da mal, ca. 1993, eine Woche lang, und spielte Puppentheater + bot einen Kurs an. Ich wurde aber nicht so richtig warm mit den Leuten, vor allem mit den Frauen. * Sie schicken mir jedes Jahr ihr Programm. Hofft jemand, daß ich wieder hinfahre? Sie bieten Workshops, Vorträge, events u.ä. an zu interessanten WICHTIGEN Themen: Musik, Theater + Tanz, Kreatives Spiel, Sex + Eros, Soziale Kompetenz + Kommunikation, ... "Auf dem Weg zu Wissen und Weisheit der Älteren" heißt ein Kurs, der über 4 Tage geht + 312 € plus Kurtaxe kostet. Die Bahnfahrt würde sicher weitere 100 € (mind.) verschlingen (Hin + zurück). da gehe ich den Weg zu "Wissen und Weisheit der Älteren" lieber ohne Anleitung. Eine eigene facebook-Community hat das ZEGG auch schon (klaro!). Ich bin eher dabei, mich bei facebook wieder rauszuklinken. * Dieter Duhm, einst Mitbegründer des ZEGG, ist meistens in Portugal, beim "Tamera"-Projekt. bei beiden geht's um Lebenskunst + Forschen, Wissenschaft, Esoterik + Ökologie ... * Ich bleib bei meiner Kunst, bei meinen Freunden, bei meinen Experimenten, meinen Projekten. * Im Internet gibts ne ganze Menge weitere Infos. *R.S.*

MUH MUH MUH! - Hat die kleine Kuh DAS verdient?


Ein Kunst-Skandal ungeahnten Ausmaßes erschüttert Wilhelmsburg bis in seine Grundfesten: Ein Graffiti-Maler sprayte in der "Nähe" (!? : Distanz ca. 30 m Luftlinie) einer Skulptur der Altonaer Künstlerin Elisabeth Richnow große Wandmalereien auf Hafenmauern. Im Auftrag der HPA (Hamburg Port Authority). Die Künstlerin ist "sauer". Und die Journalistin Angela Dietz macht daraus auf der Titelseite des Wilhelmsburger Wochenblatts den Knaller der Woche. Frau R.'s Kalb steht seit gut 3 Jahren mit Duldung der HPA in der Nähe des Anlegers Argentinien-Brücke. Nun ist die Künstlerin beleidigt, weil es nicht weit von ihrer Skulptur noch einen anderen Hingucker gibt. Deshalb holt sie ihr Kalb demnächst von seinem roten Sockel. * Die IDEE "Goldenes Kalb" als Kunst-Werk finde ich gut (zumindest nicht schlecht). Das Bild vom G.K. basiert auf einer Erzählung aus dem Alten Testament. Es versinnbildlicht den Ungehorsam des israelitischen Volkes auf dem Weg aus Ägypten ins Gelobte Land. Sein Vergehen: Es betete ein Goldenes Kalb als Gott an. Und wurde dafür bestraft. -- Ich meine, das Bild vom Goldenen Kalb passt symbolisch (::als kritisches Statement-) zu einer bestimmten, von OBEN aufgedrängten Haltung und Art von Konsumismus. Gerade in Wilhelmsburg wird dies seit einigen Jahren deutlich in der hier total gehypten Art von Stadtplanung und Kunstförderung. Die IBA veranstaltet regelmäßig Tänze (= events) ums Goldene Kalb. Dabei macht sie sich selber zum Mittelpunkt. Die IBA ist ein Goldenes Kalb. Und fordert die Bevölkerung auf, mitzumachen. Dabei stehen Profit, Markt- und Imagewert an erster Stelle. Die Menschen sollen geblendet werden von einem Über-Angebot an "Kunst", "Kreativität", "Fortschritt" usw., das nicht ihren Bedürfnissen entspricht, sondern in erster Linie der Immobilien-Branche und der Politiker-Lobby dient. nach dem Motto: Karriere über Alles. * Mein Tip an die Künstlerin: Stell das Goldene Kalb vor der IBA-Zentrale auf, oder vor dem neuen igs-Bau. Dort wird es von wenigstens so vielen Leuten gesehen wie am alten Standort. Vor allem: Die Kritik, die mit der Skulptur verbunden ist, wird klarer verstanden. + man/Frau braucht sich nicht groß den Kopf zu zerbrechen, wer und was gemeint ist. (ich geh mal davon aus, daß das Goldene Kalb kein von Sarotti oder Ritter-Schokolade gesponsorter Gig ist, um der Lila Kuh von Milka Konkurrenz zu machen???). * Der Artikel von Frau Dietz hat für mich noch einen anderen Aspekt. Er zeigt nämlich, wie seitens des Wilhelmsburger Wochenblattes mit zweierlei Maß gemessen wird bei der Berichterstattung. Im letzten Jahr noch wurde ein Streit zwischen Pastor Henatsch und mir (Zankapfel: das KWW) von Angela Dietz noch als "Hickhack eitler Herren" abgekanzelt. Das Verdikt der "Eitelkeit" trifft nur auf Herren zu? Daß ich nicht lache!... Frau D.macht, da es sich beim Opfer angeblicher Kunstfeindlichkeit um eine FRAU handelt, eine Mücke zum Elefanten. bei Kunst von MÄNNERN gelten da ganz andere Maßstäbe. Ich erinnere: Als seinerzeit, im Rahmen der "Wilhelmsburger Busgalerie", einem Projekt des Kunstbüro Wilhelmsburg, eine 2,50 x 2 m große Skulptur über Nacht von der Wand gerissen und zwei Monate lang verschwunden blieb, wurde daraus kein Artikel auf der ersten Seite. Auch nicht auf der zweiten. Nein: Diese Sache war dem Wilhelmsburger Wochenblatt keine noch so kleine Meldung, keine einzige Zeile wert. Die Sache wurde einfach totgeschwiegen. *R.S.*