Sonntag, 20. November 2011

Stadtplaner im Trend


Die Gentrifizierung hat viele Gesichter. Eines davon gehört Rolf Kellner. Der heute 41-Jährige wurde schon im Vorfeld der big Umstrukturierung auf der Elb-Insel tätig, lange vor IBA und igs. Ein echter Trendsetter also. Der gelernte Architekt und Stadtplaner ist meist top informiert und weiß stets, wo Kuchen verteilt wird. So organisierte er mehrere "Hafensafaris" und "Kreuzwege St. Katharinen" und mischte auch anderswo mit ("Blue Box Peute"). Die MoPo vom 19.11. bringt den Mit-Gründer des Stadtplanungs-Büros üNN ("über Normal-Null") in Riesenaufmachung, als Kronzeugen sozusagen für Hamburger Trends. Die In-Stadtteile der Zukunft seien neben Wilhelmsburg auch Rothenburgsort, Hamm und Barmbek. Vielleicht hören wir bald von einer "Hammer Safari"? In der Süderstraße gibt es einiges zu entdecken, gerade für Touristen. Oder mutiert der lachende Rolf zum Rothenburger Ortlieb? Laut MoPo stand er in Rothenburgsort "mit Briefkästen" vor "Supermärkten" und sammelte "Ideen der Passanten". So etwas kommt gut: der bürgernahe Architekt, der auf Info-Point und Kummerkasten mimt; vor allem, wenn ein Zeitungs-Reporter zufällig gerade daneben steht. Wie clever der Rolf ist, erlebte ich mehrmals. Er lullt jeden Künstler in eine dichte Wolke aus Nettigkeiten ein und erzeugt bei ihm die Illusion, er sei "persönlich" gemeint und wichtig. WICHTIG! Nur leider stellte sich heraus, daß er in Sachen Kunst genauso ahnungslos ist wie 96,473 % unserer Behördenvertreterinnen. Und in Geld-Dingen gibts bei Rolfi Null Trans-parenz. Er kassierte von Besuchern seiner "Hafensafaris" und "Kreuzwege" Eintritt - von denen die meisten Künstler nichts sahen. Er jammerte, "praktisch kein Geld" in der Kasse zu haben - aber für Auserwählte gabs dann doch erkleckliche Summen ("Blue Box Peute"). Und es gibt sogar Künstler, die sich so etwas gefallen lassen: Erst vor einen leeren Futter-Trog plaziert und dann, nach schüchternem Knurren, auf abgegraste Weide strafversetzt zu werden. M.a.W.: Rolf macht sich nicht nur Freunde. Das spricht nicht für, aber auch nicht unbedingt gegen ihn. Auch wenn er versucht, keine Angriffsflächen zu bieten: Manchmal gibt er sich doch Blößen. Das macht ihn beinahe sympathisch. Wären da nicht die notorischen Mauschel- und Tricksereien. Vom Mann mit dem bis zum Arsch reichenden Pferdeschwanz gehen bisweilen interessante Impulse aus. Ich rate aber jedem Künstler, sich ohne schriftlichen Vertrag nicht auf den Mann einzulassen. Behandelt er doch, wie auch IBA und igs, Kreative als austauschbare Größen. Das kommt von einem Mangel an Respekt. *R.S.*

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