Donnerstag, 15. März 2012

Publik-Forum # 10 - 2011


„Christen müssen selber denken“ ist der Headliner der Mai-Ausgabe 2011. Der Satz meint so ziemlich das Gegenteil dessen, was mir als jungem Katholiken eingebleut wurde., nämlich: Du darfst nicht selbständig, sondern musst das denken, was dir von Pastor und Lehrern vorgegeben wird. Auf S.51-53 ist ein interview mit dem emeritierten Pfarrer und ev. Professor Klaus-Peter Jörns abgedruckt. Grundfragen werden angesprochen, etwa die, inwieweit sich Kirche am geschriebenen Wort orientziert. In der ev. Kirche gilt: „sola scriptura“ - Der Glaube stütze sich al-lein auf die Schrift. Welche Schrift ist gemeint, und: Welche Veränderungen wurden in den Überlie-ferungen (immer wieder) vorgenommen? Jörns: „Der Glaube ist also nie die reine Reproduktion dessen, was ich von anderen gehört oder gelesen habe“. Ich wurde als Kind noch gezwungen, die Bibel und Katechismus-Texte auswendig zu lernen. Teilweise als Strafe. Damit wurde ich jedoch nicht gefügig gemacht, sondern mein Widerstand wurde angestachelt. Jörns lehnt die Vorstellung vom Sühnetod Jesu am Kreuz als überholt ab. Dieses Thema berührt mich in besonderer Weise. Jörns erläutert: ...die meisten Menschen, die zu meinen Vorträgen kommen, haben den Abschied von dieser Vorstellung offenbar längst vollzogen. Dass Gott ein blutiges Opfer als Sühne brauche, um seine Gerechtigkeit zu erweisen und sich mit den Menschen zu versöhnen, können nur noch wenige nachvollziehen.“ Dazu wiederum meine Erfahrung: Mir wurde als Kind noch eingetrichtert, Jesus habe gesagt: „Wer mir nicht nachfolgt, ist meiner nicht wert“. Was ich so interpretierte: Wenn nicht auch ich blutig untergehe, am Kreuz sterbe o.ä., war mein Leben umsonst. Der Satz versetzte mich in Panik. Voller Angst und Schuldgefühle stellte ich mir mein zukünftiges Leben vor. Ich würde leiden, schwer leiden müssen– oder in die Hölle kommen, als Ungläubiger bzw. „Heide“. * Ich merke, daß mich dieses und andere Themen des Heftes interessieren. Aber ich merke auch, daß ich ungeduldig bin. Mich auf die Texte einlassen ist eine Lese- und Denk-Schule. Entgegen kommt mir, daß die Autoren und Autorinnen von Publik-Forum keine Dogmatiker oder verbissene Scholastiker sind. Sie gehen nicht von Feindbildern aus, sondern entwickeln ihre Gedanken, Thesen, Ideen positiv. * Das Heft erscheint monatlich: 72 S., ca. A4-Format, 5 €, www.publik-forum.de *R.S.*

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