Donnerstag, 31. Januar 2013

Gelesen: "Peggy Sue"


Wolfgang Welt heißt der Autor. Er wurde 1952 in Bochum geboren, studierte ein paar Jahre, war „Bierfahrer, Schallplattenverkäufer und Musik-Journalist, arbeitet als Nachtwächter zumeist im Schauspielhaus Bochum“ lese ich im Vorspann des Buchs, das 1999 im Heyne-Verlag erschien. „Peggy Sue“ beginnt mit dem Satz  „Etwa zwei Jahre nach unserer ersten Begegnung machte mir Sabine am Telefon Aussicht auf einen Fick, allerdings nicht mit ihr selber, sondern mit ihrer jüngeren Schwester.“ Ach Gott, denke ich, wieder so ein Bukowski-Jünger. Schon im ersten Satz Aussicht auf „das Eine“. Ich war einst großer Bukwoski-Fan, verschlang was ich vom dirty old man in  die Hände bekam, ABER: Das war mal. Ich lese weiter. Der Ich-Erzähler hat Sex-Probleme, die auch ich kenne; kein Grund ihn sympathisch zu finden. Welt erzählt mit Tempo, auf den Seiten ist was los. Er bzw. der Ich-Erzähler weiß, und das läßt mich nicht kalt, einiges über Pop-Musik, aber richtig interessant wird’s für mich erst, als es um Angstzustände geht (S. 24). Ich beginne mich mit der Figur anzufreunden, die Buddy Holly-Fan ist, Geschäftsführer eines Plattenladens wird und anfängt, Platten zu besprechen, u.a. für die ZS „Sounds“ und dabei Diedrich Diedrichsen wenn nicht kennenlernt, so doch in näheren Kontakt kommt. Von Diedrichsen las ich „Sexbeat“ und ein weiteres Buch, in dem es um moderne (u.a. Pop-) Musik geht. Ich halte den Mann für sehr kompetent. Aber während Diedrichsen sich in seinen Büchern vor allem als Musik-Fachmann präsentiert,  geht es Wolfgang Welt mehr um sich selber in Bezug auf Musik (vor allem als Buddy Holly-Fan), als Fuß-ball-Spieler und Ruhrpott-Bewohner. Ich bilde mir ein, Parallelen zwischen Welt und mir selber zu entdecken. Das ist vor allem die Begeisterung für Pop-Musik ab den frühen 60-er Jahren, dann das Schreiben. Außerdem wurde ich im gleichen Jahr geboren wie Welt. *** Auf dem Buch-Cover steht unter „Peggy Sue“ „ROMAN“. Ich bin nicht sicher, ob das die genaueste Kennzeichnung ist, für „Peggy Sue“ wohl schon, aber danach (ab S. 126) kommen noch weitere Erzählungen, die ähnliche Themen wie die Titel-Story aufgreifen („Buddy Holly auf der Wilhelmshöhe“; „Heinz Rudolf Kunze – Deutsche Lieder“ – Ich finde, es gehört MUT dazu, einen ziemlich bekannten Musiker derart in die Pfanne zu hauen, und das pointiert und mit Argu-menten; „Penguin Cafe Orchestra“; „Auf der Suche nach dem verlorenen Lou Reed“, „Motörhead – Kein Schlaf bis Hammersmith“ u.a.). *** Insg. 258 Seiten, preisgünstig bei Amazon erstanden; Ich finde Wolfgang Welts Buch sehr lesenswert für jeden, der sich für Beat-, Rock- und Pop-Musik interessiert und sich ein Gespür für „das Echte“  bewahrt hat. Welt kennt sich aus. Ich weiß, „das Echte“ ist ein Klischee. Aber dies trifft auch für das Leben zu bzw. für das, was ich für „lebendig“ halte. ***RS***

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