Dienstag, 5. März 2013

Der Job des Dämonisierens


Bei der Lektüre des SPIEGEL-Interviews mit dem Psychiater Borwin Bandelow ist mir beinah schlecht geworden. Der Ansatz dieses Mannes, psychopathologische Störungen mit dem endogenen EOS-System in Verbindung zu bringen, ist interessant, ja könnte im wissenschaftlichen Sinn evtl. sogar zu neuen Erkenntnissen führen. Wie dieser Ansatz im Verlauf des Gesprächs jedoch kolpor-tiert und auf Yellow Press-Niveau gebracht wird, ist unerträglich. Andreas Baader auf einem Niveau mit Frank Schmökel, Marc Dutroux und anderen zu lebenslänglich verurteilten Triebtätern. Aus RAF-Terroristinnen werden „gläubige Groupies“. Wir haben die Begriffe der „unsozialen“ und „asozialen“, Bandelow bereichert unseren Wortschatz um den der „anti-sozialen Persönlichkeit“. Grob vereinfachend wird dämonisiert „auf Deibel komm raus“. Hier passiert das Gegenteil von dem, was ich von Wissenschaft und Wissenschaft betreibenden Menschen erwarte, nämlich aufzuklären. Herr Bandelow, der sich offenbar einbildet, eine bahnbrechende Entdeckung gemacht zu haben  vergleicht sich mit Paul MyCartney und dessen Song Yesterday.  Das ist zum Lachen. Oder sollten kritikfähige, intelligente Leser besser weinen? * Mit diesem Artikel erreicht der SPIEGEL ein armseliges Niveau. Die Absichten, die dahinter stecken, scheinen klar. Wissenschaft mutiert zu Herrschaftswissen, das allein zu diesem Zweck „produziert“ wird. *   **RS**

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