Mittwoch, 6. März 2013

Kommune Niederkaufungen



Im „Alles wird schön“ in Heimfeld sprach ein Vertreter der Kommune Niederkaufungen (bei Kassel). Das Projekt gibt es seit 1986. Ca. 60 Erwachsene und 20 Kinder leben derzeit in der Kommune, die aus vielen Einzel-Projekten, Handwerksbetrieben usw. besteht. Einen ideologischen Überbau gibt es nur noch ansatzweise. Marxistische Gedanken wie: Eigner der Produktionsmittel zu sein, spielen eine Rolle (die Niedertaufinger Kommunarden sind Inhaber ihrer Betriebe), aber es scheint keine intensivere Auseinandersetzung mit linker Theorie zu geben. Daß die Kommune  trotz nie ganz ausbleibender innerer Konflikte, schon bald 30 Jahre besteht, ist eine Menge und darf als großer Erfolg gesehen werden. Sympathisch machte mir den Sprecher, daß er nicht nur von den Arbeitsbereichen erzählte, sondern andeutungsweise auch vom Miteinander. Die Neurosen, die durch die Kleinfamilie, repressive Erziehung usw. entstehen, werden durch eine andere Lebens-weise nicht automatisch aufgehoben. Es scheint da so etwas wie ein lebenslanges Arbeiten an den eigenen Defekten zu geben – wenn ich den Sprecher richtig verstanden habe. Zumindest aus eigener Erfahrung würde ich diesem Gedanken zustimmen. * Nicht sympathisch war mir, daß bei Erwähnung der Otto Muehl-Kommune, in der ich bis 1982 lebte, gleich massive Abwehr aufkam – als hätten alle dort lebenden Menschen schwere Delikte begangen. Die Frage, ob ein Kommune-Projekt wie in Niedertaufungen beeinflusst ist von anderen, noch größeren Projekten (in der Mühl-Kommune lebten zeitgleich bis zu 800 Kommunard-innen), sollte möglich sein. Über die Muehl-Kommune und die linksradikale Szene der 70-er Jahre schrieb ich ein Buch: "Das Paradies auf der Bratpfanne" (bod, isbn 3-905052-81-4) Nicht Verteufeln oder Dämonisieren bringen weiter, sondern Aufklärung und Gestaltung. * Auf der Website  der Libertären Harburg findet sich der schöne Satz „Die wirkliche Ursache von Aufruhr ist immer der Mangel an Glück“. Ich halte diesen Gedanken für beherzigenswert. * So machte ich mich, um positive wie nega-tive Eindrücke reicher, wieder auf den Heimweg ...  *RS*

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