Die
Juni-Ausgabe der Zeitschrift „eigentümlich frei“ trägt den Untertitel „Libertäre Strategien der Befreiung“. Herausgeber
Andre F. Lichtschlag versucht den Begriff des „Libertären“ abzugrenzen gegen
den der neueren politischen Bewegung der „Identitären“.
Als reiche diese anspruchsvolle Auslotung nicht, führt er auch noch das
polemische Wörtchen „Liberallala“
ein, mit dem er linksliberale Opportunisten meint. Der Mann ist wie ein
Rokoko-Fürst, der jedoch nicht über Schloß und Ländereien regiert bzw. regierlt,
sondern über einen ausufernden und permanent von ihm erweiterten Wortbezirk. Er
spielt mit Begriffen und begrüßt artig imaginäre Gäste, die sein Wortreich
betreten. Er brilliert mit Intelligenz, und noch mehr Intelligenz, und, als
reiche dies noch nicht, mit noch mehr davon. Er hört garnicht mehr auf mit
seiner Intelligenz-Schau. Ist er ein Genie? Aber daß er seinen Aufsatz „Eine Kultur- und
Klassen-analyse“ nennt „Und nebenbei noch
eine bescheidene Kampfansage“ finde ich neckisch und nicht ganz
ernst zu nehmen. Oder ist der Mann echt bescheiden?
Es stellt sich die Frage: Was kann der Leser von einem Heft erwarten, das stolz auf dem Cover
verkündet „Weder liberallala noch identitär – und schon
gar nicht politisch“? Nochmal: Ist Andre Lichtschlag ein Genie?
Oder ein –notorischer Besserwisser, der jeder ernsthaften „politischen“
Diskussion ausweicht, indem er Haare spaltet? Ein Links-Hegelianer im Gefolge
Max Stirners ist Lichtschlag nicht – oder täusche ich mich? Sein Essay „Eine
Kultur- und Klassenanalyse“ umschreibt etliche Schleifen und mäandert in einem
schier unendlichen Delta aus klugen Worten, die Gefahr laufen bzw. dabei sind,
zu Phrasen zu werden. Aber wenn ich etwas Wasser dazu gebe, aus ner Gießkanne, könnten
die Sätze und Begriffe noch 1 bißchen grüner werden und wachsen. Zwei Blumen
öffnen ihre Knospen, schauen sich an und wissen: „Wir werden uns nie berühren.“
Raimund
Samson
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