Samstag, 1. Oktober 2011

Hilka Nordhausen "Glücklichsein für Doofe"


Die Autorin war von 1976 bis 1983 Leiterin der "Buch Handlung Welt" im Karo-Viertel. Ihr Laden war DIE Anlauf-Adresse für Leute, die Underground- und Avantgarde-Literatur suchten. In der Marktstraße gabs nicht nur Bücher vom Feinsten, sondern auch regelmäßig Lesungen, Performances... und Künstler malten Wandbilder. Über Hilka Nordhausen kam ich in Kontakt mit einigen Autoren, die in den 90-ern auch in Wilhelmsburg auf Einladung des Kunstbüro lasen: Daniel Dubbe, Norbert Hinterberger, Kiev Stingl, Hilka selber. * Das Buch versammelt einige Prosa-Texte, die kurz vor ihrem Tod erschienen. Die Autorin beschreibt ihre von Sucht- und Beziehungs-Problemen geprägte persönliche Situation. "Glücklichsein für Doofe" ist über weite Strecken eine gnadenlose Abrechnung der Ich-Erzählerin mit sich selber. So etwas ist selten. Viele Künstler und Schriftsteller überlassen, so scheint es, die Erforschung ihrer auch von Krisen und psychischen Problemen geprägten Geschichte späteren Biographen. H.N. machte sich noch zu Lebzeiten daran. Es gibt doch noch, konstatiere ich als Leser, so etwas wie eine persönliche Wahrheit, im Sinne von erklärender, Dunkelstellen aufhellender Analyse. Ich kenne Künstler, die solche Aufarbeitung meiden wie der Teufel das Weihwasser. Wer untergräbt schon gerne den Mythos, den das eigene Werk bedeutet, durch Selbstkritik? * Die Erzählungen wirken mit ihrem ich sag mal dissoziativen Stil etwas holprig. Ob es sich dabei um zu Ende gearbeitete Prosa handelt oder um eine Fassung, die vom Herausgeber ihre letzte Form bekam, weiß am besten Michael Kellner, in dessen Verlag das Buch 1993 erschien. *R.S.*

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