Freitag, 9. Februar 2018

Psychose - BÖSE Blume(n)

Mich beschäftigen seit meiner Pubertät (Ende der 60-er Jahre) psychische Erkrankungen und Versu-che, damit kreativ umzugehen. Ich entwickle Denkweisen, in denen Krankheit in Beziehung zu Kreativität steht: Kreativität als ideeller Therapie-Raum. Stichworte: Aktivierung von Phantasie und Überlebens-Wille... Die Gedanken sind nicht neu: Es gibt seit Beginn der Kultur Seelsorger, Erzieher und Mediziner -früher "Schamanen" genannt-, die bei Psychosen vorsichtig im Verabreichen von Medikamenten waren (- auch weil es die heutigen Pharma-Erzeugnisse noch nicht gab) und da-rauf setzen, den Patienten aus sich heraus zu aktivieren. Statt "krank-"- oder "wahnhafte" Äußerungen zu diskriminieren und den Betroffenen zum Verstummen zu bringen, werden selbige als Möglichkeit gesehen, in einen Dialog zu treten und den Patienten und sein Bewußtsein zu erreichen. Empathie spielt eine wichtige Rolle - wobei es mitunter schwer ist oder unmöglich erscheint, sich in die Seele und das Denken eines psychotischen Menschen einzufühlen, der sich jedem Kontakt widersetzt. Malen, schreiben, bildhauern, Theater spielen: Etwas mit sich und den eigenen Phantasien, Ideen, Ängsten usw. machen. Es gibt hier gute, von Kompetenz geleitete, aber auch dilettantische Ansätze, indem zB die Nähe von "Genie" und "Wahnsinn" beschworen wird. Das kann kurzfristig zu einer Aufwertung des Kranken führen; er schöpft evtl. Mut und Selbstvertrauen, aber den Beweis, daß er ein "Genie" sei, bleibt er meist schuldig. Sehr intelligente Patienten durchschauen auch übertriebenes Lob als eher hilflosen Versuch des Betreuers, Sympathie oder Freundschafts-Status zu erlangen.

Ich gehe a) von Selbetbeobachtung, und b) von Erfahrungen aus, die ich in der Betreuung geistig behinderter bzw. in forensischer Psychiatrie festgehaltener Menschen mach(t)e. 
Therapie ist für mich kein von Wundern begleiteter Weg, sondern mit täglicher Arbeit ver-bundenes Tun und Denken. 
Zu meinem Denk-Modell gehört die Annahme, daß in einem Menschen neben (angeborenem) Harmonie-Streben auch die Möglichkeit besteht, in Gegensatz-Widerspruch zu der ihn umgebenden Welt bzw. Situation zu treten. Dies muß nicht Symptom einer psychischer Erkrankung sein, kann sich aber in diese Richtung entwickeln. In jedem Menschen -dies lässt sich schon bei Säug-lingen/Kleinkindern beobachten- steckt die Möglichkeit zum Widerstand (bei Kleinkindern unbe-wusst).
Ein Erwachsener kann sich gegen Ausgrenzung, Mobbing, Stigmatisierung zur Wehr setzen - wobei die Gefahr besteht, daß man durch Gegenwehr die eigene Situation noch verschlechtert, auch wenn man eigentlich "recht" hat und Protest und Gegenwehr logisch und naheliegend erscheinen.

     
 Jeder einzelne "Fall" ist wert, mit größter Sorgfalt untersucht und behandelt zu werden.
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