Sonntag, 29. Dezember 2013

Enttäuschungen 2013



Einige Erfahrungen, die ich in meinem Stadtteil machte, gingen mir nahe. Meine Nicht-Übernahme als Betreuer bei alsterdorf assistenz west im März war ein heftiger Tiefschlag. Zu nennen sind auch die Erlebnisse mit dem RIALTO-Kino, das im Sommer meinen Kunstbüro-Verein hängen ließ. Später wurde ich gar als Autor ausgeladen. Vom W.I.R., für den ich schreiben sollte und wollte, wurde der Vorfall totgeschwiegen. Feigheit und mangelnde Solidarität sind ein Symptom dieser Zeit. Ein anderes ist Dummheit. Es gibt viele Varianten und Ausprägungen davon. In diesem Fall verstehe ich darunter nicht mangelnde Intelligenz oder fehlende Bildung. Ich meine damit Instinktlosigkeit und Überheb-lichkeit. In den vergangenen Jahren war ich ein paar Mal im Blackferry-Laden in der Fährstraße. Ich finde die Leute nett, kaufe ein paar Kleinigkeiten, versuche ins Gespräch zu kommen. Seit sie einen riesigen englischsprachigen Aufkleber in der Tür haben, betrat ich den Laden nicht mehr. Wenn Du Rassist, Sexist, schwulenängstlich oder ein Arschloch bist, bleib draußen bedeutet, frei übersetzt, der Aufkleber. Wie kann man/Frau nur so überheblich sein? Diese Leute wollen, wenn nicht die Welt, so doch die Gesellschaft ändern. Wie können sie nur auf so selbstherrliche, hochmoralische Art eine potentielle Klientel vor den Kopf stoßen und aussperren? Die Blackferry-Leute sind –man wagt das Wörtchen kaum in den Mund zu nehmen- Anarchos?! Oder? ...  Was wollen die: Ihre Selbstgefälligkeit zur Schau tragen, die Menschen erziehen? Sie sind mir sympathisch, aber ich halte sie für dumm. Politisch dumm und ahnungslos. An gewisse Sekten erinnernd. Die, die eh anders drauf sind, lachen darüber. Die, die vielleicht tatsächlich „Rassistisches“, „Sexistisches“ etc. an sich haben + etwas kaufen wollen, verhalten sich unauffällig. Und lachen insgeheim. Hier wird eine reine, keimfreie, moralisch saubere und politisch korrekte Welt heraufbeschworen, die es nur in den Köpfen der Leute gibt. Sie werden nicht die Gesellschaft verändern, sondern die Anzahl der Heuchler vermehren. Politische Arbeit geht damit los, daß man die Leute, die man gewinnen und deren Bewusstsein man/Frau verändern will, versteht oder zumindest versucht zu verstehen. Anarchismus bedeutet für mich Inklusion, Einbeziehen. Selbstverständlich, ja vor Allem auch Andersdenkende. Ich kann mir kaum etwas Langweiligeres und Eintönigeres als eine Gemeinschaft vorstellen, in der alle das Gleiche denken und fühlen. ** Ich halte mir eine paar positive Eigenschaften zugute. Aber wie GUT, daß ich manchmal ein Arschloch sein kann. OHNE das geht ein Individuum in einer Gesellschaft, in der Heuchelei, Feigheit und Opportunismus als Tugenden gelten, zugrunde. In dieser Stadt, auch in Wilhelmsburg, herrscht knallharter Egoismus. Totale Konkurrenz. Gerade die Sensibelsten und Weich-sten müssen eine gewisse Härte trainieren. Um zu überleben.       **RS**

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