Montag, 5. Oktober 2015

Der Schriftsteller Richard Wagner

Bin ziemlich überrascht von diesem Buch. Ich hatte es für 1 €uro als "Mängelexemplar" erworben - bei dem Preis "kann man nichts falsch machen". Erwartet hatte ich öde Musik-Theorie, vielleicht ein paar genialische Geistes-Blitze. Tatsächlich ist der Schriftsteller besser als das negative Bild, das ich von ihm hatte. Dem Mann geht der Ruf voraus, ein übler Antisemit gewesen zu sein. Davon finde ich hier nichts, auch nicht "unbewussten" Antisemitismus, der bei heutigen Judengegnern eine große Rolle spielen soll. Im Gegenteil. Einer der ersten Förderer Wagners war der deutsch-jüdische, im frühen 19. Jahrhundert auf dem Gipfel des Ruhms stehende Opern-Komponist Giacomo Meyerbeer. Den in diesem Band versammelten Schriften zufolge muß Wagner ein sehr impulsiver wie auch offener Mensch gewesen sein. Klar, er schreibt sehr geschickt, teilweise schmeichlerisch potentielle Förderer an, die ihm aus schweren Geldnöten helfen sollen. Das macht ihn nicht besonders sympathisch, ist aber auch nicht ehrenrührig. Außerdem: Ohne finanzielle Unterstützung durch diverse Gönner hätte der Komponist seine großen Werke wohl nicht geschaffen. Wagner war der denkbar größte Beethoven-Verehrer - seine Erzählung, wie er, mit beträchtlichem Aufwand und viel Geduld, es schaffte, den großen Komponisten in Wien zu treffen, ist spannend geschrieben. Richard Wagner war ein bedeutender Musik-Fachmann. Das zeigen diese Schriften. Er weiß komplexe Probleme in der Musik und Zusammenhänge zwischen Komposition und Dichtung klar und verständlich zu schildern - ohne Schwulst oder schwärmerische Gefühlsseligkeit. *  
                                                                                                                                           *RS*      


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