Freitag, 20. April 2012

Gott spielen

„Mutti! Muuutttiii!“ – „Was ist denn, mein Junge?“ – „Ich hab heute im Bus den Mann mit der Schie-bermütze gesehn!“  - „Welchen Mann meinst Du, Kevin?“ -  „Den von unserm Kurs. An der Schule. Der Mann ist aber nicht gekommen!“ - ??? – „Der Kurs sollte im Februar anfangen. Mit Holz arbeiten, sägen, basteln. Ich war doch angemeldet Aber der Mann kam nicht. Zweimal hintereinander nicht.“ -  „Ah, jetzt erinnere ich mich.“ – „Ich hab den im Bus gesehn.“ – „Bist du sicher?“ -  „Klaro. Der wohnt auch in Wilhelmsburg.“ – „Woher weißt du das?“ .„Von Jens. Der wohnt in der Fährstraße“. – „Also daß der einfach nicht gekommen ist, finde ich nicht gut. Hätte ja wenigstens absagen können.“  *** Ich male mir ein Szenario aus, das so ähnlich stattfinden könnte.  Der Ort, wo der Kurs stattfinden sollte, ist die „Schule an der Burgweide“ in Kirchdorf. Der Kurs-Leiter, der nicht erschien, bin ich.  Weitere Beteiligte: Die stellv. Schul-Leiterin Frau Wedding-Morgen und die Rektorin Frau Landfrau.  * Im Herbst letzten Jahres bewarb ich mich für eine Honorar-Tätigkeit an dieser Schule. Es kam zu einem Gespräch mit Frau Wedding-M., die mich später bat, ihr noch ein Foto sowie einen Kurz-Text zuzusenden. Dann hörte und sah ich monatelang nichts mehr.  Bis ich eines Tages eine mail bekam, weshalb ich den Kurs schon zweimal habe ausfallen lassen. Ich fiel aus allen Wolken. Ich hatte weder eine mündliche noch schriftliche Zusage bekommen. In der mail der stellv. Schul-Leiterin wurde ich aufgefordert, mich bei Frau Landfrau, der Schulleiterin, zu melden. Ich rief an, aber Frau L. war nicht zu sprechen.  Am selben Tag traf eine weitere mail von Frau W-M. ein, mit dem Tenor: Sie hoffe, es werde diesmal klappen. Am Mittwoch solle der Kurs stattfinden.  * Am Montag rief ich in der Schule an, um ein paar Einzelheiten zu erfahren: Wieviele Schüler nehmen teil, um wieviel uhr sollte ich da sein usw. Ich erreichte auch tatsächlich die stell. Leiterin – die mir nach wenigen Worten jedoch mitteilte, daß sie jemand anderen für mich gefunden hätten. Erneut fiel ich aus allen Wolken.  Die gleiche Frau, die kurz zuvor noch ihre Hoffnung ausgedrückt hatte,  daß der Kurs nun mit mir als Leiter losgehen werde, ließ mich nun wie einen Deppen abblitzen?  ***  Ich beschwerte mich bei der Schulbehörde. Und telefonierte mit einer sehr freundlichen und kooperativen der Dienstaufsicht. Nein, normal sei solch ein Verhalten im Hamburger Schulbetrieb nicht, sagte sie mir. Später bekam ich noch einen Brief , in dem die gute Frau ihr Bedauern auch schriftlich ausdrückte.  *** Natürlich frage ich mich, wieso Frau W-M mich zu einem Bewerbungs-Gespräch einlud – um mich dann in dieser Weise vorzuführen und abblitzen zu lassen. Fehler passieren, Frau W-M könnte im Streß gewesen sein und daher vergessen haben, mich zu informieren. So etwas kann vorkom-men. Unangenehm, aber verzeihlich. Aber wenn sie nur vergaß, die Information weiterzugeben und dann per mail bekräftigt, daß der Kurs mit mir stattfinden soll: Wieso teilt sie mir dann 2 Tage später etwas ganz Anderes mit? *** Ich frage mich, was wohl die Kinder denken, die sich auf mich gefreut hatten. Meinem Ruf wird diese Sache zumindest nicht gut getan haben.  *** Ich habe eine Erklärung für das unverständliche und, vorsichtig ausgedrückt, grob unhöfliche Verhalten:: Die st.v. Schul-Leiterin ist Beamtin.  Menschen im Beamten-Status können in Deutschland bekanntermaßen tun und lassen, was sie wollen. So dämlich, daß sie ihren Beamten-Status verlieren, können sie garnicht sein. Aus irgend einer Laune heraus ließ mich Frau Wedding-Morgen antanzen – und aus einer anderen Laune heraus wieder abblitzen. Daß von ihr keine Entschuldigung kam, bestärkt mich in meiner Annahme. Beamte befinden sich oftmals in einer  Macht-Position. Da ist die Verfüh-rung, Gott zu spielen, groß.  *** „Lernen ist Zukunft“ lautet das Motto der Schule an der Burg-weide. Ich würde mir wünschen, daß nicht nur die Kinder zum Lernen angeleitet werden, sondern daß auch die Lehrer noch etwas lernen. In diesem Fall: Sich für einen Fehler zu entschuldigen.   

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