Dienstag, 10. April 2012

Günter Grass im Kreuzfeuer


Die Meinungsäußerung des Schriftstellers polarisiert nach wie vor die Politik und Kultur-Szene. Bei den diesjährigen Ostermärschen wurde die Grass-Invektive fast durchgehend positiv auf-genommen, wie TV- und Presse-Berichten zu entnehmen ist. Aus Israel wurde Grass ein Einreise-verbot erteilt. Dies dürfte den Mann wenig jucken. Er hatte nicht vor, das Land zu besuchen. Auch in Israel gibt es Menschen, die die Reaktionen auf Grass Gedicht für überzogen halten. „Es ist antisemitisch, darauf zu bestehen, dass Israel in Deutschland nicht kritisiert werden darf", sagte Uri Avnery. Israel wolle mit denselben Maßstäben wie andere Staaten gemessen werden. "Jede Einstellung, die besagt, dass Israel eine Art Sonderbe-handlung haben muss, ist antisemitisch", sagte er. Es sei völlig unnötiger politischer Krawall, dass Deutsche und Israelis jetzt darum wetteiferten, "wer kann Grass mehr beschimpfen, und wer findet extremere Ausdrücke für ihn." *** Der Jerusalemer Geschichtsprofessor Moshe Zim-mermann wertete das Einreiseverbot als "Versuch von Zensur". Grass habe mit seinem Gedicht der israelischen Politik "die ideale Vorlage" geliefert, um das Bild zu pflegen, Israel sei von Feinden umzingelt. "Die Reaktion aus Jerusalem zeigt, wie groß der Bärendienst ist, den Grass der Sache des Friedens erwiesen hat", sagte Zimmermann. *** Auch der israelische Journalist Tom Segev nannte den Schritt des Innenministers "absolut zynisch und albern". Er rücke Israel "in die Nähe fanatischer Regime - wie etwa Iran". (Zitate aus SPIEGEL.online) *R.S.*

Keine Kommentare: