Mittwoch, 7. November 2012

Jesus auf der Elb-Insel

Ich nahm an einer lebhaften, interessanten Runde teil. Es wurden verschiedene Themen besprochen, die zumeist einen direkten Bezug zum Stadtteil hatten. So ging es etwa um häusliche Gewalt. Was kann ein Außenstehender TUN? Sollte ein Hausbewohner eingreifen? Eine junge Frau erzählte, daß in einem Seminar empfohlen wurde, sich mit einem Druck auf den Klingelknopf an der Wohnungstür bemerkbar zu machen. Einwand: Solch eine "gut gemeinte" Intervention könnte genau das Gegenteil bewirken, nämlich eine Eskalation heraufbeschwören. Wer hat es schon gern, wenn sich Leute von außen in private Angelegenheiten einmischen. Frage hier: was ist "privat"? - Sollte man/Frau besser nichts tun? Vorschlag: Von Fall zu Fall entscheiden. Es gibt keine allgemein gültigen Richtlinien. Mein Vorschlag: Persönliche Kontaktaufnahme ist besser, als die Polizei zu verständigen. Staatliche Gewalt sollte nur im Extremfall eingeschaltet werden. *** An der Runde teil nahm auch ein Mann, der sowohl als evangelisches Gemeinde- wie auch SPD-Mitglied in diversen Vereinen und Gremien (IBA u.ä.) tätig ist und mitmischt, wo es nur geht. Dieser Herr zog -ohne erkennbaren Bezug zum gerade aktuellen Thema- plötzlich einen Trumpf aus dem Jackenärmel: JESUS. Es gebe, so argumentierte er zu meiner Überraschung, kein Beispiel dafür, daß JESUS jemals gegen weltliche Autorität aufgestanden sei. Jesus habe nie die Herrschaft der Römer in Frage gestellt. Ein anderer Herr unterstützte ihn mit dem JESUS-Zitat (?): "Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist". Mir fiel adhoc ein, daß Jesus einst die Händler aus dem Tempel vertrieb. Für m ich ist so ein Verhalten Ausdruck von Opposition. War Jesus ein Rebell? In meinen Augen: JA. Offenbar wird und wurde er schon immer (??) auch ganz anders gesehen. Die CDU schmückt sich sogar mit seinem Namen - diese Partei dürfte wohl niemand als rebellisch, gegen herrschende Werte gerichtet einschätzen. Dies gilt ähnlich für die SPD und die Grünen. * Es wäre interessant zu untersuchen, wie unsere Kirchen zu den tief greifenden Veränderungen stehen, denen dieser Stadtteil seit einigen Jahren unterworfen ist. Ich kann mich nicht erinnern, daß es irgendeinen Protest durch die Kirchen gegen das Fällen von 5-6000 Bäumen, die Vertreibung von 500 Schrebergärtnern, gegen die Schließung des Parks beim Ortsamt gegeben hätte. - Und unser SPD- und IBA-Mann beruft sich für den ausbleibenden Protest gar auf JESUS. So scheint mir. Clever? *** Mein Fazit: Es geht bei den Umwälzungen in diesem Stadtteil, Gentrifizierung etc. nicht um Nächstenliebe, sondern um MACHT. Gehen staatliche und kirchliche Macht nicht gemeinsam vor, "Hand in Hand"? Es wäre mal interessant, die Vorgänge mit Blick auf die Kirchen genauer zu untersuchen, meint el Bloggero  *R.S.*   

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