Mittwoch, 18. Januar 2012

Terese Schulmeister: FLESH FLASH



War im Anfang das Ei - oder das Huhn? Oder: war erst der Hahn da - und dann die Henne? Die Gemälde der (österreichischen) Künstlerin erzählen kleine Geschichten, vielleicht darf man sagen Gleichnisse. Zu einem GROSSEN Thema. Auf den ersten Blick ähneln etliche der Werke Bildern Otto Mühls, die in seinem Gefängnis-Tagebuch abgedruckt sind. Nach dem zweiten Hinsehen denke ich: Die Künstlerin tritt das Erbe Mühls an, wandelt in den Spuren des Mal-Meisters Otto. Der hat allerdings nicht die gleiche Schuhgröße und bevorzugt eine andere Gangart. * Das Thema Sexualität fliegt einem allmählich zum Ohr hinaus; zum Glück sind die Schulmeister-Bilder erfri-schend un-perfekt. Hier wird noch - immer noch - gemalt. Mit dem Pinsel gefochten. UND halt ERZÄHLT. „es geht um eine philosophie der sexualität, die den körper und seine funktionen bejaht und die extase als psychophysisches ereignis zum Thema macht. Es geht um transparenz und die entwicklung einer nie abgeschlossenen aufklärung meiner gefühle, wunsch-vorstellungen und tabus zu objektivieren und zur bildlich verdichteten klarheit und einfachheit zu kommen, zu einer logik des körperlichen, die ohne metaphysik auskommt“, beschreibt die Schul-meister ihren Anspruch. * Im Vorwort trägt Eva Maltrovsky viele kluge Bemerkungen bei, um die Brücke zu feministischer Kunst zu schlagen, und erwähnt u.a. die großartigen Maria Lassnig, Valie Export und Pipilotti Rist. Künstlerisch befindet sich T.S. auf einem anderen Boot. Sie gehörte zu den Protagonistinnen der AA-Kommune Mühls; dort ging es auch um Emanzipation, Frauen-Emanzipation, auch wenn die Medien diese Tatsache oft übergingen und in ihrer Berichterstattung meist auf den Unhold Mühl fixiert waren. Heute habe ich den Eindruck bei vielen sog. postfeministischen Künstlerinnen bzw. postmodernen Feministinnen (dazu zähle ich weder T.S. noch andere im Vorwort erwähnte), daß es nicht mehr um „Kampf gegen Unterdrückung“ oder „patriarchale Bevormundung“ geht, sondern – um die Absicherung von neuen Privilegien und Rache am „bösen Mann“. Die post-feministische Emanze will sich nicht mehr mit Fragen herum-quälen, wer oder was zuerst da war, sondern hat pragmatisch nur noch eines im Sinn: ihre KAR-RIERE. ** Vom ganz genauen Hinsehen auf Details der Bilder zwickt dem Blogger leicht das rechte Aug; deshalb klappt er den Katalog (50 Seiten) zu und schickt per Gedanken der Künstlerin einen kurzen Gruß ( ... ) + schaut, was gerade noch so auf dem Schreibtisch liegt. Das nächste Buch bitte! --- * Die Schulmeister experimentiert m.E., hat eine Bandbreite von Ausdrucksformen + ist nicht auf einen Mal-Stil o.ä. festgelegt. Sie empfängt übrigens Besuch: Auf ihrer Homepage: www.tereseschulmeister.at *** Nachtrag 19.1.: Ein Bekannter findet meine Bemerkungen "inte-ressant", fragt aber, wenn ich "gegen Karriere" sei, was ich denn "statt dessen vorschlage". :: Die Frage ist berechtigt ... eine kurze Antwort habe ich nicht. Natürlich wünsche ich ... Leuten-Menschen-Künstlerinnen, die ich gut finde, ERFOLG. Erfolg + Karriere sind aber zweierlei. Vorläufiges Fazit: Das Thema ist sehr komplex. Meine Blogs sind nichts weiter als Statements, relativ schnell geschrieben, geben eine Meinung wieder. Mehr nicht. *** *R.S.*

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