Mittwoch, 15. Februar 2012

Das geschenkte Gesicht


Hurra. Der unbekannte, nein: DIE unbekannte VerehrerIN hat wieder etwas vor meine Haustür gelegt. Diesmal drei Bücher. Eines davon trägt den Titel „Das geschenkte Gesicht“.

Apropos ... Da fällt mir eine Geschichte ein:

Es war einmal ein Mann, der sein Gesicht verlor. Die seltsame Sache geschah wie aus heiterem Himmel. Er Mann stand vor dem Spiegel, nahm seinen schönen Echthorn-Kamm, fuhr sich schräg damit nach hinten durchs Haar – und musste feststellen, daß er sein Gesicht nicht sehen konnte. Es war verschwunden! Erst war er irritiert, dann, nach mehrfach vergeblichem Hinschauen erfasste ihn Panik. Seine Finger berührten Nase, Wange und Kinn. Er spürte sie. Diese Teile seines Gesichts fühlten sich an wie immer. Aber wieso konnte er sie nicht mehr SEHEN? Am Spiegel konnte es nicht liegen. Er hing an der Wand vor ihm, ohne Beschädigung, ohne Kratzer.

Eigentlich hatte er an diesem Nachmittag noch einkaufen wollen, aber nun war er so unsicher, daß er die Besorgungen verschob. Im Kühlschrank lagen noch ein paar Dosen Fisch in Senfsauce, außer-dem hatte er reichlich Brot, Marmelade, Wurst und Käse vorrätig. Und verdursten würde er auch nicht. Im Keller stand ein Kasten Bier.

In diesem Aufzug, ohne Gesicht, wollte er lieber nicht auf die Straße gehen. Die Leute würden glatt die Polizei rufen, oder die Feuerwehr. Oder, noch schlimmer: Männer in weißen Kitteln, die bei ihm klingeln und freundlich mit ihm reden würden, um ihm dann, wenn er einen Moment unachtsam wäre, einen blauen Sack überzustülpen und in einen unauffällig gestrichenen Krankenwagen zu bugsieren.

Nein Danke! Diese Prozedur wollte er sich ersparen.

Am besten wäre, wenn er früh ins Bett ging und schlafen würde.

Vielleicht würde er am nächsten Morgen aufwachen, in den Spiegel schauen – und alles an ihm wäre wieder normal.

*** Fortsetzung folgt. *** *R.S.*

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