Samstag, 8. Dezember 2012

Ralph Boes bei Maischberger


BILD tituliert ihn als „Deutschlands frechster Hartz-IV-Schnorrer“. Ralph Boes war am Dienstag Gast in Andrea  Maischbergers Talk-Runde. Ich fand ihn nicht frech, sondern mutig. Boes tritt für seine Forderung „Bedingungsloses Grundeinkommen“ ein, hält Vorträge, für die er teilweise sogar Geld bekommt.  Zuletzt kürzte ihm das Jobcenter sogar seine Bezüge bis auf 37,40 €, zwang ihn somit quasi zu hungern. Boes ist bereit, auch Jobs von Ar4ge anzunehmen – aber sein Engagement, der Eintritt für seine Ideen ist ihm noch wichtiger. Er bietet seine Vorträge auch Jobcentern und deren Mitarbeitern an – bisher wurde er aber noch nicht eingeladen. Kein Wunder! Zwischen unseren staatlichen Institutionen und Menschen mit eigenen Ideen bestehen Berührungsängste. Bequemlichkeit spielt wohl auch eine Rolle. 2009 organisierte ich mit dem Kunstbüro Wilhelmsburg eine Wanderausstellung mit Bildern und Skulpturen von etlichen 1€-Jobbern. Zur Vernissage in der Wilhelmsburger Honigfabrik lud ich auch das für diesen Stadtteil zuständige Jobcenter ein. Niemand kam. Ich bekam noch nicht einmal eine Antwort auf meine Einladung. Dies ist auch ein Problem: Daß Ansätze, etwas an der schwierigen Lage zu ändern, nicht ernst genommen werden. So ähnlich erging es bisher auch Ralph Boes. Zu hoffen ist, daß er durch die Fernseh-Sendung nun mehr Respekt erfährt – auch wenn BILD genau das verhindern will. * Änderungen in der Gesellschaft gehen immer von einzelnen Menschen aus. Es braucht Zivil-Courage, um zu unbequemen Meinungen zu stehen. Natürlich kann man auch Leute verstehen, die für Niedriglöhne arbeiten gehen und sauer sind, wenn andere nicht dazu bereit sind. – So ist DEMOKRATIE. Es geht darum, daß auch Außenseiter, Nicht-Privilegierte die Möglichkeit bekommen, ihre Position, ihre Ideen zu äußern. * Ich arbeite seit 1989 „ehrenamtlich“, organisiere Lesungen, Ausstellungen, gab Zeitschriften und Anthologien heraus usw.  Dafür bekam ich nie ein offizielles Wort der Anerkennung. Mein Versuch, diese Arbeit dem für mich zuständigen Job-Center als ernst-zunehmende Tätigkeit zu erklären, fand keine Reaktion. *** Ich empfehle meinen Lesern, sich die Talk-Runde im Internet noch einmal anzuschauen. * Ein Video-Clip fordert, „auch ehren-amtliche Arbeit als Arbeit aufzufassen“.  Dem kann ich mich nur voll + ganz anschließen.         **RS**  

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