Mittwoch, 11. Mai 2011

Leserbrief an das Wilhelmsburger Wochenblatt


Sehr geehrte Redaktion! Es gibt offenbar nichts Wichtigeres mehr als ZOMIA. In der Nr. 18 Ihrer Zeitung waren gleich 2 Artikel zum Thema abgedruckt. Von einem anfangs mit Argwohn beäugten Fremdkörper haben sich die Bauwagen-Leute inzwischen zu everybody's darling gemausert. Die IBA machte ihr Platz-Angebot öffentlich, das Bezirksamt verlängerte die Duldungs-Vereinbarung - ja sogar die CDU konkurrierte im Wellness-Rennen. Die Projekte, Aktionen, Initiativen ansässiger Künstler, Kulturschaffender vor Ort sind offenbar nicht inte-ressant genug, um darüber zu berichten. Vor allem, wenn Kritik an der IBA oder igs geäußert wird. Im Wochenblatt # 18 stand u.a. ein Bericht über eine ZOMIA-Demonstration im Schan-zen-Viertel. So etwas wünschte ich mir auch einmal: Artikel über eine Aktion oder Ver-anstaltung des Kunstbüro Wilhelmsburg, die nicht auf der Elb-Insel stattfindet. Wir stellten im vergangenen Jahr 6 Wochen lang im Stadtmuseum Wedel aus. Im Wochenblatt las ich nichts darüber. Schon etwas länger ist unser Projekt "Nordbahn-Galerie" her. Ein ganzes Jahr lang (!) zeigten wir Bilder in den fahrenden Zügen der Linie Bad Oldesloe-Neumünster (und zurück). Rund um die Uhr. Es gab eine Reihe Ztg.-Artikel darüber. Nur die hiesigen Medien, darunter auch das Wilhelmsburger Wochenblatt, fanden das Projekt nicht erwähnenswert. Dabei machten wir mit dem Ausstellungs-Projekt auch Reklame für diesen Stadtteil. Offenbar nicht spektakulär genug! ... * Zum Head-Liner der # 18: Sehr gut finde ich die Idee der woh-nungsuchenden Frau Igla, für wenig Geld einen alten Bauwagen zu kaufen und sich damit auf den ZOMIA-Platz am Ernst August-Kanal zu stellen. Auch wenn der zuständige Bezirksamt-Mitarbeiter ablehnte - vielleicht kommt mit diesem Antrag Bewegung in die Angelegenheit. Ich kann nachempfinden, wie alteingesessenen WilhelmsburgerInnen zumute ist, die nach 20 oder 30 Jahren aus ihren Schrebergärten vertrieben werden. Sie müssen miterleben, wie junge Platzbesetzer, die aus jot-we-de anreisten, hofiert werden. Ältere Menschen werden offenbar als Auslauf-Modell angesehen, mit denen nicht viel Federlesens gemacht wird. * Die Bauwagen-Leute sind am Zug. Nicht nur ich erwarte, daß sie in glaubwürdiger Weise zeigen, daß sie bereit sind, ein engagierter und konstruktiver Teil des Lebens auf der Elb-Insel zu werden. * In der Fährstraße fand ich einen roten Aufkleber mit den Parolen "ZOMIA BLEIBT! RÄUMT EUCH DOCH SELBER! wir haben noch besseres vor." Absender: "http//zomia.blogsport.eu" Auch ich habe Sympathien für Menschen, die ihren eigenen Weg gehen und alternative Lebensweisen entwickeln. NA UND? Wenn ich solche Sprüche lese, vergehen mir die Sympathien. *R.S.*

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