Mittwoch, 4. Mai 2011

Urs Böke


Pragmatismus

Während sich die Szene
in Dortmund besoffen liest
liege ich im Bett
knabber am Knäckebrot herum
und trinke Tee
weil ich noch vor einer Stunde
Blut und Joghurt
ins Klo kotzte

Es war kein angenehmer
Zustand es
kam mir vor als käme es
aus allen Körperöffnungen
und selbst aus der Harnröhre
spürte ich es fließen

Dabei wäre ich gerne
in Dortmund anwesend
um zu hören wie
Möchtegern-Dichter
ihre Texte stottern
und das Publikum be-
schimpfen doch hier im Bett
scheint es mir sicherer

Und immerhin:
Ein mittelmäßiges Gedicht
ist dabei ja rausgekommen.

*** Das Urs Böke-Gedicht des damals 21-Jährigen publizierte ich 1996 in der Zeitschrift herzGalopp. Das Gedicht gefällt mir heute noch. Ich halte Böke für einen feinen Kerl, auch wenn er den Macker raushängt. OHNE KONKURRENZ wäre die Poetry-Szene LANGWEILIG. *R.S.*

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