Montag, 6. August 2012

Gore Vidal lebt


Letzten Dienstag starb in Los Angeles 86-jährig der amerikanische Schriftsteller Gore Vidal. Er war einer der letzten jener Sorte Literaten, „deren Prominenz weit über die Kultur-Szene hinausreichte“ (Stuttgarter Zeitung). Vidal war streitlustig, scheute selten Konflikte; er schuf sich Feinde und bot immer wieder Angriffsflächen, etwa bei seinen zahlreichen Auftritten in Talk-Shows. Er gehörte zu den US-Schriftstellern, wie Norman Mailer, die sich beharrlich in öffentliche Angelegenheiten einmischten. Störrisch, unnachgiebig, aber auch unterhaltsam. An ihm konnte man lernen, daß es sich lohnt, etwas zu riskieren. Man braucht dazu gute Nerven, Mut. Und Selbstsicherheit.  Vieles davon kann sich Mensch erarbeiten. Aber vielleicht täusche ich mich hier ein wenig: Wer einmal etabliert ist und Erfolg hat -beides traf auf Vidal zu- kann sich natürlich immer einiges herausnehmen.  Der „Spiegel“ beschreibt ihn als lauten, oftmals polternden Einzelgänger und Egomanen. - Egomanen gibts viele,  laut polternde weniger.  Und Welt online zitiert den Vielseitigen, der gerne für Irritation sorgte (auch wenn seine Aussagen eindeutig gegen das Establishment zielten), so: „Stil heißt, zu wissen, wer man ist, was man will – und sich dann nicht darum zu kümmern.“  Aber auch folgende Vidal-Worte wurden im Nachruf  ausgepackt: „Erfolg zu haben genügt nicht; die anderen sollen scheitern.“ ... Er konnte also auch ziemlich frech sein.  „Schnell schloß er Freundschaften, und gern überwarf er sich auch“. Die Zeitungen sind voll, im Internet finden sich jede Menge Berichte. *R.S.* 

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