Freitag, 25. September 2015

IHR - nicht WIR

Wilhelmsburg, malerisch von Norder- und Süder-Elbe umflossen, ist eine Hochburg der Gentrifizierung und political correctness. Momentan steht der pc-Ableger Willkommens-Kultur in Blüte. Trotz der Jahreszeit. Sie haben extra den Sperrzaun zwischen Harburger Chaussee und Spreehafen wieder aufleben lassen, nur um auf eine Tür zu schreiben: "REFUGEES WELCOME" - natürlich auf englisch. Denn wer möchte sich schon dem Verdacht aussetzen, ein Nazi zu sein, indem er deutsch spricht? Ich spreche diese verdorbene Sprache fast nur noch, wenn ich mit Narrenkappe aus dem Haus trete und niemanden von der Antifa sehe. Neulich kuckte mich einer in schwarzem Anorak mit schwarzer Mütze böse an, schwarz und böse, weil ich wagte, im 13-er Bus die Zeitung "Junge Freiheit" aufzublättern. Sein Blick war so haßerfüllt und leidenschaftlich, daß mein Blatt beinahe zu brennen angefangen wäre. Ja, Wilhelmsburg - ich war schon in Sorge, daß hier "links" von der SPD Leute ihren Mund aufmachen und sich kritisch-wild äußern könnten. Ich täuschte mich.  Anarchismus ist hier nur eine Spielart von Konformismus und bürgerlicher Konvention. Marco Moreno ist ein gutes SPD-Mitglied. Seine Kritik an Helmut Schmidt und dem Rialto-Kino waren nur Ausrutscher. Auf der Elb-Insel geht politisch alles seinen abgezirkelten Gang: Mittig, nett, vorprogrammiert, PC-kompatibel. Nur nicht aufregen! Das Monats-Magazin (W)IR gibt sich jede erdenkliche Mühe, endlich als SPD-Grünen-Sprachrohr anerkannt zu werden - aber GANZ klappt es noch nicht. Obwohl alles, was darin steht, Wort für Wort, Satz für Satz jedem SPD'ler, Grünen und, nicht zu vergessen, Kirchenvorstand der Evangelisch-Lutherischen aus dem Apparat getickt sein könnte. ** Am 10. und 11. Oktober gibt's wieder die Kunst- und Ateliertage. Mittlerweile 90 (!) Künstlerinnen nehmen daran teil. Was einige von uns schon länger ahnten - es wird endlich Gewißheit: Es geht nicht um Qualität, sondern um Quantität. Nicht auszumalen wage ich, was erst geschehen wird, wenn die magische 100 erreicht wird. Ich denke, daß die Kulturbehörde dann ein Faß aufmachen muß, mindestens. Vielleicht wird die Documenta nach Wilhelmsburg verlegt? Ach, träumen wir nicht zu sehr. Wie oft sind Träume NICHT wahr geworden! Aber daß die Elb-Insel ein Kuhkaff sei, in dem Opportun- und Konformismus herrrschen, DAS ist nur ein Gerücht. Nicht daß etwa einer auf die Idee kommt, daß unsere Revolutionäre, Weltverbesserer, Gutmenschen Spießer sind. Linke Spießer. Nein. Das soll wirklich niemand zu denken wagen. 
                                                                                                                                               *RS*


       

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