Montag, 7. Februar 2011

Besuch bei Zomia (2)


Am Samstag luden die WagenbewohnerInnen Nachbarn, Freunde und Interessierte zu einem informellen Treff ein. Ich nahm im gut geheizten Gemeinschafts-Wagen Platz, um mit einigen Zomia-Leuten zu plaudern. Es gab selbstgebackenen Kuchen und warme Getränke. Robert plant, eine Puppenbühne zu bauen. Das interessiert mich als ehemaligen Puppenspiel-Profi natürlich. Er will einen Fahrrad-Anhänger zum Transport von Bühne, Requisiten etc. bauen. Und dann am Straßenrand Auftritte inszenieren. * Ich erinnere mich: Bei einer Gastspielreise ins Wendland machte ich in den 80-er Jahren die Bekanntschaft mit einer Bauwagen-Siedlung, die gerade ein Puppentheater-Projekt startete. Sie spielten aus einem Wagen heraus. Mit von der Partie: Klaus der Geiger, ein sehr lebendiger, begeisterter Straßenmusiker und Alt-68-er Aktivist. Der Kontakt riß seinerzeit schnell wieder ab - ich weiß nicht, was aus den Leuten wurde. *
Vor wenigen Tagen wurde in Wilhelmsburg das Eckhaus Fährstr./Sanitasstr. komplett beschmiert. Ich halte solch eine Aktion, mit denen Unterstützung u.a. für Zomia demonstriert werden soll, für kontraproduktiv. Die anonymen Sympathisanten, die mit Sachbeschädigung und aggressiven Parolen nerven ("Die Stadt wird brennen") sollten überlegen, ob sie so den propagierten Zielen tatsächlich näher kommen. Der Normalbürger wirft Schmiererei und Zomia/Rote Flora leicht in einen Topf - auch wenn die WagenbewohnerInnen selbst nicht wissen, von wem diese "Unterstützung" kommt.
* Gedanken... : Im letzten w.i.r. wurde der Vorwurf erhoben, daß Zomia sich "strategisch" verhalte. Ich halte diese Kritik für dumm. Den Leuten bleibt garnichts anderes übrig, als strate-gisch vorzugehen. Wenn sie auf der Elb-Insel auf Dauer ein Bleiberecht bekommen, wenn sie sich hier verankern wollen, müssen sie Kontakte herstellen und Bündnispartner finden. Ohne Unterstützung durch Insulaner und Initiativen vor Ort dürfte es sehr schwer werden. Nach meiner Einschätzung gibt es seitens Zomia ein Potential, um mit positiven Impulsen das Leben in Wilhelmsburg zu bereichern. *

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