Freitag, 11. Februar 2011

Wahlen in Hamburg


In den 90-er Jahren montierte ich ein Foto aus einem Piraten-Film (Polanski?) mit dem Kon-terfei einer berühmten Dressur-Reiterin zu einer Collage. Hoffnungsfroher Titel: "Mehr Leben - Vom Ende der Dressur".
Übernächsten Sonntag wird in Hamburg über die Zusammensetzung der Bürgerschaft und der Bezirksversammlungen abgestimmt.
Am Mittwoch drückte mir ein junger Mann den "Kaperbrief" der Piraten-Partei in die Hand. Die 8 Seiten umfassende Broschüre enthält Gedanken und Ideen, die mir sympathisch sind. Die Förderung nach "transparentem Staat" liest sich gut. Es geht PRO freie Meinungsäußerung und gegen Zensur. Konsequenterweise solidarisieren sich die "Piraten" mit WikiLeaks. Diese Internet-Plattform verursacht mit der Veröffentlichung militärischer Geheimnisse der USA immer noch einen Riesenwirbel. In einem anderen Artikel setzen sich die Piraten kritisch mit der Hamburger Wohnungs-Politik auseinander, Stichwort "Gentrifizierung". Auch hier sammeln sie bei mir Pluspunkte.
Nicht wählbar sind für mich die Grünen, für die ich mich viele Jahre engagierte, angefangen in den 70-ern, als sie noch als "BI's gegen Atomkraftwerke" auftraten. In ihrer offenbar unausrott-baren Gier nach MACHT-nochmehrMACHT sind sie zu einer Mainstream-Partei verkommen, von deren einstiger Fundamental-Opposition nichts mehr zu spüren ist. Wenn man die giganti-schen Baumfäll-Aktionen in Wilhelmsburg sieht (2500?, 3000 Bäume?), die von der IBA, aber vor allem der igs durchgeführt wurden/werden, und zwar mit voller Rückendeckung durch die grüne Ex-Umwelt-Senatorin Hajduk und ihrem Anhang, kann ein naturliebender Mensch nur schreiend davonlaufen - oder resignieren?
Was mich zuletzt davon abhielt, zur Wahl zu gehen, war die Einsicht, daß es uns nicht an Politikern oder Parteien fehlt, für die der Bürger alle paar Jahre sein Kreuzchen machen kann. Stattdessen bräuchten wir mehr Menschen, die im Alltag ihren Mund aufmachen. Ich bin politik-müde. Ich fühle mich bei meinem täglichen Engagement, auch für künstlerische Projekte, schon lange von keiner Partei mehr vertreten.
Immerhin: Die "Piraten" sind es wert, sich zumindest ein paar Gedanken zu machen. Sie sprechen, last but not least, eine romantische Ader in mir an.
Die Gesamtliste ihrer KandidatInnen, die mir in der von der Stadt verschickten Broschüre "Musterstimmzettel" vorliegt, führt 26 Personen auf, in der Mehrzahl Männer. Der jüngste ist Jhg. 1992, der älteste Jhg. 1962 - also immer noch 10 Jahre jünger als ich.
Trotzdem: Wenn ich am 20. für eine Partei stimme, dann für diese. *R.S.*

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