Montag, 11. Februar 2013

Neidhammel


Ein Hamburger Künstler, mit dem ich per Mail kommuniziere, wirft mir strategisches Verhalten vor. Ich widerspreche da nicht. Als Außenseiter des Kunst- und Kulturbetriebs ergreife ich sogar Stroh-halme, um meine Ideen, Kritik, Stimmungslage zum Ausdruck zu bringen. U.a. nutze ich dafür auch meine Blog-Seite. * Mir fällt zum wiederholten Mal auf: Die „Schere zwischen arm und reich“, die „immer weiter auseinander driftet“, betrifft alle Bereiche dieser Gesellschaft, selbstverständlich auch die Kunst- und Kultur-Szene. Gerade die „soziokulturelle“ Szene bietet reichlich Beispiele für das besagte Gefälle. Die Tendenz ist seit vielen Jahren klar zu erkennen. Übrigens habe ich nichts dagegen, daß Künstler reich werden. Wenn einer mit seinen Bildern, Büchern, Skulpturen oder  Musik viel Geld macht, gönne ich ihm das. Natürlich sind Geschmäcker verschieden, aber um ein Beispiel zu nennen: Markus Lüpertz ist ein Künstler, den ich schätze und der eine Menge Geld hat. Er hat dieses Geld, weil er Bilder und Skulpturen verkauft.  Kann ich ihm nicht verübeln. * Etwas ANDERES ist für mich die ungleiche Verteilung und Bevorzugung innerhalb der sozio-kulturellen Szene. Diese Ungleichheit hat m.E. nichts oder nicht in erster Linie mit QUALITÄT zu tun, sondern mit Beziehungen, Seilschaften, Cleverneß. - Zurück zum Ausgangspunkt: Besagter Künstler, der bei mir strategisches Verhalten erkennt, schreibt u.a.: Eine Herrschaftsstrategie liegt auch darin, Neid zu säen.“  * Ich glaube, daß ich eine Menge tue, im positiven Sinn, für die Kunst- und Kultur-Szene. Aber es gibt offenbar auch Eigenschaften bei mir, die andere als negativ ansehen. Ich versuche großzügig zu sein. Aber manchmal bin ich doch neidisch. Ja, ich bin ein richtiger Neidhammel. Nicht nur, aber auch. Und möchte mich deswegen nicht schämen müssen.  ***  Der neue SPIEGEL enthält ein sehr interessantes Interview mit dem Historiker Hans-Ulrich Wehler. Er hält „das Auseinanderdriften von Arm und Reich für die gefährlichste Herausforderung, vor der Deutschland steht“. Der SPIEGEL gibt dem Mann kontra, aber Wehler beharrt auf seiner Meinung, die er in differenzierter Weise im Interview bekräftigt. Der SPIEGEL zitiert aus dem „aktuellen Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregeirung: „Die vorliegenden Daten belegen eine positive Entwicklung der Lebenslagen in Deutschland“. Wehler antwortet darauf: „Die Fakten des Berichts sind unumstößlich. Dennoch versucht die Regierung, mit solchen Phrasen die interpretatorische Hoheit zurückzugewinnen. Ein schönes Beispiel für die Verlogenheit der Politik“. *** Es gibt ein Buch von Hans Ulrich Wehler mit dem Titel „Die neue Umverteilung: Soziale Ungleichheit in Deutschland“,  192 S., 14,95 €.  Besonders spannend klingt der Titel nicht, ABER das Buch liefert wahr-scheinlich einige gute Argumente. Und DARAUF kommt’s auch an.  **Neidhammel**  

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