Liebe Infoladen-BetreiberInnen!
Ihr habt in eurem Schaufenster in der der Fährstraße einen schönen Spruch kleben. Den benutze ich frecherweise (?) für eine Collage, mit der auf meinen eigenen Verein hinweise, der seit 1989 in diesem Stadtteil und anderswo aktiv ist. Da ich/wir euch nicht per mail erreichen können, formuliere ich auf diesem Wege ein paar Fragen, die mir schon länger in der Seele glimmen.
Ihr protestiertet vor einiger Zeit mit einem Transparent, das wochenlang über eurem Laden hing (siehe mein Blog vom 30.12.2009), u.a. gegen "Ausgrenzung" und "Vertreibung". Mich nteressiert: Welche Erfahrungen machtet ihr bisher? + vor allem: Was macht ihr, wenn euch ein konkreter Fall bekannt wird? Gesetzt den Fall: Eine deutsche oder Migranten-Familie muß sich eine neue Wohnung suchen, weil die Miete zu hoch wird ... Setzt ihr euch mit denen in Verbindung - gewährt ihr vielleicht vorübergehende Unterkunft? Es gibt ja auch Obdachlose ...
Konkrete Hilfe im Alltag finde ich mindestens genau so wichtig wie das auf den Nicht-Eingeweihten radikal, aber abstrakt wirkende Anprangern von Mißständen.
Im letzten Jahr kamen 2 eurer Leute in den treffpunkt.elbinsel, eine Einrichtung zur Inte-gration von Behinderten. Sie wollten Unterschriften sammeln, da euer Laden gekündigt wurde. Ich setzte damals meinen Namen nicht auf die Liste, weil ich den ganzen Vorgang seltsam fand. Da zeigen Leute nie das geringste Interesse für diese Einrichtung - aber kaum haben sie ein Problem, wollen sie sie vor ihren Karren spannen.
Ich war schon ein paar mal in eurem Laden. Zum Essen. Es war nett, das Essen schmeckte. Einmal war ich auch da, um einen Offenen Brief an den IBA-Chef zu übermitteln. Beim nächsten Mal fragte ich nach, was mit meinem Schreiben passiert sei. Irgendwo wurde es in einem Gremium wohl angesprochen. UND? Weiter? Der nette junge Mann, mit dem ich sprach, wehrte die IBA mit dem Pauschal-Argument ab: "Die wollen nur INSTRUMENTALI-SIEREN".
::: Wenn es denn nur so einfach wäre ...
Wenn ihr Unterschriften sammelt gegen eine Kündigung, tut ihr damit nichts anderes als INSTRUMENTALISIEREN.
Ihr protestiert gegen "Vertreibung" und "Mieterhöhungen" in diesem Stadtteil. Ihr wißt sicherlich, daß es auf der Veddel und in Wi.burg Mietzuschüsse für Studenten gibt. Was machen die Studenten unter euch? Verzichten sie auf solche Zimmer und Wohnungen, in dem Bewußtsein, daß diese Mietzuschüsse als ein besonders griffiges/attraktives Mittel zur "Vertreibung" gehandhabt (instrumentalisiert) werden können?
Ich hatte euch ein paar mal eingeladen zu Abendessen u.a. Veranstaltungen meines Vereins, für den auch gilt: TRÄUME BRAUCHEN RÄUME. Nie kam jemand von euch, es gab keine Reaktion. Unsere Veranstaltungen stehen euch auch in Zukunft offen. Ihr bekommt aber keine spezielle Einladung mehr.
Was wollt ihr? Diesen Stadtteil ändern - am besten komplett umkrempeln?
Bevor ihr alles besser wißt: Schaut euch doch vorher erst einmal an, wer sonst noch hier lebt, arbeitet, träumt, initiativ ist.
Das vermisse ich bei euch. *R.S.*
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