Donnerstag, 3. März 2011

Zeitschrift - Rezension


"Massenmörder züchten Blumen" heißt ein Heft, das mir beim Aufräumen in die Hände fiel. Es entstand vor einigen Jahren anläßlich einer Gedenk-Veranstaltung für Erich Mühsam, den jüdischen Dichter, Kämpfer, Anarchisten, der 1934 von den Nazis ermordet wurde. Nicht nur der Titel ist tendenziös... In mir krampft sich etwas zusammen. Das Klischee des blumenzüchtenden Biedermanns, der als Nazi zum Massenmörder wird, ist bekannt. Ist dieses Heft eine "poetische" Schiene der Antifa? Außer insgesamt vier Gedichten enthält es vor allem Essays, literarisierendes Erlebnisschreiben und einige Rezis. Die Bezugnahme auf die Situationisten, Dada etc. in Erich Icons "Ein gegenkultureller Bilderbogen" ist interessant, wie auch Teile anderer Texte, aber mir fehlt eine ehrliche, die linksradikale Ideologie und Antifa selbst betreffende Analyse der Historie. Es ist allgemein bekannt, daß Antifa als Massenbewegung eine Erfindung von Stalin war, dieses noch heute von manchen verehrten skrupellosen Mörders und Machtmenschen. Leider sind die Gestalter des Heftes auf dem linken Auge blind, und arbeiten stur auf die bekannte Polarisierung rechts=böse und links=gut hin. Erich Mühsam verdient Aufmerksamkeit, Respekt und Liebe - aber ich glaube nicht, daß er diese Schrift, mit der seiner gedacht werden soll, gut geheißen hätte. Mühsam ist der Auseinandersetzung mit Gegnern und Feinden nie aus dem Weg gegangen, wie er auch als Anarchist die Forderung nach Freiheit und Freier Kommunikation stets vertreten hat, ohne sich vor den Karren politischer Führer spannen zu lassen. Diese "Antifa" arbeitet leider mit den Methoden, die sie ihren Gegnern ankreiden, d.h. mit Beleidigung und Denunzieren von Gegnern und Andersdenkenden. Mein Künstlersein und Denken basieren auf einer positiven Einstellung zum Leben und zu anderen Menschen, selbstverständlich auch Andersdenkenden. Das fällt manchmal schwer, ist aber unverzichtbar. Eine Aufarbeitung der Geschichte ist gut, aber bitte konsequent unter Einbeziehung der Verbrechen, die auch von einigen Linken begangen wurden. * Das Heft enthält kein Impressum, in dem Namen und mail-Adresse o.ä. der MacherInnen verzeichnet sind. Auch diese Anonymität ist ein typisches Merkmal dieser Szene. Paranoia ist vorprogrammiert. * M.z.B. ist/war zu beziehen über den Schwarzrotbuch Verlag, Rathenower Str. 23, 10559 Berlin. *

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